GELNHAUSEN
Exodus in der Seestraße: SPD Gelnhausen warnt vor Scheitern der Innenstadtpolitik
Foto: SPD Gelnhausen
Montag, 08.12.2025
Die sozialdemokratische Fraktion in Gelnhausen sieht in den jüngsten Entwicklungen rund um die Seestraße ein deutliches Warnsignal: Zwei traditionsreiche Betriebe geben ihren Standort auf – ein Verlust, der nach Ansicht der Partei weit über wirtschaftliche Folgen hinausgeht und exemplarisch zeige, wie sehr die Innenstadtpolitik des Bürgermeisters an den Bedürfnissen der Menschen vorbeilaufe.
„Entscheidungen wurden in den vergangenen Jahren häufig über die Köpfe derjenigen hinweg getroffen, die täglich mit den Auswirkungen leben müssen – Geschäftsleute, Anwohnerinnen und Anwohner“, kritisiert die Fraktion. Eine tragfähige Innenstadtplanung entstehe nur durch Transparenz, frühzeitige Beteiligung und abgestimmte Maßnahmen.
Schmerzhafte Entwicklung: Seestraße verliert zwei Traditionsgeschäfte
Besonders schmerzhaft ist für viele der Abschied des Reformhauses von Hubert Menzenbach, das über 30 Jahre lang zum Stadtbild gehörte. Neben Alter und fehlendem Nachfolger hätten auch monatelange Bauarbeiten und der Wegfall von Parkplätzen den Betrieb massiv belastet – gerade für ältere Kundinnen und Kunden. „Die Umgestaltung war sicher nicht der einzige Grund, aber sie hat die Situation nicht verbessert“, betont die SPD. Rückmeldungen wie diese müsse man ernst nehmen.
Auch das benachbarte Sanitätshaus Carl Steiner verlässt Gelnhausen – und der Inhaber äußert deutliche Kritik an der neuen Verkehrsführung. Die Erreichbarkeit für Menschen mit Beeinträchtigungen habe sich verschlechtert, notwendige Liefer- und Ladeprozesse seien kaum noch möglich gewesen. Besonders schwer wiegt seine Aussage, die Stadt habe nichts unternommen, um den Betrieb zu halten. „Wenn ein so wichtiges Angebot die Stadt verlässt, obwohl es gerne geblieben wäre, ist das ein alarmierendes Zeichen“, so die Sozialdemokraten.
SPD verweist auf Antrag von 2024: „Wären diese Grundsätze angewendet worden, stünden wir heute vermutlich nicht vor dieser angespannten Situation.“
Die Partei verweist auf ihren bereits im August 2024 eingebrachten Antrag für moderne Stadtentwicklung, der eine frühzeitige Einbindung der Bürgerschaft und des örtlichen Gewerbes fordert. „Wären diese Grundsätze angewendet worden, stünden wir heute vermutlich nicht vor dieser angespannten Situation.“
Die SPD fordert deshalb eine konsequente Bürger- und Gewerbebeteiligung bei allen künftigen Innenstadtprojekten, eine Überprüfung der verkehrlichen Situation in der Seestraße – insbesondere für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen –, eine aktive Standortpolitik zur Bindung und Gewinnung von Betrieben sowie einen offenen Dialog über die Zukunft der Innenstadt bis zur Fertigstellung der Kinzighöfe.
„Wir stehen an der Seite der Menschen in dieser Stadt“, fasst die Fraktion zusammen. „Die Entwicklungen in der Seestraße zeigen, wie dringend Gelnhausen eine Innenstadtpolitik braucht, die gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern gestaltet wird – und nicht über ihre Köpfe hinweg.“