SINNTAL

Immer einen Besuch wert: Schwarzenfels - eine Burg für die Bürger

Die Burg Schwarzenfels klebt förmlich am Westhang des 492 Meter hohen Hopfenberges - Fotos: Walter Dörr


Montag, 26.04.2021
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Der Sinntaler Ortsteil Schwarzenfels im schönen Naturpark Spessart, am östlichsten Rand des Main-Kinzig-Kreises und hart an der Grenze zum Freistaat Bayern gelegen, klebt förmlich am Westhang des 492 Meter hohen Hopfenberges. Hoch oben und von weithin sichtbar ist die Burg ein Blickfang. Seinen Namen hat der mit rund 550 Einwohnern drittkleinste Sinntaler Ortsteil wahrscheinlich vom schwarzen Basaltboden (Dolerit), denn in einer Urkunde vom 8. November 1280 wird er "Swarzenfels" genannt. Dienstmannen, Lehnsleute und Fronbauern siedelten sich hier unter dem Schutz der Burgritter an. Nach einer thüringischen Chronik von 1271 wird den Schwarzenfelsern nachgesagt, als Raubritter die Gegend unsicher gemacht zu haben.

Raubritter gibt es heute natürlich nicht mehr. Die ehrwürdigen Mauern, die sie hinterlassen haben, sind vielmehr ein Anziehungspunkt für Ausflügler. Die Höhenburg (Bergfried, Amtshaus, Glockernturm) errichtete Graf Reinhard I. von Hanau zwischen 1277 und 1280 aus massivem Bruchstein-Mauerwerk. 1305 erweiterte dessen Sohn Ulrich I. die Anlage um eine der heiligen Margarete geweihten Kapelle, und unter der gibt es noch eine kellerartige Krypta, deren Kreuzgewölbe eine massige Mittelsäule stützt.

Burg Schwarzenfels wurde als Amts- und Gerichtssitz in den Jahrhunderten mehrfach aus- und umgebaut. Rege Bautätigkeit bestand im 16. Jahrhundert, als Graf Philipp III. von Hanau die Burg zum schlossartigen Witwensitz seiner Gemahlin Helene, Tochter des Pfalzgrafen Johannes von Simmern, erweitern ließ. Der Marstall, der heute neben den Türmen die Silhouette der Burg beherrscht, diente als Wohnung des Verwalters. Nach der Zerstörung der Hauptburg residierten hier bis 1821 die kurhessischen Amtmänner. 1867 wurde das kurfürstliche hessische Justizamt in ein königlich-preußisches Amtsgericht umgewandelt. Im Westflügel befindet sich seit 1810 die Schwarzenfelser Kirche.

Weil es um die skurrile Ruine und das stattliche Marstallgebäude ziemlich ruhig geworden war, gründeten am 29. November 2007 interessierte Bürger den Verein "Ritter Schwarzenfels" und machten sich zur Aufgabe, fortan das bauliche Wahrzeichen Sinntals zu beleben und der Bevölkerung zugänglich zu machen. Laut Satzung wird die Erhaltung und Sanierung, Nutzung für die Allgemeinheit, die Erforschung der Geschichte und der kunst- und kulturgeschichtlichen Entwicklung sowie die Förderung als Begegnungs- und Fortbildungsstätte für an Kultur, Geschichte und Brauchtumspflege interessierte Menschen aller Nationen angestrebt. Der Vereinsvorsitzende ist übrigens der "Burgherr" - der "Burgvogt", die "Tafelrunde" und "Burgversammlung" sind weitere Organe des Vereins.

"Ritter Schwarzenfels e.V." pachtete die Burg vom Immobilienmanagement des Landes Hessen und machte sie kostenfrei öffentlich zugänglich. Vor allem der Ruinenteil, der in den vergangenen Jahren gesichert wurde, lockt viele interessierte Besucher an. Eine Hauptattraktion ist der Bergfried. 110 Stufen einer stählernen Rundtreppe gilt es im Inneren bis zur Aussichtsplattform zu erklimmen. Man hat dann einen fantastischen Weitblick ins Tal der schmalen Sinn. Und wer einen besonderen Kick möchte, kann auf Sinntals einzigem Skywalk gehen, der an den Bergfried in luftiger Höhe angebaut wurde und von wo man durch Gittereisen über hundert Meter senkrecht hinunter auf Fundamentreste der Burg sehen kann. Ein atemberaubendes Erlebnis!

Im Gewölbekeller (für bis zu 300 Gäste) und im Marstall-Saal besteht die Möglichkeit zum Feiern. Im Obergeschoss des Marstallgebäudes gibt es 56 Betten in sieben Zimmern, einen großen Gruppen- und Speiseraum, eine Großküche und zwei Waschräume für Jugendgruppen, Reise- und Festgesellschaften. Durch die Corona-Pandemie sind die Aktivitäten natürlich auf Null zurückgefahren, so dass auf der Burg Schwarzenfels keine Saison-Auftakte, mittelalterliche Ritterfeste, Bergwinkel- und Weihnachtsmärkte sowie Theateraufführungen und Konzerte stattfinden können. Der rustikal gemauerte Grillplatz wurde schon lange nicht mehr angeheizt und auch das Burgcafé mit seinen 55 Plätzen ist geschlossen. Einen Besuch – natürlich unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen – ist Burg Schwarzenfels aber auf jeden Fall wert.

Wie Burgherr Thomas Dorn gegenüber KINZIG.NEWS erklärte, gab es 2019 einen vollen Terminkalender und rund 2.000 Übernachtungen auf der Burg. Im Jahr 2020 waren die Terminbücher wieder voll, aber die Pandemie stoppte jäh die Aktivitäten und es fanden nur zwei kleinere Veranstaltungen statt. "Die Fixkosten für den Unterhalt der Burg wurden deshalb vom Vereinsvorstand beleuchtet und auf ein Minimum reduziert," so Dorn. "Allerdings haben wir auch aktuell immer unseren Slogan "Eine Burg für die Bürger" im Blick und stellen sie jedem Bürger als Ausflugsziel zur Verfügung. So konnte im vergangenen Sommer und kann auch jetzt jeder Besucher ohne Eintrittsgeld die Burg Schwarzenfels besuchen und die herrliche Kulisse und den Blick über unsere Heimat genießen. Für die Unterstützung unserer Arbeit steht am Zugang zur Kernburg eine Spendenbox bereit."

Buchungen gab es natürlich auch für 2021 wieder viele, doch die Pandemie riss große Lücken aufgrund von Stornierungen. "Wir sind gezwungen, die notwendigen Ausgaben weiter zu reduzieren. Die in den vergangenen Jahren gebildeten Rücklagen für notwendige Reparaturen sind mittlerweile aufgebraucht, so dass Investitionen zunächst auf Eis gelegt werden müssen. Unser Ziel ist es aber, weiterhin die Burg für jeden Bürger zugänglich zu halten," sagt Burgherr Thomas Dorn. +++

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