GELNHAUSEN

Landrat Thorsten Stolz (SPD): " Deutlich mehr Optimismus tut uns allen gut"

Landrat Thorsten Stolz
Archivfotos: Carina Jirsch
von Hans-Hubertus Braune


Dienstag, 31.12.2019

In einem Brief zum Jahreswechsel ruft Landrat Thorsten Stolz (40, SPD) zu mehr Optimismus auf und nimmt auch zu aktuellen Diskussionen Stellung. Nachfolgend die Gedanken von Stolz im Wortlaut:

"Hallo zusammen,

auf diesem Wege wünsche ich Euch/Ihnen einen guten Start nach 2020 und für das neue Jahr Gesundheit, Glück und Zufriedenheit.

Was uns mit Sicherheit allen gut tut, sind deutlich mehr Optimismus, Zuversicht und in vielen Lebenslagen mehr Gelassenheit. Das wird mir einmal mehr deutlich, wenn ich mir die Diskussionen rund um den WDR-Kinderchor mit dem Lied „Meine Oma ist ne Umweltsau betrachte“. Natürlich ist es absolut unterirdisch, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender Kinder dazu benutzt, um seine politischen Botschaften unters Volk zu bringen. Genauso unterirdisch sind im Nachgang aber auch viele Reaktionen und Kommentare, die von Frust und Hass zeugen - und hier meine ich nicht in der Sache begründete sachliche Kritik am WDR.

Dieses eigentlich völlig unbedeutende Beispiel macht deutlich, dass wir in vielen gesellschaftlichen Bereichen nur noch Extrempositionen haben. Wir denken und diskutieren zusehends nur noch „Schwarz-Weiß“. Das wird in der aktuellen Klimaschutzdebatte, aber auch in vielen anderen Bereichen, wie der Integration von Flüchtlingen, dem Ausbau der Windkraft oder der Zukunft des Autos deutlich. Ich kann hier nicht erkennen, dass uns „Schwarz-Weiß-Denken“ in irgendeiner Form weiter hilft, vielmehr besteht hier die Gefahr der gesellschaftlichen Spaltung. Und darin liegt aus meiner Sicht eine große Gefahr: Die Mitte bröckelt und damit auch der gesellschaftliche Zusammenhalt. Polarisierung und Polemisierung stärken die Extremen an den Rändern. Dabei ist es wie so oft im Leben: Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte und für komplexe Sachverhalte gibt es keine einfachen Lösungen. Da hilft es wenig, die Oma in einem verunglückten Lied als Umweltsau zu titulieren oder im Nachgang als Reaktion darauf der eigenen Frustration freien Lauf zu lassen. Beides bringt uns nicht weiter.


Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass wir in einem wunderbaren Land leben, das uns seit über 70 Jahren ein Leben in Frieden, Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ermöglicht. Und wir leben hier im Main-Kinzig-Kreis in einer Region, die von wirtschaftlicher Stärke und gleichzeitig einem starken gesellschaftlichen Zusammenhalt geprägt ist. Jeder von uns kann in seinem eigenen Umfeld, durch sein eigenes Verhalten einen Beitrag dazu leisten, dass dies weiterhin der Fall ist. Und jeder von uns kann sich aktiv vor Ort einbringen: im sportlichen, kulturellen, sozialen, kirchlichen, politischen Bereich, im Natur- und Umweltschutz, in den Hilfs- und Rettungsorganisationen oder unseren Feuerwehren. Genau solches Engagement bringt uns weiter und hält die Gesellschaft zusammen. In diesem Sinne wünsche ich ein gutes und erfolgreiches Jahr 2020 mit einer ordentlichen Portion Optimismus, Zuversicht und Gelassenheit", schreibt der Landrat in seinem Brief zum Jahreswechsel abschließend.