Lockdown nimmt kein Ende: So geht es der Gastronomie in der Region wirklich!

Samstag, 27.02.2021
von MORITZ PAPPERT
MAIN-KINZIG-KREIS - Der Lockdown nimmt kein Ende - über 100 Tage geht er jetzt schon. Die Gastronomie ist eine der Branchen, die am härtesten getroffen wurde. Trotz Hygienekonzepten und Nachverfolgung mussten die Gastwirte ihre Lokale im Herbst erneut schließen. Auch die Landgasthöfe "Bayrischer Hof" in Marborn und "Am Brunnen" in Mottgers wurden hart von den Maßnahmen getroffen.
Den Landgasthof „Bayrischer Hof“ in Marborn bei Steinau gibt es bereits seit über 200 Jahren. Seit dem ist er im Familienbesitz. Heute leitete ihn Stefan Barthel mit seiner Familie. Neben der Gastwirtschaft betreibt die Familie auch ein Hotel mit elf Zimmern. Eigentlich gehen hier dutzende Gerichte vom Lammfilet bis zum Schnitzel über die Theke. Doch seit Monaten muss Stefan Barthel seine Gaststätte geschlossen lassen.
Viele Tätigkeiten, die er eigentlich selbst machen kann, lässt er von seinem Personal machen. Denn: seine sechs Mitarbeiter will er auf jeden Fall halten. "Wir wollen unbedingt unsere Personalstruktur aufrechterhalten", sagt Barthel.
Komplizierte Hilfsprogramme
Das außer-Haus-Geschäft läuft bei ihm glücklicherweise gut. Wenn auch nicht so, wie im April und Mai letzten Jahres. "Das hat auch mit den Kontaktbeschränkungen zu tun", sagt der Gastwirt. Die Übernachtungen durch Monteure oder Arbeiter beschaffen ihm derzeit zusätzlichen Umsatz. Besonders fehlen der Gaststätte aber die großen Feiern. "Insgesamt haben wir einen Umsatzrückgang von 40 bis 50 Prozent", sagt Stefan Barthel.
Auch die Abwicklung der Hilfsprogramme sei kompliziert gewesen. Sein Vorschlag: "Es wäre einfacher, wenn es über das örtliche Finanzamt gelaufen wäre. Die haben doch schon alle Daten. Da gäbe es auch keinen Betrug. Jetzt fordert Stefan Barthel, dass die Gastronomie so schnell wie möglich aufgemacht wird. "Im Sommer hat es ja schon gut geklappt. Wir können nicht auf Dauer zu lassen. Man wird mit dem Virus leben müssen", sagt Barthel.
Situation: "mittelprächtig durchwachsen"
Ähnlich geht es auch Harald Knobel aus Mottgers im Sinntal. Seit 1997 betreibt er den Landgasthof am Brunnen. Die aktuelle Lage beschreibt er als "mittelprächtig durchwachsen." Glücklicherweise wird das to-go-Geschäft im Landgasthof gut angenommen. "Das hat aber nichts mit Umsatz zu tun. Das ist lediglich Beschäftigungstherapie. Wenn wir jetzt noch Mitarbeiter bezahlen müssten, würden wir komplett geschlossen bleiben", sagt Harald Knobel. Normalerweise bewirtet er 3-5 Veranstaltungen pro Woche, das fällt seit Monaten jedoch flach.
"Wir wollen alle einen Beitrag leisten, dass alles wieder normal wird und müssen solidarisch mit anderen sein", sagt Knobel. Die Maßnahmen für die Gastronomie seien aktuell aber nicht mehr nachvollziehbar. "Wir werden die Branche sein, die zum Schluss aufmacht. Das verstehen wir nicht", sagt der Gastwirt. Die November und Dezemberhilfen seien zwar schön, viel käme am Ende dabei aber nicht rum. "Lediglich die Fixkostenhilfe hat viele Betriebe gerettet."
Keine Planungssicherheit
Das große Problem der Gastronomen ist aber nicht, dass sie nicht öffnen dürfen. Das größte Problem ist, dass sie nicht Planen können. "Wir bekommen viele Veranstaltungsanfragen, niemand Reservierungen bestätigen. Wir haben keine Planungssicherheit", sagt Harald Knobel. Das betrifft besonders die Zeit um Ostern, Kommunionen und Konfirmationen.
In einem Stufenplan präsentierte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Donnerstag eine mögliche Perspektive für Gastronomen. Demnach könnte ab April eventuell die Außenbewirtschaftung von Restaurants, Gaststätten und Cafés – unter Berücksichtigung von strengen Abstands- und Hygieneregeln – wieder möglich sein. Ein endgültiger Beschluss steht aber noch nicht fest. +++