MAINTAL

Kino im Kopf statt im Theater mit Kamishibai

Das japanische Erzähltheater Kamishibai weckt die Kraft der Phantasie und fördert zugleich die Sprachkompetenz. In Maintal ist es seit Herbst Teil des Projekts „Bildungssprache“. - Foto: Stadt Maintal


Mittwoch, 17.03.2021

MAINTAL - Mit der Fantasie auf Reisen zu gehen, bietet Kindern in Zeiten eines restriktiven Alltags mit eingeschränkten Freizeitangeboten einen wichtigen Ausgleich. Wo die Begegnung mit Gleichaltrigen und vielfältige Erfahrungen nicht wie sonst möglich sind, braucht es Kreativität - auch, um Bildungserlebnisse positiv zu gestalten. Dabei kommt dem japanischen Erzähltheater Kamishibai eine besondere Bedeutung zu.

Im Sommer 2020 startete die Stadt Maintal das Projekt „Bildungssprache“ zur Stärkung der kindlichen Sprachkompetenz. Ein wichtiger Schlüssel liegt im Erzählen, sowohl in der Familie als auch im Kindergarten. Daher sollen auch Familien an diesem Pilotprojekt teilhaben und Impulse für das gemeinsame Erzählen zu Hause erhalten. Im Mittelpunkt steht das „Familien-Kamishibai“, entwickelt vom Frankfurter Verein „Forum Kamishibai“. Es handelt sich um eine kleinere Version des japanischen Erzähltheaters Kamishibai.

Kamishibai ist eine Erzählkunst, die ausdrucksstark illustrierte Bildkarten und Texte in einem Holzrahmen als Theater lebendig werden lässt. Das Erzählen mit Bildern ist besonders dort wichtig, wo viele verschiedene Sprachen gesprochen werden und das Erlernen und Erfahren einer gemeinsamen Sprache große Bedeutung hat. „Der kleine und robuste Holzrahmen ist ein ideales Angebot zum Mitnehmen und Ausleihen“, freut sich Michaela Schmid, Koordinatorin der Familienzentren in Bischofsheim. „Das ist wunderbar niederschwellig und hat einen hohen Aufforderungscharakter, vor allem auch für neu zugewanderte Familien mit jungen Kindern.“

Michaela Schmid begleitet viele Familien aus dem Stadtteil, die regelmäßig den offenen Treffpunkt, das „Drop In“, besuchen. Als ihre Ansprechpartnerin liegt ihr die Bildungsgerechtigkeit besonders am Herzen, und das Familien-Kamishibai trägt einen Teil dazu bei. Doch leider musste das „Drop In“ Corona-bedingt im Herbst die Türen schließen. So beschloss Schmid kurzerhand, aus dem „Drop In“ ein „Outdoor-Treffen“ auf einem Spielplatz zu organisieren. Den Eltern und Kindern stellte sie hier zum ersten Mal eine Kamishibai-Geschichte vor. Alle waren beeindruckt. Die Mütter konnten kaum glauben, wie konzentriert ihre Kinder der Geschichte folgten.

Doch auch die Erwachsenen lassen sich durch Kamishibai in den Bann schlagen: Im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung „Bischofsheim ist bunt“ im September 2020 erzählte Schmid einen ganzen Nachmittag lang Kamishibai-Theater. „Diese Art des Erzählens hat die Macht zu verzaubern. An diesem Tag haben nicht nur Kinderaugen geleuchtet. Gerade die Erwachsenen haben es sehr genossen und manche sind gleich für eine weitere Geschichte sitzengeblieben!“, erzählt sie.

Eine Fortsetzung der Spielplatztreffen gab es leider nicht, denn ein weiteres Mal mussten sie abgesagt werden. Doch Michaela Schmid fand erneut eine kreative Lösung. Nun bietet sie den Müttern und Vätern einen „Spaziergang zu zweit“ mit Mundschutz und Abstand an. „Das wird sehr gerne angenommen und es entsteht eine große Verbundenheit. Wir alle sind so hungrig nach echten Begegnungen und Zuwendung, dass dieses einfache Setting einen Lichtblick schenken kann“, so ihr Resümee. „Ich höre den Eltern sehr genau zu und kann so passgenau Informationen bereitstellen. Und die individuellen Spieltaschen für das jeweilige Kind bringen neue Impulse für die ganze Familie.“ Dazu gehört auch das Kamishibai, das Schmid seit Dezember in die Familien bringt.

Seither finden noch immer wöchentlich mehrere Spaziergänge statt: „Beim Laufen entspannt sich das Gemüt und die Gedanken kommen von ganz alleine. Hier finden sich auch die richtigen Worte einer gemeinsamen Sprache und davon profitieren alle. Dieses Angebot schafft den Anlass dafür, an die frische Luft zu gehen und in so mancher Spielzeugtasche findet sich auch ein Kamishibai wieder“, so Michaela Schmid. (PM) +++

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