Ein Job zwischen traurigen und glücklichen Momenten: Ulrich Hofmann ist Freier Redner

Dienstag, 09.02.2021
von MORITZ PAPPERT
FRANKFURT AM MAIN - Es ist ein außergewöhnlicher Beruf, den Ulrich Hofmann aus Frankfurt hat: Freier Redner. Gebucht wird er vor allem für Trauerfeiern. Die Aufträge dafür bekommt der 38-Jährige von der Agentur "Wer du warst", der größten Trauerredneragentur in Deutschland, aus Köln.
Die Agentur vermittelt deutschlandweit rund 150 Redner und bildet diese auch selbst aus. "Der Ansatz ist hochpersönlich. Jeder Satz, der in einer Trauerrede gesprochen wird, kann ich im besten Falle nur auf dieser Trauerfeier sagen. Jeder Satz soll einen persönlichen Bezug zu dem Menschen haben, um den es geht", erklärt Mel Breese, die neben Carina Fritz Geschäftsführerin der Agentur ist.
In Vorgesprächen, vor der Trauerfeier, geht es darum herauszufinden, was derjenige für ein Mensch gewesen ist. "Wir versuchen aus allen Facetten Geschichten zu sammeln von diesem Menschen und aus diesen Informationen eine Rede über den Menschen zu halten", sagt Breese.
Der Frankfurter Ulrich Hofmann ist eigentlich Flugbegleiter. Vor einem Jahr hat er zusätzlich die Ausbildung zum Freien Redner gemacht. "Ich wollte etwas nebenbei machen, wo ich meine Stärken einbringen kann. Also schreiben, reden und präsentieren", so Hofmann, der auch für Reden im Main-Kinzig-Kreis gebucht werden kann. Diese Leidenschaft kommt auch durch seine Ausbildung. Ulrich Hofmann hat viele Jahre in Spanien gelebt und dort eine Schauspielausbildung gemacht. Zum Redner ausgebildet wurde der 38-Jährige mit dem Abschluss einer IHK-Prüfung. Insgesamt sind es 55 Unterrichtseinheiten. Zur Prüfung hält man – wie kann es auch anders sein - eine Rede.
"Die Kunst ist es, dass die Angehörigen den verstorbenen Menschen in der Rede wieder erkennen und auch mal zum Schmunzeln gebracht werden“, sagt Hofmann. "Die Geschichten haben traurige Momente und schöne Momente. In dem Moment, in dem ich die Rede gehalten habe, kann ich auch wieder Abstand davon nehmen", sagt der Frankfurter. Agentur-Chefin Mel Breese fügt hinzu: "Wir machen den Job nicht, um über den Tod zu sprechen, im Gegenteil. Wir arbeiten so, dass wir über das Leben sprechen, das sie geführt haben". +++