GELNHAUSEN

ADFC-Fahrradklima-Test 2020: Schulnote 4 minus für Gelnhausen

Fotos: privat


Donnerstag, 25.03.2021

GELNHAUSEN - Vom 1. September bis 30. November 2020 fragte der ADFC bundesweit die Zufriedenheit von Radfahrenden in deutschen Städten und Kommunen ab. Die Ergebnisse wurden jetzt vom ADFC zusammen mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer in Berlin vorgestellt.

Die zusammenfassende Beurteilung des ADFC lautet: "Rekord-Beteiligung und ernüchternde Ergebnisse" mit einer Durchschnittsbenotung von 3,9. Als Sprecher der AG Fahrradmobilität von People for Future Gelnhausen kommentiert Harald Geib das Gelnhäuser Ergebnis als noch extremer: "184 Bürger*innen (84 Teilnehmer*innen pro 10.000 Einwohner) haben in Gelnhausen abgestimmt. Die Stadt rangiert bei der Beteiligung damit bundesweit auf Platz 140 von 1.024 Städten und Kommunen, das ist super stark. Das Gesamtergebnis von Gelnhausen mit 4,28, der Schulnote 4 minus, ist niederschmetternd für das Fahrradklima in Gelnhausen. 85% der teilnehmenden Städte und Kommunen werden von den Radfahrenden besser bewertet! Im Main-Kinzig-Kreis landet Gelnhausen auf dem letzten Platz, auch wenn Erlensee und Langenselbold nicht viel besser abschneiden, aber Nidderau mit 3,5 und Wächtersbach mit 3,8 merklich positiver beurteilt werden."

Bei der Befragung ergab sich, dass die wichtigsten Aspekte der Radfahrer*innen ein gutes Sicherheitsgefühl, die Akzeptanz durch andere Verkehrsteilnehmer*innen und ein konfliktfreies Miteinander sind.

In den Interviews wurden zu den Themen "Fahrrad und Verkehrsklima", "Stellenwert des Radverkehrs", Sicherheit beim Radfahren", "Komfort beim Radfahren" sowie "Infrastruktur und Radverkehrsnetz" 27 Fragen und fünf Zusatzfragen zum Thema "Corona & Radfahren" gestellt. Bei lediglich fünf Fragen hat Gelnhausen mit besser als ausreichend abgeschnitten. So wird das zügige Radfahren und Erreichen der Ziele, die Fahrraddiebstähle, Konflikte mit Fußgänger*innen und die Beteiligung aller Gruppen - egal ob alt oder jung - von den Teilnehmer*innen mit 3 bis 4 benotet. Die Gelnhäuser*innen haben offensichtlich beim Radfahren ebensoviel Spaß wie Stress (Note 4+). Am schlechtesten benotet wird, dass in Gelnhausen keine Fahrräder zu mieten sind, dass es in der Stadt keine Werbung für das Radfahren gibt und in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde. 

Der letzte Punkt spiegelt sich auch bei den Antworten auf die Corona-Zusatzfragen wider: Ungenügend beurteilten die Radfahrer*innen, dass während der Corona-Zeit keine Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit registriert wurden, dass Bürgermeister und Kommunalpolitiker*innen das Radfahren nicht mehr als üblich thematisierten, was sich im Kommunalwahlkampf glücklicherweise etwas geändert hat. Mangelhaft sehen die Teilnehmer*innen aber auch, dass das Radfahren während der Corona-Zeit in den lokalen Medien nicht thematisiert wurde. Dies ist insbesondere verwunderlich, da die Teilnehmer*innen während der Corona-Zeit offensichtlich vermehrt neue mit dem Rad erreichbare Ziele in der näheren Umgebung entdeckt haben und die Bedeutung des Fahrrades in dieser Zeit auch in Gelnhausen gestiegen ist.

Als Resonanz auf die ernüchternden und teilweise desaströsen Ergebnisse fordert die stellvertretende ADFC-Bundesvorsitzende Rebecca Peters von den Städten und Gemeinden: "Wir brauchen dringend mehr Tempo beim Radnetzausbau, mehr Mut zu schnell wirksamen Lösungen und mehr Lust an der Veränderung". Dies bringt auch der ADFC-Vorsitzende des Ortsverbands Gelnhausen, Rainer Gerst, auf den Punkt: "Lieber Bürgermeister Glöckner, lieber Magistrat, setzten Sie die von uns im Herbst 2020 vorgeschlagenen Maßnahmen für ein fahrradfreundliches Gelnhausen jetzt schnell um. Bei vielen der Maßnahmen haben wir insbesondere darauf geachtet, dass sie ohne großen Aufwand umgehend realisiert werden können!"

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der Ergebnisse aus dem ADFC-Fahrradklimatest hat uns auch die Nachricht des zuständigen Radverkehrskoordinators von Hessen Mobil, Jonas Eberlein, erreicht. Zur Verbesserung des Hessischen Radweges R3 ist die Lücke im Rad-Hauptnetz Hessen an der Frankfurter Straße zwischen Freigerichter Straße und Am Galgenfeld in die hessenweite Priorisierung von Projekten an Bundes- und Landesstraßen aufgenommen worden. Auch unseren Vorschlag "Neuer Radweg Kinzgaue" beurteilt er grundsätzlich als eine förderbare Maßnahme in der Verantwortung der Stadt Gelnhausen. Für die von uns vorgeschlagenen verkehrsbehördlichen Anordnungen empfiehlt Eberlein "mit dem Bürgermeister der Stadt Gelnhausen und dem Landrat des Main-Kinzig-Kreises als Straßenverkehrsbehörden Kontakt aufzunehmen. Diese werden dann gegebenenfalls Hessen Mobil in seiner Funktion als Straßenbaulastträger kontaktieren." (pm) +++

Neues Beliebtes
    Kontakt
    Kinzig.News Redaktion:
    Telefon:06051 833 712
    E-Mail: redaktion@kinzig.news
    Kinzig.News Vertrieb:
    Telefon:06051 833 711
    E-Mail: vertrieb@kinzig.news
    Kinzig.Termine