FULDA / MKK
Impuls von Stefan Buß: Ein Heiliger ist auch nur ein Mensch! Gedanken zum Fest Allerheiligen
Foto: Hendrik Urbin/KN
Samstag, 01.11.2025
Am heutigen 1. November wird das Fest Allerheiligen gefeiert. Wir schauen auf die vielen Heiligen, die die Kirche kennt – die Großen, deren Namen wir in unseren Kalendern lesen, und die unzähligen Unbekannten, die still und verborgen gelebt haben. Oft haben wir beim Wort „Heiliger“ eine bestimmte Vorstellung: strahlend, fehlerlos, makellos. Fast übermenschlich. Und dann kommt schnell der Gedanke: „So einer kann ich niemals werden!“
Aber die Wahrheit ist: Ein Heiliger ist auch nur ein Mensch.
Wenn wir auf das Leben der Heiligen schauen, entdecken wir keine perfekten Übermenschen. Petrus, der erste Apostel, war voller Zweifel, hat Jesus sogar verleugnet. Paulus, der große Missionar, verfolgte zuerst die Christen. Franziskus lebte als junger Mann ein ziemlich zügelloses Leben, bevor er sich bekehrte. Teresa von Ávila hatte einen scharfen Humor und konnte ungeduldig sein. Mutter Teresa kannte Zeiten der inneren Finsternis, wo sie Gott nicht spürte.
Heilige sind Menschen wie wir – mit Stärken und Schwächen, mit Brüchen und Zweifeln. Aber was sie auszeichnet: Sie haben ihr Leben von Gott verwandeln lassen. Sie haben Gott vertraut – nicht, weil sie perfekt waren, sondern weil sie wussten, dass sie ohne ihn verloren wären.
Genau das hören wir heute im Evangelium von den Seligpreisungen (Mt 5,1–12):
- „Selig, die arm sind vor Gott.“ – Nicht die Starken und Fehlerlosen sind selig, sondern die, die wissen, dass sie Gott brauchen.
- „Selig, die Frieden stiften.“ – Nicht die, die alles im Griff haben, sondern die, die Versöhnung wagen.
- „Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.“ – Nicht die Erfolgreichen, sondern die, die treu bleiben, auch wenn es schwer wird.
Heiligkeit bedeutet also nicht: keine Fehler machen. Heiligkeit bedeutet: mit meinen Fehlern auf Gott zuzugehen. Heiligkeit bedeutet: sich von seiner Liebe verändern zu lassen.
Vielleicht sitzt der nächste „Heilige“ gerade neben dir in der Bank. Vielleicht bist du es selbst – ohne es zu merken. Denn Heilige sind nicht nur die großen Namen der Kirchengeschichte, sondern auch die Mütter, die im Alltag treu ihre Familie tragen; die Väter, die Verantwortung übernehmen; die Alten, die geduldig ihr Kreuz tragen; die Jungen, die mutig ihren Glauben bekennen; die Menschen, die im Verborgenen Gutes tun. Allerheiligen ist deshalb ein Fest der Hoffnung: Wir alle sind berufen, heilig zu sein. Nicht irgendwann, wenn wir perfekt sind – sondern jetzt, mitten in unserem ganz normalen, oft unvollkommenen Leben.
Ein Heiliger ist auch nur ein Mensch. Aber ein Mensch, der sich von Gott gebrauchen lässt. Und genau dazu lädt uns dieses Fest ein: Gott unser Herz zu öffnen, damit er uns verwandeln kann. (red)