KASSEL

Auf Trage fixiert: Sanitäter schlägt Syrer ins Gesicht - Polizisten schauen zu!

Foto: BILD.de/ privat


Freitag, 12.03.2021
von MARIA FRANCO

KASSEL - Unglaubliche Szenen aus einer Kasseler Flüchtlingsunterkunft: Ein Sanitäter schlägt einem Mann mit voller Wucht ins Gesicht. Er ist auf einer Trage fixiert, komplett wehrlos. Das Erschreckende: Zwei Polizisten stehen seelenruhig daneben. Was der Gewalt-Retter aber nicht bemerkt: Eine Überwachungskamera filmt das Geschehen in der Nacht zum 08. November 2020 und dokumentiert den skandalösen Vorfall. BILD hat den Vorfall enthüllt und zuerst darüber berichtet.

Was war passiert? Mitarbeiter der städtischen Einrichtung alarmierten Polizei und Rettungskräfte, weil ein betrunkener Bewohner randaliert und im Vorraum des Gebäudes einen Feuerlöscher entleert habe. Beim Eintreffen der Rettungskräfte liegt der Syrer Amar H. hilflos am Boden. Im weiteren Verlauf leistet der 32-Jährige Widerstand: Er geht mit einer Alu-Leiter auf die Sanitäter los. Im Polizeibericht wird das weitere Vorgehen erläutert: "Die eingesetzten Beamten des Polizeireviers Ost konnten diesen Angriff durch den schnellen Einsatz von Pfefferspray abwehren und den Angreifer anschließend überwältigen." Weiterhin sei es "zu mehreren Spuckattacken gegen die Beamten und die Rettungskräfte" gekommen.

Video deckt Skandal auf!

Das Überwachungsvideo offenbart jedoch, die nächsten Handlungen der Sanitäter und Polizeikräfte. Amar H. wird auf einer Trage fixiert. Der 44-jährige Sanitäter kommt dem Opfer - ohne, dass eine akute Gefahr ausgeht - plötzlich näher, schlägt mit der rechten Faust zu. Sein Kopf fällt zur Seite. Die Polizisten schreiten nicht ein, schauen einfach zu. Nach dem brutalen Angriff, bringen die Beamten den Verletzten in den Rettungswagen, um ihn ins Krankenhaus zu transportieren. Hier setzt die Pressemitteilung wieder an. Dort solle es zu weiteren Ausschreitungen seitens des Syrers gekommen sein, wie es in der Meldung heißt: "Zudem trat der 32-Jährige wild um sich und traf einen Sanitäter und einen Polizisten, der dadurch rückwärts aus dem Rettungswagen gestoßen wurde." Verletzt wurden sie dabei nicht.

Ermittlungen gegen den Syrer

Amar H. landet in der Nacht in der Ausnüchterungszelle. Die Polizei leitet Ermittlungen wegen tätlichen Angriffs auf Rettungskräfte, Widerstand gegen Polizeibeamte und der Beeinträchtigung von Nothilfemitteln und Sachbeschädigung ein. Der Angriff des Rettungssanitäters bleibt zunächst unbemerkt.

Opfer erstattet Anzeige wegen Körperverletzung gegen Sanitäter

Das Opfer bleibt nicht untätig. Wie die BILD berichtet erstattet er Anzeige wegen Körperverletzung gegen den Rettungssanitäter. Die Polizei versucht, den Vorfall zunächst runterzuspielen. Der ärztliche Befund, der BILD vorliegt, ergibt: Amar H. erlitt einen Jochbeinbruch und mehrere Prellungen. Sein Anwalt Adnan Aykac ist bestürzt über den Versuch der Polizei, das Ganze zu verharmlosen. "Der Mann ist fixiert. Das grenzt an Folter. Die Justiz muss vor allem dann Farbe bekennen, wenn Dinge mal nicht reibungslos laufen. Mit solchen Aussagen wie denen der Polizei wird das Opfer nachträglich noch einmal verhöhnt", erklärt er gegenüber dem Blatt.

"Video macht fassungslos"

Das Hessische Innenministerium zeigt sich bestürzt: "Dieses Video macht uns fassungslos. Unabhängig davon, wie sich die fixierte Person zuvor gegenüber dem Sanitäter verhalten haben mag, ist es völlig inakzeptabel eine wehrlose Person zu schlagen. Damit steht unzweifelhaft der Straftatbestand der Körperverletzung im Raum. Wenn Polizisten Zeugen einer solchen Straftat werden, müssen sie sofort mit aller Entschlossenheit einschreiten", erklärt ein Sprecher am Donnerstagabend auf Nachfrage von KINZIG.NEWS. Nun gilt es, den Fall aufzuklären: Das Landespolizeipräsidium habe bereits eine umfassende Aufklärung in die Wege geleitet. Auch den Polizeibeamten drohen Folgen - "disziplinarische Konsequenzen werden geprüft."  +++

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