SCHLÜCHTERN / MKK
Schichtwechsel: Bundesweiter Aktionstag sensibilisiert für Arbeit mit Menschen mit Behinderung
Foto: BWMK
Freitag, 26.09.2025
Am Donnerstagmorgen (27. September) war Hochbetrieb in Babsis Café in Schlüchtern. Mittendrin zwei Frauen, die dort eigentlich nicht arbeiten. Sie tauschten für einen Tag ihren Arbeitsplatz im Rahmen des bundesweiten Aktionstags „Schichtwechsel“.
Die Idee dahinter ist simpel: Menschen in der Arbeitswelt neue Perspektiven bieten, sowohl für Menschen mit Behinderung, als auch für Menschen ohne. Organisiert wurde der Aktionstag von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM), nun schon das sechste Mal seit 2019. Auch das BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig) beteiligte sich erneut tatkräftig.
„Mit mehr als 20 Firmen und Betrieben, aus denen 30 Schichtwechsler in die Werkstätten kommen, und 38 Werkstatt-Beschäftigten, die eine neue Arbeitsumgebung kennenlernen, verzeichnen wir erneut eine Spitzenbeteiligung“, freute sich Sascha Schüßler, Leiter des Geschäftsbereichs Arbeit im BWMK. Auch bundesweit wächst die Aktion: Rund 2700 Beschäftigte aus Werkstätten und rund 2100 Kollegen des allgemeinen Arbeitsmarkts beteiligten sich dieses Jahr.
Ein Schichtwechsel für neue Perspektiven auf dem Arbeitsmark
Barbara Raab, Inhaberin von Babsis Café, weiß, wie wertvoll die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung ist. Seit acht Jahren beschäftigt sie eine entsprechende Mitarbeiterin in ihrem Team. „Das bringt Herausforderungen mit sich, schweißt uns aber auch als Belegschaft zusammen“, betonte Raab. Mit Menschen mit Behinderungen zusammenzuarbeiten, fordere ständig dazu auf, feinfühlig zu sein und respektvoll miteinander zu kommunizieren. „Davon profitieren wir alle“, so Raab.
Für die Schichtwechslerinnen war der Tag in der Gastronomie mehr als nur ein Perspektivwechsel. Elisabeth Herchenröder ist keine Unbekannte im BWMK. Sie hat schon in mehreren Betrieben gearbeitet und sich als Frauenbeauftragte engagiert. In der Gastronomie zu arbeiten, kann sie sich gut vorstellen. „Es macht mir viel Spaß“, erklärte sie nach dem Tag. Denn auch dazu dient der Schichtwechsel: um Brücken auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu bauen.
Inklusion als Selbstverständlichkeit
Auch andere Unternehmen der Region nahmen teil. Im chemisch-technischen Unternehmen Rohm und Werner in Sinntal-Sterbfritz ist Inklusion in der Arbeitswelt ebenfalls kein Fremdwort. Dort schaute sich Jonas Schlößler den Arbeitsalltag an. „Wir haben schon Vorbereitungen getroffen, um einen Mitarbeiter mit Behinderung zu beschäftigen“, betonte Betriebsleiter Raif Moaremoglu. Der Betrieb hatte bereits Erfahrung mit der Zusammenarbeit mit dem BWMK.
Vielfalt zeigte sich auch an der Bandbreite der teilnehmenden Unternehmen: von SFM medical devices in Wächtersbach, die medizinische Produkte produzieren, über den Maschinenbauer Mato aus Mühlheim bei Offenbach bis hin zur Hanauer Straßenbahn GmbH. Dort freute sich Paul Salamon auf seinen Schichtwechsel.
Bei Aquanesa in Bruchköbel wurde ebenfalls mitangepackt. Mark Schneeweis arbeitete dort mit vier Werkstatt-Beschäftigten an mobilen Sanitäreinheiten wie Waschbecken oder Duschzellen, die in Krisengebieten und Notsituationen zum Einsatz kommen. „Ich habe festgestellt, dass Menschen mit Behinderungen ihre Aufgabe sehr ernst nehmen und sorgfältig vorgehen“, berichtete er. Auch er kann sich vorstellen, langfristig Menschen mit Behinderung im Betrieb zu beschäftigen.
(red)