FULDA / MKK

Impuls von Stefan Buß: Als Pilger der Hoffnung angekommen in Bethlehem – zur Menschwerdung Gottes

Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda
Foto: Hendrik Urbin/KN
von STEFAN BUß


Mittwoch, 24.12.2025

Weihnachten ist ein Fest der Ankunft. Nicht nur, weil wir die Geburt Jesu feiern – die Ankunft Gottes in unserer Welt –, sondern auch, weil wir selbst Ankommende sind. Doch die Wege sind so unterschiedlich, unsere Geschichten, Sorgen und Sehnsüchte vielfältig. Doch in der heiligen Nacht führt uns alle derselbe Stern nach Bethlehem.

Ein Pilger macht sich auf den Weg, ohne zu wissen, was ihn erwartet. Er trägt wenig, aber er hofft viel. Er geht nicht aus Stärke, sondern aus Sehnsucht. So stehen wir auch in diesem Jahr vor der Krippe: nicht als Menschen, die alles im Griff haben, sondern als Suchende. Vielleicht sind wir erschöpft vom Lärm der Welt, verunsichert von Krisen, bedrückt von persönlichen Lasten. Und gerade deshalb sind wir hier – weil wir eine Hoffnung brauchen, die größer ist als wir selbst.

Bethlehem bedeutet wörtlich: Haus des Brotes. Ein Ort, an dem Gott uns erwartet, um uns zu nähren – nicht mit Macht und Überfluss, sondern mit der schlichten Nähe eines Kindes. Weihnachten lädt uns ein, das Unscheinbare neu zu entdecken: das Kleine, das Schwache, das Zerbrechliche. Denn dort, wo wir am wenigsten Größe vermuten, macht Gott sich erfahrbar.

In Bethlehem geschieht etwas Ungeheures: Gott wird Mensch. Er bleibt nicht fern, nicht unnahbar, nicht verborgen hinter den Wolken unseres Lebens. Er steigt hinab in unsere Welt – nicht in Paläste, sondern in einen Stall. Die ersten, die davon erfahren, sind nicht die Mächtigen, sondern die Hirten, Menschen am Rand. Für sie – und für uns – gilt diese Botschaft: Fürchtet euch nicht. Ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist euch der Retter geboren.

Die Menschwerdung Gottes ist der größte Ausdruck göttlicher Hoffnung: Gott glaubt an uns. So sehr, dass er unser Leben teilt – unsere Freude, unsere Wunden, unsere Wege. Er wird ein Gott mit Händen und Füßen, mit Tränen und Lächeln, mit Herz und Atem. Ein Gott, der uns nicht nur anschaut, sondern uns anschaut wie ein Kind seine Mutter: voller Vertrauen, voller Hingabe.

Wir mögen nicht in Judäa leben, wir stehen nicht neben Maria und Josef im Stall. Aber Bethlehem ist kein Ort, der nur in der Vergangenheit existiert. Bethlehem ist überall dort, wo Menschen sich öffnen für Gottes Nähe.


Wir sind Pilger der Hoffnung, weil wir glauben, dass Gottes Geburt nicht abgeschlossen ist. In jedem Akt der Liebe, jeder Geste des Erbarmens, jedem mutigen Schritt in eine bessere Zukunft geschieht die gleiche Geschichte neu: Gott wird Mensch – durch uns, in uns, unter uns.

Vielleicht trägt jede und jeder von uns eine Sehnsucht nach Ankunft in sich: im eigenen Leben, in Beziehungen, in einer Welt, die oft heimatlos wirkt. Weihnachten sagt uns: Du musst nicht vollkommen sein, um anzukommen. Du musst nicht alles verstanden haben. Du musst nichts leisten, um angenommen zu werden. Komm einfach. So wie du bist.

Die Krippe ist kein Ort für Perfekte, sondern für Pilger. Für Menschen, die hoffen. Für Menschen, die wieder lernen wollen zu glauben, zu lieben, zu staunen. Als Pilger der Hoffnung stehen wir heute in Bethlehem. Wir schauen auf das Kind, das uns anschaut. Wir hören das leise Atmen Gottes in unserer Welt. Und wir dürfen spüren: Der Weg hat sich gelohnt. Gott ist da – mitten unter uns und mitten in uns.

Möge diese Nacht unsere Herzen wärmen und unsere Schritte leiten. Möge die Hoffnung, die heute geboren wird, uns durch das kommende Jahr begleiten. Ich wünsche Ihnen die Erfahrung: Gott wird auch in Dir und durch dich geboren.

Ein gnadenreiches Weihanchtsfest!