NEUBERG

Rathaus statt Kreißsaal: Hebamme Melanie Esch stellt sich zur Wahl

Melanie Esch ist hauptberufliche Kinderkrankenschwester und Hebamme. - Fotos: Privat/ melanie-esch.de


Samstag, 06.03.2021
von JOANA SCHNEIDER

NEUBERG - Am 14. März ist es soweit – es wird gewählt: Rund 4,7 Millionen Hessinnen und Hessen können dabei ihre Stimme abgeben und Stadtverordnetenversammlungen, Kreistage, Orts- und Ausländerbeiräte wählen. In Neuberg wird an diesem Wahl-Sonntag noch eine weitere wichtige Entscheidung getroffen, denn die Amtszeit von Bürgermeisterin Iris Schröder endet und vier neue Kandidatinnen und Kandidaten buhlen um den Posten als Gemeindevorsteher:in.

Nach 17 Jahren im Amt tritt Langzeit-Bürgermeisterin Schröder nicht mehr zur Wahl an. Stattdessen bemühen sich Walter Bernges (parteilos), Melanie Esch (Grüne), Jens Feuerhack (Neuberger Liste) und Jörn Schachtner (SPD) um den Rathaussessel.

Im KINZIG.NEWS-Interview verrät die Gemeindevertreterin und Vorsitzende des Sozial-/Sport- und Kulturausschusses Melanie Esch, warum sie als Bürgermeisterkandidatin ins Rennen geht. „Ich wünsche mir einen echten Neuanfang für Neuberg“, erklärt die 41-Jährige, die seit 20 Jahren mit ihrem Ehemann in der Gemeinde lebt. Und sollte sie das Amt für sich gewinnen, wäre es auch für die Dreifachmama ein Neuanfang. Denn während ihr politisches Engagement bereits 1996 begann, arbeitet das Mitglied der Partei Bündnis 90/Grünen hauptberuflich als freiberufliche Hebamme mit eigener Praxis.

Warum möchten Sie Bürgermeisterin werden? Wie kam die Idee, sich für das Amt zu bewerben? Und was möchten Sie als Bürgermeisterin in und für Neuberg erreichen?

"Ich war maßgeblich an der Verhinderung der geplanten Zwangsfusion durch die SPD in Neuberg und Erlensee beteiligt. Mein Hauptanliegen war und ist schon immer ehrliche Information der Mitmenschen. Jeder Mensch soll für sich selbst entscheiden können, wie er in Zukunft leben möchte. Transparenz, vollumfassende Informationspolitik, Zusammenarbeit aller Fraktionen und Gremien wird aber leider seitens der SPD-Fraktion in Neuberg kaum geschätzt. Zudem gab es dort eine 180 Grad Sinneswandel innerhalb nur weniger Tage nach dem Bürgerentscheid. Von der Einstellung, Neuberg wäre nicht zu retten und muss fusionieren, zu: wir sind das Beste für Neuberg - und dies schon immer gewesen? Das zeugt von Überheblichkeit und Arroganz dem Wähler gegenüber. Aus diesem Grund trete ich selbst als Bürgermeisterkandidatin an. Ich wünsche mir einen echten Neuanfang für Neuberg. Ich möchte eine echte Zusammenarbeit aller gewählten Gemeindevertreter vor Ort. Mit der CDU und der Neuberger Liste ist mir dies bereits gelungen."

Podiumsdiskussion im Bürgerhaus vom 1. November 2019
Podiumsdiskussion im Bürgerhaus vom 1. November 2019

Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen der Gemeinde?

"Wir generieren unsere Einnahmen hauptsächlich über die Einkommenssteuer und mangels Masse nicht aus Gewerbesteuer. Dies hat ebenso Nachteile wie auch Vorteile. Wir müssen in Krisenzeiten nichts zurückzahlen. Die aktuellen Schwächen unserer Gemeinde sind hausgemacht. Es sind wertvolle Jahre des Arbeitens für Neuberg verloren gegangen. Der Steuerzahler muss diesen Fauxpas bezahlen, Investitionen wurden jahrelang verschleppt und müssen nun angegangen werden. Einen Vorteil hatte allerdings unsere Studie über die Fusion dennoch, man erörtert nun aktiv im gesamten Main-Kinzig-Kreis wie Interkommunale Zusammenarbeit ausgebaut werden kann. Leider zwar mit derselben Beraterfirma, aber immerhin."

Was wären die ersten Dinge, die Sie als neue Bürgermeisterin in Angriff nehmen würden? Welche Projekte möchten Sie voranbringen?

"Als Erstes möchte ich absichtlich blockierte Anträge der Fraktionen CDU/ NL und uns Grünen voranbringen. Beispielsweise den Ordnungsbehördenbezirk mittels interkommunaler Zusammenarbeit mit Ronneburg/Limeshain/Hammersbach und Niederdorfelden. Wie wir vor kurzem erfuhren, wurde unsere noch amtierende Bürgermeisterin frühzeitig angefragt. Die Beteiligung wurde aber absichtlich blockiert. Bei weiteren Projekten sieht das Verhalten der Bürgermeisterin und ihrer Fraktion leider ähnlich aus. Die Arbeitsschwerpunkte: Entwicklung einer Ortsmitte mittels Neubaus eines neuen Feuerwehrstützpunktes, eines weiteren Kindergartens, die Errichtung eines Waldkindergartens, Jugendarbeit, Verbesserung des ÖPNV.

Alles Themen, die wir Grüne, CDU und Neuberger Liste bereits auf der Agenda in Bearbeitung haben. Die wirkliche Begeisterung für Neuberg war aber seitens der SPD in Neuberg von 2016 bis heute nicht vorhanden."

Vor welchen Herausforderungen steht die Gemeinde auch aufgrund der Corona-Pandemie?

"Wir haben, trotz Pandemie, sehr gute, stabile Pro-Kopf Einkommensverhältnisse. Große Gewerbesteuerverluste haben wir nicht zu befürchten. Interessant wird es, wenn wir die neuen Bewertungen auf Basis der Umstrukturierung der Grundsteuer erhalten (diese werden bis 2025 erwartet). Die größte Herausforderung wird aber das Verhalten der Gesellschaft sein. Wie gehen wir in und nach der Krise miteinander um? Wie kann man dafür sorgen, dass Menschen untereinander freundlicher werden, statt sich mit Neid, Angst oder gar Aggressivität zu begegnen? Finanzpolitisch erhoffe ich im Bund und Land endlich eine Strategie Kommunen zu entlasten. Aufgrund der drohenden Wirtschaftskrise erwarte ich sinnvolle Maßnahmen zur Investition in die Wirtschaft und für die Bevölkerung. Wir erleben schließlich alle aktuell die Probleme der Strukturdefizite, der zu hohen Bürokratie, und des veralteten Verwaltungssystems."

Warum sollten die Bürgerinnen und Bürger Ihnen ihre Stimme geben?

"Es gibt keine Partei in Deutschland, die perfekt ist oder wäre. Genau aus diesem Grund ist die Zusammenarbeit umso wichtiger. Über den jeweiligen Tellerrand zu schauen, die Perspektive zu wechseln, zu argumentieren, um sinnvolle und notwendige Entscheidungen für uns alle hier lebenden Menschen zu treffen. Das gelingt in einem Team am besten.

Den Respekt zu zollen und zu bewahren, dem Menschen gegenüber, der ehrenamtlich kommunalpolitisch arbeitet. Das ist wichtig. Man kann und muss über manche Themen streiten und urteilen. Jedoch nicht über den Menschen selbst. Egal welcher Partei er angehören mag.

Mein Ziel ist ein Wechsel im politischen Wirken, Denken und Arbeiten herbeizuführen. Aus diesem Grund würde ich mich von Herzen freuen, wenn ich in Zukunft hauptamtlich für Neuberg arbeiten dürfte." +++

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