MAIN-KINZIG-KREIS

Mehr Hausmüll durch Corona: Das ist der Stand in den Kommunen!

Alle Fotos: Symbolbilder Pixabay


Dienstag, 30.03.2021
von MORITZ PAPPERT

MAIN-KINZIG-KREIS - Home-Office, Lockdown und Homeschooling: Viele von uns sind derzeit mehr zuhausen als sonst. Doch das ist ein Problem für die Kommunen, denn dadurch wird wesentlich mehr Müll prduziert als noch vor Corona-Zeiten. Der meiste Müll entsteht durch Online-Bestellungen, To-go-Essen und Sperrmüll. Deutschlandweit wurde im vergangenen Jahr durchschnittlich sechs Prozent mehr Müll verursacht. Wir haben nachgefragt, wie es im Main-Kinzig-Kreis aussieht.

"Im Main-Kinzig-Kreis sind aufgrund landesgesetzlicher Regelungen die Städte und Gemeinden für die Einsammlung der Abfälle in ihrer Gemarkung (Müllabfuhr) zuständig; der Kreis selbst ist zuständig für die Verwertung und Beseitigung der von den Kommunen angelieferten Abfälle, entweder durch den Betrieb kreiseigener Anlagen oder durch Entsorgungsverträge mit Dritten", schreibt der Main-Kinzig-Kreis auf Anfrage. 

Die Steigerung des Mülls beträgt kreisweit zwischen fünf und zehn Prozent. Besonders die Sperrmüllmenge sei um zehn Prozent gestiegen. "Als Hauptursache für die Zunahme der Hausmüllmenge um rund fünf Prozent vermuten wir, dass mehr Urlaubstage in den eigenen Wänden verbracht wurden, also weniger verreist wurde. Diese Zeit wurde wohl teilweise für Ausbesserungs-, Umbau- und Verschönerungsmaßnahme am eigenen Heim genutzt, daher die Mengensteigerung beim Sperrmüll um rund zehn Prozent und bei den ausgedienten Elektrogeräten um rund fünf Prozent.

Drohen jetzt steigende Gebühren?

"Wir gehen davon aus, dass den Städten und Gemeinden ein höherer Aufwand bei der Reinigung von Straßen, Plätzen, Grünanlagen etc. und der Papierkorbleerung entstanden sind. Inwieweit diese Kostensteigerungen zu einer Erhöhung der von den Kommunen erhobenen Müllgebühren führen, können wir nicht beurteilen."

Der Kreis appeliert: "Abfall zu vermeiden, indem beispielsweise überflüssige Verpackungen vermieden werden, Mehrwegsysteme genutzt werden, wie sie auch im ToGo-Bereich vermehrt angeboten werden. Ein Beispiel dafür ist der Main-Kinzig-Krug, ein aus nachwachsenden Rohstoffen bestehender Mehrwegbecher, der in den kommenden Tagen in mehreren Städten und Gemeinden des Kreises eingeführt wird.

Weiterhin appellieren wir an die Bürger, die zur Verfügung gestellten Getrenntsammelsystem richtig und verantwortungsvoll zu nutzen, indem beispielsweise keine Plastiktüten – auch keine angeblich kompostierbaren – in die Biotonne geworfen werden. Nur durch eine verantwortungsvolle Mülltrennung können steigende Abfallmengen ohne zusätzlichen Schaden für die Umwelt aufgefangen werden", heißt es vom Landkreis.

Das sagen die Kommunen:

Wie viel mehr Müll gibt es durch Corona im Vergleich zu den Vorjahren?  

Maintal: "Hausmüll hat ca. + 6 Porzent (+400 t) zugenommen; bei Sperrmüll ist nur eine geringe Zunahme zu verzeichnen (von 507 t auf 519 t); jedoch hat sich das Anlieferungsverhalten am Wertstoffhof verändert (von 176 t in 2019 auf 378 t in 2020)".

Hanau: "Restmüll + 15 Prozent, Bioabfall + 25 Prozent, Papier – 5 Prozent, Leichtverpackungen + 8 Prozent, Sperrmüll + 28 Prozent, Glas + 7 Prozent."

Bad Soden-Salmünster: "Grundsätzlich gibt es bei den Müllsammelmengen in jedem Jahr unterschiedliche Zahlen. Bei den nachstehend genannten Zahlen handelt es sich um die Durchschnittsmenge (Vergleichszeitraum 2017 – 2019) der letzten drei Jahre im Vergleich mit dem Jahr 2020.  

Restmüll: Sammelmenge Vergleichszeitraum 875,00 t /jährlich. 2020: 1.017,00 t.

Biomüll: Sammelmenge Vergleichszeitraum 1.917,00 t/jährlich. 2020: 2.000,76 t.

Sperrmüll: Sammelmenge Vergleichszeitraum 109,06 t/jährlich. 2020: 131,00 t.

Papier: Sammelmenge Vergleichszeitraum 1.040,00 t/jährlich. 2020: 958,00 t."

 Bei welchem Müll ist besonders eine Zunahme zu erkennen?

Maintal: "Beim Hausmüll."

Gelnhausen: "Besonders beim Papiermüll, viele Bürger*innen tauschen ihre Papiertonne gegen eine mit einem größeren Volumen aus. Aber auch beim Altglas, dem Hausmüll und Sperrmüll ist eine Zunahme zu verzeichnen. Die Ablagerung von Müll im öffentlichen Raum hat ebenfalls zugenommen. Verpackungsmüll, Zigarettenkippen, Möbel, Unrat und Altkleidung werden - besonders in den Gewerbegebieten achtlos und vor allem illegal entsorgt."

Hanau: "Sperrmüll – durch Kurzarbeit hatten viele Zeit zu entrümpeln, Bioabfall – durch geschlossene Gastronomie wurde mehr zu Hause gekocht (gegessen – Liefer-und Abholservice)."

Bad Soden-Salmünster: "Nach Auskunft der Fa. Rehnus (ist für die Sammlung von Altglas im MKK zuständig) hat sich die Altglassammelmenge im Jahr 2020 um ca. 20 Prozent erhöht."

Was ist die Hauptursache für die Zunahme des Mülls? 

Maintal: "Ursache sind insbesondere Bestellungen: Lieferservice von Speisen – alle in Verpackungen, Onlinebestellungen von Waren jeglicher Art, Menschen im Homeoffice, die Abfall produzieren, etc."

Gelnhausen: "Der Hausmüll, speziell der Verpackungsmüll, hat zugenommen, weil die Menschen in der Pandemie situationsbedingt mehr beim Online-Handel und in Restaurants bestellen. Wenn die Bürger*innen im Einzelhandel einkaufen oder vor Ort in den Lokalen Essen gehen können, fällt dieser nicht im selben Maß an. Zudem blieb während der Lockdowns Zeit, zu Hause zu entrümpeln und zu renovieren. Im Fall des wilden Mülls ist es schlicht Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit. "

Hanau: "HomeOffice und Kurzarbeit, Lockdown."

Bad Soden-Salmünster: "Mit steigenden Abfallgebühren ist zur Zeit trotz gestiegener Abfallmengen nicht zu rechnen."

Kann die Stadt etwas dagegen tun? Wenn ja was? 

Maintal: "Nein, man kann lediglich durch Öffentlichkeitsarbeit Bürger*innen dazu veranlassen, Abfall zu vermeiden (z.B. Angebote von Second-Hand-Läden und Leihladen). Der Abfallratgeber enthält viele Tipps zur Abfallvermeidung und Entsorgung. Die Bürger*innen werden dahingehend beraten, wie Abfall fachgerecht zu entsorgen ist, damit er der Wiederverwendung oder Wiederverwertung zugeführt wird. Es bestehen umfangreiche Entsorgungsangebote am städt. Wertstoffhof, an den Abfallsammelstellen sowie an der Kompostieranlage (nur für Grünabfälle)."

Gelnhausen: "Wir können nur immer wieder appellieren, Müll zu vermeiden, zu trennen und mit Blick auf den wilden Müll Aufklärungskampagnen starten. Gelnhäuser Bürger*innen können verschiedene Müllarten bis zu einem gewissen Volumen kostenlos beim Wertstoffhof abgeben. Sie können sich im Zweifel gerne an unsere Abteilung Abfallwirtschaft wenden oder sich auf der Homepage informieren. Ansonsten helfen wohl nur höhere Bußgelder."

Hanau: "Nein. Die Abfallmengen in den Haushalten werden wieder sinken, wenn weniger Menschen im HomeOffice arbeiten und in Kurzarbeit sind und das öffentliche Leben hochgefahren wird. Darüber hinaus engagiert sich die städtische Abfallberatung während Corona wie auch ohne Corona, z.B. mit dem Hinweis auf Abfallvermeidung soweit möglich z.B. schon beim Einkauf (Mehrweg, Plastikverpackungen vermeiden)."

Bad Soden-Salmünster: "Der Einfluss der Stadt auf das Einkaufsverhalten der Bürger ist sehr begrenzt. Wir haben verschiedene Hinweise bezüglich der Mülltrennung auf unserer Homepage veröffentlicht, sowie in den täglichen Bürgergesprächen bei Müllfragen."

Müssen die Bürger mit steigenden Gebühren rechnen? 

Maintal: "Nein."

Gelnhausen: "Die Entscheidung über Gebührenerhöhungen obliegt den städtischen Gremien. Was den wilden Müll betrifft, verursacht dessen Entsorgung natürlich zusätzliche Kosten – egal, ob über den Betriebshof oder externe Entsorger."

Hanau: "Derzeit nein. "

Was appellieren Sie an die Bürger? 

Maintal: "Es gibt einen speziellen Flyer zum Thema Abfallentsorgung in Corona-Zeiten mit Hygienehinweisen, die bei der Benutzung der städt. Abfallentsorgungsanlagen zu beachten sind und zur Abfallentsorgung. Weitere Informationen für die Bürger*innen in Coronazeiten sind auf der Homepage der Stadt Maintal unter www.maintal.de in der Rubrik „Aktuelle Informationen zu Corona“ , Stichwort Abfallentsorgung, zu finden."

Gelnhausen: "Wer seine Stadt liebt, hält sie sauber! Der öffentliche Raum ist kein Mülleimer. Die Vermüllung der Natur ist auch kein Kavaliersdelikt. Ich kann es nicht nachvollziehen, weshalb Verpackungsmüll von To-Go-Anbietern aber auch Möbelstücke, Altkleidung usw. einfach in der Landschaft entsorgt oder aus dem fahrenden Auto herausgeworfen werden."

Hanau: "Da die steigenden Abfallmengen in keinem Fehlverhalten begründet sind, sondern auf von Bund und Ländern im Rahmen der Corona-Pandemie angeordneten Maßnahmen und dem damit verbundenen Verhalten aller beruhen, kann hierauf kein Einfluss genommen werden. Es ist logisch, dass die Abfallmengen in den Haushalten steigen, wenn man sich mehr zu Hause aufhält. Wie bereits oben erwähnt, werden sich die Abfallmengen aus Haushalten wieder verringern, je mehr die Restriktionen im Rahmen der Pandemie zurückgefahren werden. Insgesamt wird dadurch aber nicht weniger Abfall entstehen, der Anfall des Abfalls verlagert sich nur. Das Abfallaufkommen wird dann z. B. in der Gastronomie, im Freizeitbereich (Museum, Theater, Kino, Zoo, Freizeitparks etc.) und auch im öffentlichen Bereich (Parks, Grünanlagen, öffentliche Plätze) anfallen bzw. wieder zunehmen." +++

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