STEINAU A. D. STRASSE

Wer wird Uffelns Nachfolger? - Interview mit Christian Zimmermann (50)

Christian Zimmermann (50)
Foto: privat
von MORITZ PAPPERT


Mittwoch, 11.11.2020

Neun Kandidaten sind zur Bürgermeisterwahl in Steinau an der Straße vergangenes Wochenende angetreten. Christian Zimmermann (parteiunabhängig) und Timo Jacob-da Rosa (SPD) erlangten die meisten Stimmen und gehen am Sonntag in die Stichwahl. Dann entscheidet sich, wer Nachfolger von Malte Jörg Uffeln wird. Heute stellen wir ihnen Christian Zimmermann (50) vor:

Warum kandidieren Sie für dieses Amt?

Ich möchte dazu beitragen, dass Steinau wieder in einem anderen Licht erscheint. Ich habe mich schon längere Zeit hinterfragt, was ich für meine Heimatstadt tun kann. Mir reichte es nicht mehr aus, mich zu beklagen oder mit Freunden zu diskutieren, was man besser machen kann. Deshalb habe ich mich entschlossen, selbst als Bürgermeister zu kandidieren und den Menschen meine Ideen und Visionen näher zu bringen. Ich möchte mich an die Spitze einer Bewegung stellen, die die Stadt und ihre Stadtteile nach vorne bringt. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern möchte ich eine Wende zum Positiven einleiten.

Warum sind Sie der Richtige für Steinau?

Ein großer Vorteil ist es, dass ich als parteiunabhängiger Kandidat antrete. Es ist auch gut, dass ich bislang keinem politischen Gremium angehört habe. So kann ich unbefangen neu starten – frei von Altlasten. Ich sehe mich als Bürgermeister als Manager der Stadt und nicht als Politiker.

Außerdem lebe ich seit 28 Jahren in Steinau. Ich weiß, wie die Menschen ticken, kenne ihre Probleme und weiß, wo die Hebel anzusetzen sind.

Und natürlich ist es gut, dass ich seit vielen Jahren in der freien Wirtschaft tätig bin. Hier gibt es andere Ansätze und andere Ideen. Ein Bürgermeister, der nicht aus der Verwaltung kommt, bringt frischen Wind ins Rathaus. Das betrifft sowohl die Planung und Umsetzung von Projekten, betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Marketing als auch den Umgang mit den Kunden. Gleichwohl habe ich in meiner bisherigen Laufbahn auch viel mit Behörden zu tun gehabt. Ich weiß, wie sie funktionieren und was man beachten muss. 

Was sind Ihre Schwerpunkte?

Das ist natürlich zuallererst die Konsolidierung der Finanzen. Ich habe mich in den vergangenen Wochen ausführlich mit den Zahlen beschäftigt und werde umgehend mit Amtsantritt gemeinsam mit dem Kämmerer eine Bestandsaufnahme machen. Schließlich hat die Corona-Pandemie die Situation noch einmal verschärft.

In diesem Zusammenhang muss die interkommunale Zusammenarbeit forciert werden, um entsprechende Förderungen zu erhalten. Gleiches gilt für ein Infrastrukturkonzept. Jeder Euro aus Förderprogrammen senkt die Kosten für die Menschen und für die Stadt.

Außerdem: Der Tourismus muss angekurbelt werden, und zwar über bessere Marketingmaßnahmen und eine entsprechende App.

Bei Anliegergebühren gilt es, eine zukunftsfähige und gerechte Lösung zu finden, die von den Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen wird.

Und schließlich werde ich an der Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes arbeiten. Es ist ganz wichtig, bei aller Diskussion ein geschlossenes Bild in den Gremien und in der Verwaltung abzugeben. Wir dürfen über alles streiten, doch zum Schluss muss es zielorientierte Lösungen geben.

Was würden Sie verändern, wenn sie Bürgermeister sind?

Deutlich mehr Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger herstellen. Es ist wichtig, über Abläufe zu informieren und sie bei Entscheidungen mitzunehmen. Die Kommunikation muss verbessert werden. Die Akzeptanz von Maßnahmen kann nur hergestellt werden, wenn die Argumente und Vorgehensweisen nachvollziehbar sind.

Zudem sollen die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in den Stadtteilen sowie in Steinau ein besseres Gehör beim Bürgermeister finden. Es ist unter anderem an der Zeit, die Ortsbeiratssitzungen besser zu nutzen, um die Situation in den Stadtteilen zu erfahren.

Was schätzen Sie an der Stadt Steinau?

Vor allem schätze ich die Menschen. Sie sind herzlich und meinungsstark. Auf alle Fälle sind sie ehrlich und verlässlich. Steinau ist eine Stadt mit Geschichte und Kultur, eingebettet in eine wunderschöne Landschaft. Sie verbindet den Vogelsberg mit dem Spessart. Wir haben in der Stadt und in den Stadtteilen Kulturgüter, die uns in der Region einzigartig machen. Wir liegen mitten in Europa am Rande des Drehkreuzes Frankfurt. Wir haben ein unglaubliches Potenzial, aus dem wir schöpfen können, um Steinau lebenswerter und attraktiver machen zu können.

Wie stehen Sie zur geplanten Neubaustrecke der Bahn?

Auch diesem Thema habe ich in den vergangenen Wochen viel Zeit gewidmet. Diese Strecke wird kommen. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Jedoch sollte diese Strecke alle Schutzgüter berücksichtigen. Die mittlerweile aufgezeigten Hindernisse sowie die Verfahrensfehler der Bahn müssen aufgearbeitet und ausgebessert werden. Wenn dies seitens der Bahn erfolgt ist, kann über einen Streckenverlauf diskutiert werden. Ich gehe stark davon aus, dass das RP Darmstadt dies genauso sehen wird. Es sind eklatante Fehler bei der bisherigen Planung gemacht worden. Besonders das Schutzgut Mensch wurde eklatant vernachlässigt.

Wie stehen Sie zum Thema Straßenausbaubeiträge?

Die jetzige Form der einmaligen Straßenanliegergebühren ist sozial ungerecht. Wir können uns in Steinau in der momentanen finanziellen Situation leider nicht erlauben, auf die Anliegergebühren komplett zu verzichten. Ich bin für ein gemeinsames Vorgehen mit dem Städte- und Gemeindebund, der das Ziel hat, die Kosten auf das Land umzulegen. Das gibt es bereits in einigen Bundesländern, zum Beispiel in Bayern oder Baden-Württemberg.

Das geht aber nicht von heute auf morgen. Bis dahin möchte ich eine Umlage für alle einführen, um die Kosten für alle Steinauerinnen und Steinauer im Rahmen zu halten. Von einer Straßengebühr für Anlieger sehe ich ganz klar ab.

Es ist - wie bereits erwähnt - wichtig, ein Infrastrukturprogramm zu entwickeln. Jahrelang wurden die Straßen vernachlässigt, ihr Zustand ist zum Teil katastrophal. Wir müssen dafür auch Fördermöglichkeiten akquirieren: Das Mobilitätsfördergesetz und die Verkehrsinfrastrukturförderung bieten zahlreiche Optionen zur Finanzierung. Genau das ist der richtige Weg.

Wenn Sie Bürgermeister werden: wo steht Steinau dann in fünf Jahren? (Finanzen, Projekte, Infrastruktur)

Es wäre zu leicht, jetzt große Ergebnisse anzukündigen. Die Dinge, die ich in diesem Interview angesprochen habe, müssen dringend angestoßen und entwickelt werden. Es werden zum Teil auch kleine Schritte sein, die uns weiterbringen. Wenn wir die Weichen so stellen, dass wir zukünftig mit unseren Einnahmen ein Plus erwirtschaften können, haben wir für alles die besten Voraussetzungen geschaffen. Jedenfalls werden wir finanziell besser dastehen. Ich möchte eine lange Zeit in Steinau Bürgermeister sein und in den weiteren Amtsperioden die Früchte ernten, die ich nun säe. +++