MAIN-KINZIG-KREIS
Rollen in 2032 die ersten Züge auf der Neubaustrecke? - Chat der Bahn

Screenshot: Deutsche Bahn
Dienstag, 28.04.2020
Wie ist der Planungsstand hinsichtlich des Aus- und Neubaus der Bahnstrecke Hanau-Fulda? Wegen dem Coronavirus können geplanten Informationsveranstaltungen nicht durchgeführt werden - zumindest nicht vor Ort. Dafür bietet die Deutsche Bahn Online-Informationen. Am Montagabend stellte sich der Technische Projektleiter Dirk Schütz den Fragen von mehreren hundert Zuschauern, die online ihre Fragen stellen konnten.
Am Dienstagabend wird die Veranstaltung für den nördlichen Bereich zwischen Flieden, Neuhof bis zum Anschluss an die Schnellbahnstrecke Fulda-Würzburg bei Kalbach fortgesetzt ( ab 18 Uhr im Internet unter der Adresse https://dialog.hanau-fulda.de/neuhofonline ).
Dann wird auch der neue Überflugfilm erneut gezeigt. In einer Animation können die Zuschauer die geplante Trassenvariante IV "abfliegen". Sie führt von Gelnhausen nach Fulda. Der Abschnitt von Hanau nach Gelnhausen wird gesondert als Ausbaustrecke geplant. Allerdings: In Stein gemeißelt ist der metergenaue Streckenverlauf ab Gelnhausen in Richtung Fulda noch nicht. Die konkrete Planung mit allen Prüfungsvorgaben etwa zur Bodenbeschaffenheit und Umweltfragen kommen erst noch. Anfang Juni 2020 soll das Raumordnungsverfahren bei den Regierungspräsidien eingereicht werden, erst dann folgen die technische Planung und das Planfeststellungsverfahren.

Auf einen Zeitrahmen wollte sich Schütz nicht festlegen. Tatsächlich gebaut werden darf erst nach der Planfeststellung. Dies könnte in den Jahren 2027 bis 2030 umgesetzt werden. Die Bauzeit wird dann rund fünf Jahre dauern - also frühestens im Jahre 2032 werden die ersten Züge über die Neubaustrecke fahren.
Die geplante Trasse führt bis kurz vor Neuwirtheim in einem viergleisigen Abschnitt entlang der integrierten Bestandsstrecke, dann teilen sich die Gleise. Die Neubaustrecke umfasst 44 Kilometer. Rund 70 Prozent der Strecke verläuft im Tunnelbau. Die sogenannte Trassenvariante IV hatte sich aus 1.000 Varianten, von denen 13 in die engere Auswahl kamen, herauskristallisiert. Seit dem Jahr 2014 laufen die Planungen, dazu gehören über 50 Sitzungen und 300 Beteiligte etwa bei den Beteiligungsforen.
Viele Fragen zum Lärmschutz
Trotzdem sind weiterhin viele Fragen offen. Etwa der Lärmschutz beschäftigt viele Bürger. Wie hoch werden die Lärmschutzwende? Etwa bei den geplanten Brücken bei Wächtersbach oder bei Niederzell? Wie verändert sich der Lärmpegel? Konkrete Antworten darauf konnte Schütz nicht geben - die konkrete Planungen läuft erst an. Die Güterzüge etwa sollen nachts über die Neubaustrecke fahren, so werde die Bestandsstrecke entlastet. Dort soll der Regionalverkehr deutlich ausgebaut werden - vom Stunden- zum 30 Minuten-Takt von Regionalexpress und Regionalbahn.
Die Strecke verläuft von Gelnhausen nach Norden, Abzweig nach Osten nördlich von Wirtheim. In niedriger Höhenlage Querung der Kinzig südlich von Wächtersbach. Südlich von Aufenau leichter Schwenk nach Nordosten. Ab Salmünster dem Kinzigtal folgend und den Kinzigstausee südöstlich umfahrend erneute Querung des Kinzigtals westlich von Niederzell (Schlüchtern). Bei Schlüchtern Verknüpfung mit der Bestandsstrecke möglich, anschließend in einem langen Tunnel nach Nordosten, mit Anbindung an die Schnellfahrstrecke bei Mittelkalbach.
Erdaushub für die ehemaligen Braunkohlereviere?
31 Kilometer Tunnel - was passiert mit den Erdmassen? Schütz kann sich vorstellen, dass der Erdausbau etwa für die Verfüllung von stillgelegten Braunkohlerevieren in Nordrhein-Westfalen gebraucht werden könne. "Hier muss dann natürlich die Logistik geklärt werden", sagte Schütz. Zur Frage, wo denn zum Beispiel die Betonwerke entstehen, sagte Schütz: "Die Betonwerke sollen möglichst nah an den Tunnelportalen an der Neubaustrecke entstehen, um unnötige Transportfahrten zu vermeiden." Ein Onlinezuschauer hatte befürchtet, dass etwa direkt in Wächtersbach ein Betonwerk entstehen solle.
Der mögliche Verlauf von Baustraßen aber auch Fragen zum Thema Auswirkungen der Tunnelbefahrungen ("Tunnelknall") wurden gestellt. Häufige Tunnelunterbrechungen sollten vermieden werden, schrieben mehrere Zuhörer. Schütz unterstrich, dass die geplanten Tunnel mindestens 400 Meter von Siedlungen und Bebauungen entfernt seien und so keine Auswirkungen auf die Anwohner hinsichtlich Lärm und Erschütterungen hätten.
Weitere Informationen zum Bau der Bahnstrecke im Kinzigtal gibt es im Internet unter der Adresse https://www.hanau-wuerzburg-fulda.de . Der Überflugfilm und eine Übersicht über Fragen und Antworten sollen in den nächsten Tagen online gestellt werden. +++