WIESBADEN

Staatsminister Wintermeyer (CDU): "Hessen muss langsam zurück zur Normalität"

Staatsminister Axel Wintermeyer (CDU) im Exklusiv-Interview. - Fotos: Kinzig.News/Hendrik Urbin


Freitag, 12.03.2021
von Christian P. Stadtfeld

WIESBADEN - "Es gibt keinen Impfstoff zweiter Klasse", sagt Staatsminister Axel Wintermeyer (61, CDU), Chef der Staatskanzlei und Corona-Manager in der Hessischen Landesregierung. Beim Exklusiv-Interview mit KINZIG.NEWS am Freitag in der Wiesbadener Regierungszentrale geht er auf den immer wieder kritisierten Impfstoff des Herstellers AstraZeneca ein und beruhigt: "Das wichtigste bei einem Impfstoff ist, dass er schwere Verläufe oder gar den Tod verhindert. Und das tun alle vier für Deutschland zugelassenen Impfstoffe. Es ist ein Luxusproblem, wenn hunderttausende Dosen vorhanden wären, sie aber keiner haben will." Aktuell sind in Deutschland Impfstoffe dieser Hersteller zugelassen: Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson.

Die Staatskanzlei in Wiesbaden
Die Staatskanzlei in Wiesbaden
Chefredakteur Christian P. Stadtfeld bekam in Wiesbaden ein Corona-Update.
Chefredakteur Christian P. Stadtfeld bekam in Wiesbaden ein Corona-Update.

Minister Wintermeyer stellt klar: "Jeder muss aktuell das nehmen, was er bekommt. Unser Ziel muss es sein, jeden Impfstoff bei möglichst vielen Menschen in die Oberarme zu bringen. Das ist der einzige Weg aus dieser Pandemie heraus." Weiterhin gelte, sich an die Abstands- und Hygieneregeln zu halten. "Die Disziplin der Menschen darf nicht nachlassen. Vor uns stehen noch einige schwierige Wochen."

Wann öffnet die Außengastronomie?


Vor über einem Jahr hat der Kampf gegen das Coronavirus begonnen. Am Freitag meldete das Robert-Koch-Institut knapp 1.000 Neuinfektionen in Hessen, nachdem die Zahlen zuletzt erst gefallen waren und nun in der Tendenz wieder leicht steigen. "Noch immer müssen wir täglich neu zwischen Gesundheitsschutz und Freiheit abwägen." Aber es gibt Perspektiven und Licht am Ende des Tunnels: In Hessen sind knapp 7 Prozent der Bevölkerung erst-geimpft, im Landkreis Fulda 8,8 Prozent.

Zur dritten Welle sagt der Manager der Regierungsgeschäfte von Ministerpräsident Volker Bouffier: "Dass sie kommt, wussten wir. Jetzt steht fest, dass die Mutation wesentlich ansteckender und auch tödlicher ist. Aus diesem Grund gehen wir trotz Lockdown-Müdigkeit politisch den verantwortungsvollen Weg und überstürzen nichts." Hessen müsse aber langsam zurück zur Normalität. "Deshalb bewerten wir nicht nur die Inzidenz, sondern landesweit auch die Belegung der Klinik-Betten und den Fortschritt beim Impfen."

Die Öffnung der Außengastronomie soll, wenn alles nach Plan läuft, noch vor Ostern erfolgen. "Sie ist aber weiter abhängig vom aktuellen Pandemiegeschehen", erklärt Axel Wintermeyer. Entwarnung kann er noch nicht geben: "Aktuell steigen die Zahlen wieder. Erst in zwei Wochen können wir eine verbindliche Entscheidung treffen. Dann ist klar, ob wir vor oder erst nach Ostern öffnen. Schnelltests sind allerdings Pflicht." Privilegien für Geimpfte, wie es die Mittelstandsvereinigung im Kreis Fulda gefordert hat, sieht der Minister momentan noch nicht. "Dafür ist es noch zu früh. Wenn wir eine große Durchimpfung erreicht haben, müssen wir aber darüber nachdenken."

Am 22. März kommen die Ministerpräsidenten der Länder per Video-Schalte zum nächsten Corona-Gipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammen. Die Top-Themen: Aktuelle Corona-Lage, Öffnungsschritte oder, "wenn es erforderlich ist", auch Schritte zurück. "Wir machen keine Versprechen, sondern verantwortungsvolle Politik." Weiterhin: das Impfen und die Einbindung der Hausärzte in das Impfgeschehen. "Wir werden im April/Mai mehr Impfstoff haben, als Kapazitäten in den Impfzentren. Dafür braucht es Lösungen und daran arbeiten wir mit Hochdruck." +++