In die Innenstadt: Zentrum für Demokratie und Vielfalt zieht um

Donnerstag, 11.03.2021
HANAU - "Die wichtigste Funktion des Hanauer Zentrums für Demokratie und Vielfalt ist, den Bürgerinnen und Bürgern anschaulich und praktisch zu verdeutlichen, wie Demokratie bei uns vor Ort funktioniert. Es ist ein offenes Haus, in dem und aus dem heraus wir klare Zeichen gegen Rassismus, Ausgrenzung und Intoleranz und für ein friedliches Miteinander, für Respekt, Vielfalt und Toleranz setzen werden", erläuterte Bürgermeister Axel Weiss-Thiel. Er informierte die Mitglieder des Hanauer Magistrats und des Präsidiums der Stadtverordnetenversammlung über den aktuellen Sach- und Planungsstandes des Zentrums, das zukünftig in der Innenstadt angesiedelt sein soll.
"Wir wollen das Gebäude der ehemaligen Commerzbank am Kanaltorplatz kaufen. Geplant ist, dass wir unser städtisches Vorkaufsrecht nutzen", berichtete Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Erst vor kurzem hat der Magistrat den Weg freigemacht hatte, das mehrere Jahre leerstehende Gebäude der ehemaligen Commerzbank-Filiale am Kanaltorplatz für die Stadt zu erwerben, statt nur anzumieten, wie ursprünglich geplant. Das Haus liegt in der Innenstadt zwischen den beiden Tatorten des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 in der Nähe des ersten Tatorts am Heumarkt.
"Der Kauf der Immobilie sichert der Stadt nicht nur Einfluss auf eine geordnete städtebauliche Entwicklung in diesem wichtigen Innenstadtbereich, sondern gibt den Akteuren des Zentrums für Demokratie und Vielfalt zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten", so Kaminsky. Ein Kauf sei perspektivisch und wegen der vielen verschiedenen Nutzenden die günstigste Variante.
Den Magistrats- und Präsidiums-Mitgliedern wurden verschiedene Varianten, wie Büro- und Veranstaltungsflächen genutzt werden können, vorgestellt. "Nun gilt es, weiter an der Ausrichtung des Zentrums und der Beteiligung der Hanauerinnen und Hanauer zu arbeiten sowie, dass Gebäude technisch auf den aktuellen Stand zu bringen, insbesondere zum Thema Inklusion. Denn das Zentrum ist nicht nur inhaltlich für alle Bürgerinnen und Bürger offen – dies muss und wird auch bautechnisch gewährleistet sein", erklärt Bürgermeister Weiss-Thiel.
Im vergangenen September hatten der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung als eine Antwort auf den rassistischen Mordanschlag vom 19. Februar 2020 die Gründung des Zentrums für Demokratie und Vielfalt beschlossen. "Seither arbeitet eine Planungsgruppe am inhaltlichen und organisatorischen Aufbau des Zentrums – und wir kommen sehr gut voran", berichtete Weiss-Thiel.
Das Zusammenbringen neuer und bereits aktiver Akteure war zu Beginn der Planungen wegen der Pandemie nur via Videokonferenzen möglich. Seit 1. Februar ist eine Übergangslösung gefunden: Am Hessen-Homburg-Platz 6 haben die Mitarbeitenden der Programme "WIR – Vielfalt und Teilhabe", der DEXT-Fachstelle und des Bundesprogramms "Demokratie leben!", des Büros des Ausländerbeirates und der Fachstelle Vielfalt dort ihre Arbeit aufgenommen. Fachstellen-Leiter Andreas Jäger: "Bisher waren die Programme über die Stadt verteilt, nun sitzen wir erstmals unter einem Dach. Die räumliche Nähe trägt erheblich dazu bei, die Prozesse zu optimieren und Synergien zu schaffen. Zur Stärkung des Zusammenhalts der lokalen Hanauer Zivilgesellschaft über kulturelle und ethnische Unterschiede hinweg, planen wir, entscheidende Impulse zu geben sowie Beratungs- und Veranstaltungsformate anzubieten. Das neue, größere Gebäude wird uns zukünftig in die Lage versetzen, die geplanten Inhalte vielen Bürgerinnen und Bürger zugänglich zu machen."
"Begegnungen, Beratung und Bildung sind die Schlüssel für ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander. Die nächsten Aufgaben sind, in einem öffentlichen Prozess Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger herzustellen, um auf die möglichen Nutzungskonzepte einzuwirken und so eine breite Zustimmung aus der Bevölkerung zu bekommen", so Bürgermeister Weiss-Thiel, der betonte, dass auch die enge Zusammenarbeit mit Bundes- und Landespolitik sowie lokalen politischen Gremien vorgesehen sei. "Es geht um nicht weniger als darum, unsere Demokratie zu verteidigen. Dafür braucht es Transparenz und Akzeptanz, dazu braucht es das Mittun möglichst vieler." (pm) +++