REGION

Museen brauchen mehr Unterstützung bei digitaler Sammlungserschließung

Die Steinauer Museen bieten einen digitalen Rundgang an. - Archivfoto KN/Joana Schneider


Dienstag, 16.02.2021

REGION - Kulturgut sichtbar machen: Sind Hessens Museen gerüstet für die digitale Präsentation ihrer Sammlungen? Die aktuelle Corona-Pandemie und der erneute Lockdown seit November 2020 trifft die rund 400 Museen im Lande hart. Längst nicht alle verfügen über das Knowhow und die Ressourcen, um den Museumsbesuch zumindest im digitalen Raum zu ermöglichen. Insofern schlummern viele der Kulturgüter des Landes derzeit hinter verschlossenen Türen.

Online-Umfrage zur digitalen Sammlungserschließung: Der Hessische Museumsverband startete Ende letzten Jahres eine Online-Umfrage, um einen Überblick zum Stand der digitalen Sammlungserschließung der privatrechtlichen und kommunalen Museen zu erhalten und Bedarfe zu ermitteln.

"Erfreulich ist die Beteiligung von über 200 Museen an dieser Umfrage. Dieses zeigt, dass bei den nichtstaatlichen Museen großer Bedarf, aber auch Bereitschaft besteht, ihre Aktivitäten im Bereich Sammlungsmanagement weiter auszubauen", resümiert Dr. Birgit Kümmel, Vorsitzende des Hessischen Museumsverbandes (HMV). "Das Wissen um die Objekte und ihre Geschichte, die zeitaufwändige und häufig nicht sichtbare Arbeit hinter den Kulissen bilden das Fundament, um die Museen zukunftsfähig zu machen", betont auch Christina Reinsch, Geschäftsführerin des Hessischen Museumsverbandes. Die teilnehmenden Museen haben dafür 45 Fragen zum Stand der Erschließung ihrer Sammlung, den technischen Rahmenbedingungen und ihren Bedarfen beantwortet.

Nachholbedarfe der Museen erkennbar: Ein deutliches Ergebnis ist, dass die datenbankgestützte Erfassung der Objekte, die Inventarisierung, weiter ausgebaut und gefördert werden muss. So gaben knapp zwei Drittel der Museen an, dass sie derzeit ausschließlich analog auf Papier oder Karteikarten ihre Objekte beschreiben und katalogisieren. Aufschlussreich sind auch die Angaben über den Umfang der bereits inventarisierten Objekte: Der Mittelwert der Inventarisierungsquote der Sammlungen liegt bei 50 Prozent, knapp die Hälfte der Befragten gab an, über 50 Prozent erschlossen zu haben, bei 18 Prozent liegt die Quote unter 25 Prozent. Ein systematischer Überblick über die eigenen Bestände als Grundlage der Museumsarbeit ist so nicht gegeben oder nur schwer zu gewinnen.

Nachholbedarf besteht ebenso im Sammlungsmanagement und allen nachgeordneten Schritten der Dokumentation wie etwa der digitalen Standortverwaltung oder der Verwaltung von Leihvorgängen und Urheberrechten. Wo steht welches Objekt, war es schon einmal ausgeliehen, gibt es verwendbare Fotos ─ diese Fragen müssen bisweilen offenbleiben oder über mühsames Aktenstudium beantwortet werden.

Einfache Softwarelösungen gewünscht: Bei den bisher genutzten Datenbanken und Programmen gibt es eine deutliche Tendenz zu Softwarelösungen aus dem nicht-kommerziellen Bereich. Teure Softwarelösungen sind oft nicht finanzierbar. Besonders die kleineren regional- und kulturgeschichtlichen Museen und diejenigen, die überwiegend mit ehrenamtlichen Kräften und wenigen Ressourcen arbeiten, gaben an, dass sie anstreben, ihre Sammlungserschließung zu professionalisieren. Dafür wünschen sie sich aber Programme, die einfach zu bedienen und individuell anpassbar sind sowie möglichst kostenfrei zur Verfügung stehen.

Mehr Unterstützung bei technischer Infrastruktur: Was die technische Ausstattung angeht, verfügen 40 Prozent über Notebooks und 46 Prozent der teilnehmenden Museen nur über standortgebundene Computer; mehr als einem Drittel der Häuser fehlt ein Internetanschluss. Eine Anbindung an die städtische IT bzw. den städtischen Server bestand nur bei 19 Prozent der Museen.

"Wir appellieren hier an die Kommunen wie auch an das Land, die Anstrengungen zu verstärken und die Museen bei der wichtigen Aufgabe der Erfassung des materiellen Kulturerbes in Hessen zu unterstützen", so Dr. Birgit Kümmel.

Veröffentlichung und Weitergabe von Daten erleichtern: Der Hessische Museumsverband selbst nutzt die Ergebnisse aus der Umfrage, um sein Beratungs- und Fortbildungsangebot zu erweitern und an die Bedürfnisse der Museen anzupassen. Seit Oktober 2020 verfügt der Verband über eine Fachreferentin für Digitalisierung, die unter anderem bei der Wahl einer geeigneten Software berät und bei deren Verwendung unterstützt. Zugleich arbeitet der Verband an einer Digitalstrategie für die nichtstaatlichen Museen in Hessen.

Zusätzlich soll die Quote der inventarisierten Objekte erhöht und die Qualität der Erfassung verbessert werden. "Wir möchten künftig gerade ehrenamtlich betreute Museen durch die Bereitstellung einer datenbankgestützten Objekterfassung, die einfach zu handhaben ist, mehr unterstützen und ihnen bei der Vereinheitlichung ihrer Daten helfen", sagt Christina Reinsch. Hintergrund dieser Überlegung ist, darüber auch die Veröffentlichung oder Weitergabe von Daten an landesweite bzw. bereits etablierte Objektportale wie die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) und Europeana zu erleichtern. Langfristig sollen so möglichst viele nichtstaatliche Museen den Weg zu größerer Sichtbarkeit im digitalen Raum finden. (PM) +++

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