Über Stock und über Stein: Eröffnung des Wald- und Naturkindergartens
Donnerstag, 01.08.2019
von Joana Gibbe
RODENBACH - Über Stock und über Stein: Im neuen Wald- und Naturkindergarten Rodenbach wird mit allem gespielt, was die Natur hergibt. Im Einklang mit der Natur zu sein und achtsam mit dieser umzugehen, das versuchen die Betreuer des neuen Horts den Kindern näherzubringen. Am Donnerstag, den ersten August, öffnete der erste Wald- und Naturkindergarten als „weiterer Baustein im Kinderbetreuungskonzept“, erklärt Bürgermeister Klaus Schejna.
Auf einem am Waldrand gelegenen, gepachteten Grundstück von 1.000 Quadratmetern können sich die Kinder austoben und die Natur erkunden. Neben einem strukturierten Tagesablauf mit gemeinsamen Frühstück, Wanderungen durch den Wald und verschiedenen Projekten, haben die Kleinen vor allem Zeit, sich selbst zu beschäftigen. Dabei bietet der Hort keine konventionellen Spielzeuge. Von Ton bis hin zu Seilen, Stöcke, Steine, Tannenzapfen und Blätter und alles, was die Natur sonst noch hergibt, wird von den Kindern genutzt, um zu spielen und zu basteln. Dabei lernen die Kinder vor allem, „mit weniger auszukommen“ und „im Team zu handeln“, erklärt die leitende Betreuerin Martina Protzmann. Die Erzieherin hat bereits jahrelange Erfahrung mit dem Naturkonzept und sieht zahlreiche Vorteile darin, Kinder in der Natur zu beschäftigen und zu betreuen. Im Rahmen der Betreuung zeige sich immer wieder, dass die Kinder in Waldkindergärten kreativer und geduldiger seien und die Naturverbundenheit gestärkt werde. Auch das Immunsystem der Kleinen profitiere durch die Aktivität im Freien, sowie die Orientierungs- und Reaktionsfähigkeit.
Die ersten Kinder machten sich am Donnerstag im Beisein einiger Eltern, sowie Bürgermeister Klaus Schejna und Andreas Betz, Amtsleiter Familie, Senioren und Soziales, schon mal einen Eindruck von ihrem neuen Hort und waren von Anfang an begeistert. Durch die Hecken hüpfen, sich verstecken und mit Tannenzapfen und Ton basteln, kam bei den Drei- bis Sechsjährigen sofort gut an. Die ersten zehn Kinder werden nun in Rodenbachs erstem Waldkindergarten betreut, bis zu 20 Kinder kann der Hort insgesamt aufnehmen. Das Grundstück des Horts ist ganz einfach und schlicht. Sehr viel grün, eine kleine Hütte, die im Rahmen eines Familientages noch etwas verschönert werden soll, eine überdachte Terrasse und eine Feuerstelle bilden das Zentrum des gepachteten Geländes, auf dem es kein fließendes Wasser gibt. Stattdessen gibt es eine Komposttoilette und jedes Kind bringt stets einen Waschlappen mit in den Hort, um sich die Hände zu waschen. Für das Mittagessen wird der Waldkindergarten von den Kollegen des Kindernests Rodenbach von Montag bis Donnerstag beliefert, freitags bereiten die Kinder ihr Mittagessen gemeinsam selbst zu.
„Natürlich gehört auch etwas Glück dazu“, erklärt der Bürgermeister, während er sich auf dem Gelände umsieht. Ein solch tolles Grundstück zu finden, welches in direkter Nachbarschaft zu den Pfadfindern und den Naturfreunden stehe, sei ein echter Glückstreffer gewesen. Nach einem dreiviertel Jahr Vorbereitung freuen sich Schejna und Betz über das nun an den Start gegangene Projekt, zu dem es im Vorfeld auch eine Umfrage gab, um den Bedarf zu ermitteln.
Doch neben den schönen Seiten der Natur müssen auch die Gefahren beachtet werden. Zwar wird bei den ersten Regentropfen nicht gleich die Flucht ergriffen, immerhin sollen die Kinder die Natur ja mit all ihren Facetten kennenlernen, sollte es jedoch wirklich mal zu sehr stürmen, bietet auch der Naturkindergarten einen Schutzraum. In der nahegelegenen Südhanghalle kann sich die Gruppe zurückziehen und bei Bedarf auch die Turngeräte der Halle nutzen. Auch die Lebewesen im Wald werden im Hort thematisiert. Ein nicht zu unterschätzender Wald- und Wiesenbewohner wird von den Eltern aber gefürchtet: Zecken. Protzmann beschwichtigt aber: „Ich habe elf Jahre in einem Waldkindergarten gearbeitet und hatte nur eine einzige Zecke“. Besonders wichtig sei die richtige Kleidung, also lange Klamotten und eine Kopfbedeckung, da sich die kleinen Blutsauger besonders gerne in den Haaren verkriechen. Ein erhöhtes Risiko im Wald- und Naturkindergarten sehe die erfahrene Erzieherin aber nicht. +++