GELNHAUSEN / BERLIN
Peter Tauber will Brandmauer zur AfD aufweichen
Archivfotos: KN
Mittwoch, 15.10.2025
Wie umgehen mit der AfD?
Diese Frage spaltet die Union schon seit geraumer Zeit. Jetzt hat sich der ehemalige CDU-Generalsekretär und Gelnhäuser Politiker Peter Tauber (51) in der Debatte zu Wort gemeldet. Gemeinsam mit anderen prominenten Unions-Politikern fordert er einen neuen Umgang mit der Rechtsaußen-Partei.
„Die derzeitige Stigmatisierung hilft der AfD nur noch“, sagte der Tauber dem "Stern. Der Eindruck "Alle gegen die AfD" müsse vermieden werden. „Wir sollten deshalb über eine neue Politik der roten Linien nachdenken, die es dann aber auch erlaubt, Beschlüsse zu fassen, denen die AfD zustimmt.“ Ansonsten befürchtet Tauber angesichts der Stärke der AfD "parlamentarische Blockaden".
"Staatspolitisch notwendig"
Dabei hat er vor allem den Osten des Landes im Sinn. 2026 stehen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt Landtagswahlen an. In beiden Bundesländern ist die AfD aktuellen Umfragen zufolge die mit Abstand stärkste Kraft. „Wie soll es gerade im Osten noch zu nachvollziehbaren Mehrheiten kommen?“, fragt Tauber, der zwischen 2013 und 2018 unter Angela Merkel General war. Ein neuer Umgang mit der AfD sei daher "staatspolitisch notwendig". Diese müsse von einer Vereinbarung aller Parteien flankiert werden, „sodass nicht bei jedem Beschluss, der mit Stimmen der AfD zustande kommt, die Nazikeule geschwungen wird“, so Tauber weiter.
Mit seiner Meinung steht der Gelnhäuser in der Union nicht alleine da. In ein ähnliches Horn blies auch der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. „Entzauberung gelingt nicht durch Boykott“, sagte auch er dem "Stern". Auch der Historiker und Vorsitzende des unionsnahen Think Tanks „Repbulik21“, Andreas Rödder, plädiert für ein Ende der absoluten Abgrenzungsstrategie. „Je höher man die Brandmauer gezogen hat, desto stärker ist die AfD geworden“, sagte er. Er fordert: „Wenn die AfD rote Linien einhält und sich klar von rechtsextremen Positionen und Figuren abgrenzt, ist es den demokratischen Versuch wert, das Gespräch zu suchen und eine harte Auseinandersetzung in der zu Sache führen.“ (fh)