HESSEN
Weniger Lehrstellen – mehr Bewerber: Hessens Ausbildungsmarkt kippt
Symbolbild: jannonivergall/pixabay
Samstag, 01.11.2025
Der hessische Ausbildungsmarkt zeigt erneut ein Ungleichgewicht: Erstmals seit dem Ausbildungsjahr 2020/21 übersteigt die Zahl der Bewerber wieder das Angebot an Lehrstellen. Das geht aus der Bilanz zum Ausbildungsjahr 2024/25 hervor. Damit endet der Trend zu einem bewerberfreundlichen Markt.
Trotz des weiterhin bestehenden Fachkräftemangels bieten viele Unternehmen weniger Ausbildungsplätze an. Für das laufende Jahr wurden landesweit 32.468 Lehrstellen gemeldet – 2.200 weniger als im Vorjahr. Ein Rückgang um 6,4 Prozent. Nur in Frankfurt und Marburg stieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen.
Sinkende Ausbildungsplätze: Wirtschaft und Politik mahnen Engagement an
Gleichzeitig wächst das Interesse junger Menschen an der dualen Ausbildung. 36.273 Jugendliche suchten in Hessen einen Ausbildungsplatz, rund 1600 mehr als im Vorjahr. Besonders stark war der Zuwachs in Hanau, Marburg und Offenbach. Dennoch waren Ende September über 3600 junge Menschen weiterhin ohne Ausbildungsplatz.
Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, erklärte: "Mit Sorge beobachten wir ein zunehmendes Ungleichgewicht zwischen der steigenden Zahl an Jugendlichen, die Interesse an einem Ausbildungsplatz haben, und immer mehr Arbeitgebern, die ihr Angebot an Ausbildungsstellen zurückfahren." Es fehle an Engagement, Flexibilität und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten, so Martin.
Mansoori: "Fachkräfte fallen nicht vom Himmel!"
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori rief Unternehmen dazu auf, trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage weiter in Ausbildung zu investieren: „Fachkräfte fallen nicht vom Himmel. Wir legen heute damit das Fundament für die Wettbewerbsfähigkeit der Zukunft!“ Die Landesregierung will die duale Ausbildung weiter fördern. Neben Initiativen wie den "Praktikumstagen für Hessen" wurde auch der kostenfreie Meister eingeführt, um die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu betonen.
Mehr als die Hälfte der angebotenen Ausbildungsstellen setzt nur einen Hauptschulabschluss voraus. Viele Bewerber bringen jedoch höhere Abschlüsse mit. Sorge bereitet der wachsende Anteil junger Menschen ohne Schulabschluss, der inzwischen bei 2,5 Prozent liegt. „Wir werden versuchen, auch den bislang unversorgten jungen Menschen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln“, so Martin. „Realistisch betrachtet werden wir aber keinen Marktausgleich erreichen.“ (red)