BAD VILBEL
Magistrat benennt Straße um - aus diesem Grund
Foto: Stadt Bad Vilbel
Donnerstag, 04.12.2025
Als Anfang der 1990er Jahre ein neues Baugebiet in der Kernstadt in Bad Vilbel entstand und Wohnraum in der Nachbarschaft des ehemaligen Amtsgerichts errichtet wurde, mussten dort auch zwei Straßen benannt werden. Eine davon bekam den Namen „Hermann-Gmeiner-Straße“, benannt nach dem Gründer der „SOS-Kinderdörfer“. Nun wurden schwere Missbrauchsvorwürfe gegenüber Hermann Gmeiner bekannt. So soll er sich zwischen 1950 und 1980 schwerwiegend an Schutzbedürftigen vergangen haben. Aus diesem Grund hat der Magistrat beschlossen, die Umbenennung der Straße einzuleiten.
„Die SOS-Kinderdörfer sind ein Segen für viele Kinder weltweit. Hier erhalten sie Schutz, Bildung, regelmäßige Speisen, aber allen voran auch Geborgenheit. Dass dieser ehren-werte Ansatz ausgerechnet vom Gründer dieses Projekts torpediert und umgekehrt wurde, ist traurig und macht wütend zugleich. Wir waren uns im Magistrat daher einig. In Bad Vilbel kann eine Straße nicht nach einem Menschen benannt bleiben, der sich körperlich und sexuell an Schutzbedürftigen vergangen hat“, erklärt hierzu Bürgermeister Sebastian Wysocki.
Im Rahmen des Opferschutzverfahrens von „SOS Kinderdorf Österreich“ wurden diese Taten bekannt. Hier wurden sie bereits anerkannt und die betroffenen Opfer auch entschädigt. Die weltweite Föderation der SOS Kinderdörfer hat den österreichischen Verein derzeit suspendiert, da dieser im Zusammenhang mit den Taten eine mangelhafte Kommunikation aufwies und offene Fragen hinterließ. „Leider wurden die Taten erst jetzt bekannt, obgleich sie bereits in den Jahren 2013 bis 2023 in Österreich gemeldet wurden. Direkt nach Bekanntwerden der Fälle haben wir nun aber gehandelt und senden damit auch ein klares Zeichen, dass Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ein schweres Gewaltverbrechen ist. Dass dies von einem Menschen ausgeübt wird, der Kindern eigentlich Schutz bieten wollte, macht die Taten noch perfider und abstoßender“, begründet Wysocki den Beschluss des Magistrats weiter.
In der Sitzung des Ortsbeirats Kernstadt am Montag, den 8. Dezember, steht der Punkt ebenfalls auf der Tagesordnung. Der Prozess wird damit auch hier angestoßen.
Doch wie läuft ein Umbenennungsprozess für Straßen eigentlich?
Grundsätzlich beschließt die Stadtverordnetenversammlung über Straßen- und Platzbenennungen, der Ortsbeirat hat hierbei jedoch ein Vorschlagsrecht. Ein Prozess zur Umbenennung einer Straße nimmt einige Zeit in Anspruch. So folgt auf den nun getätigten Grundsatzbeschluss zur Umbenennung ein Verfahren zur Suche eines neuen Namens und daran anschließend ein Beschluss des neuen Straßennamens im Ortsbeirat und der Stadtverordnetenversammlung. Dieser neue Name wird dann entsprechend bekanntgemacht und zur Verwendung und Umsetzung allen nötigen Gremien, Institutionen und weiteren Beteiligten weitergegeben. (red)