Perspektiven für die Zeit nach der Schule: Besuch bei Pilot und Jugendwerkstatt

Mittwoch, 10.03.2021
HANAU -
Im Rahmen Ihrer Besuchsreihe "Wie kommen unsere sozialen Einrichtungen durch die Pandemie?" statteten Bürgermeister Axel Weiss-Thiel und Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck jüngst der Evangelischen Fachstelle Jugendberufshilfe Pilot und der Jugendwerkstatt in Hanau einen Besuch ab. Die Leiterin von Pilot Margarete Petersein und Torsten Reinhardt von der Jugendwerkstatt berichteten über das zurückliegende Jahr unter Corona und gaben einen besorgten Ausblick in die Zukunft.
Pilot ist eine freie und gemeinnützige Einrichtung der Jugendhilfe in Trägerschaft des evangelischen Kirchenkreises Hanau, die junge Menschen im Übergang von der Schule in Ausbildung oder Erwerbsarbeit berät, fördert und vermittelt. Die "hanauer joblotsen" fungieren als Anlaufstelle für alle Jugendlichen in Berufsnot.
Die Jugendwerkstatt Hanau ist ein kirchlich diakonischer Verein und eine Bildungseinrichtung der Jugendhilfe. Seit 1982 hilft die Jugendwerkstatt jungen Menschen im Alter von 12 bis 27 Jahren im Übergang von der Schule in den Beruf mit Beratung, Begleitung und Qualifizierung.
"Pilot ist als Einrichtung bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen", berichtet Petersein, "die guten Kooperationen mit Schulen, wie der Eugen-Kaiser-Schule, den Kaufmännischen Schulen und der Heinrich-Böll-Schule sowie die erfahrenen Mitarbeitenden haben sichergestellt, dass wir die Jugendlichen durchgehend erreichen." Einige Veranstaltungen zur Berufswegeorientierung hätten allerdings im letzten Jahr ausfallen müssen, denn viele Firmen böten aktuell keine Praktika an und die Bundesagentur für Arbeit sei nur eingeschränkt zugänglich, so Petersein. "Auch dadurch konnten viele Jugendlichen noch keine Perspektive für die Zeit nach dem Schulabschluss entwickeln." Auch die Jugendwerkstatt habe sich auf die Pandemie-Bedingungen eingestellt und durch neue Formate der Kommunikation, wie Videochats oder digitale Flipcharts die meisten Kontakte aufrechterhalten können. Manchen Jugendlichen fehlten allerdings die notwendigen technischen Voraussetzungen und das notwendige Knowhow dafür. "Zum Glück konnten wir letzten Sommer unseren Garten dazu nutzen Trainings in Kleingruppen anzubieten", so Reinhardt. Aktuell werden siebzig Teilnehmende pädagogisch in Praktika und Ausbildung begleitet.
"Oberstes Ziel der pädagogischen Arbeit war im vergangenen Jahr die Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen", sind sich Petersein und Reinhardt einig. Durchaus besorgt schauen beide in die Zukunft, "da durch die Pandemie jetzt zwei Jahrgänge betroffen sind. Auch die Jugendlichen, die aktuell noch die Schule besuchen und sich auf die Abschlussprüfungen vorbereiten, sind unvorbereitet. Erschwerend kommen oft beengte Verhältnisse in den Familien hinzu und durch die Pandemie verstärkte persönliche Ängste oder psychische Probleme."
Petersein dankte für die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Stadt und für die Unterstützung aus dem städtischen Corona-Hilfspaket in Höhe von 3.000 Euro für die Arbeit der Fachstelle Pilot. Alle Beteiligten waren sich einig, dass es – sobald die Bestimmungen es zulassen – gilt, die Jugendlichen der Abschlussklassen mit Angeboten der Jugendberufshilfe zu erreichen und den Sommer zu nutzen um auch neue Wege zu gehen.
Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck und Bürgermeister Axel Weiss-Thiel dankten den Mitarbeitenden von Pilot und Jugendwerkstatt für ihre engagierte Arbeit in der schwierigen Zeit. "Es ist wichtig, dass Sie für die Jugendlichen ansprechbar sind und neue Wege gehen, denn wir dürfen die Abschlussjahrgänge nicht aus den Augen verlieren. Die Stadt wird auch neue Wege nach Kräften unterstützen und sich hier noch stärker als bisher engagieren", versprachen Funck und Weiss-Thiel. (pm) +++