SCHLÜCHTERN

Burgruine Steckelberg - Eine Sehenswürdigkeit im Degenfelder Land

Burgruine Steckelberg - Fotos: Walter Dörr


Samstag, 15.05.2021
von WALTER DÖRR

SCHLÜCHTERN - Burg Steckelberg im Schlüchterner Stadtteil Vollmerz-Ramholz ist ein ganz besonderer Ort und mit historischer Bedeutung. Hier erblickte am 21. April 1488 der Ritter und Humanist Ulrich von Hutten das Licht der Welt. Die Burg gehört geistesgeschichtlich zu den bedeutendsten Bauten Deutschlands, denn hier vollendete Ulrich von Hutten 1519 sein bekanntes "Gesprächbüchlin" und schrieb Briefe an Erasmus, Melanchthon und Luther. So schön, wie sich die Ruine heute präsentiert, war sie lange Zeit nicht. 

An den ehrwürdigen Mauern des gern besuchten Ausflugszieles nagte nämlich der Zahn der Zeit und in 2004 musste die Ruine gesperrt werden, da die Ostwand eingestürzt war und die Natursteine sehr kostspielig mittels Spezialmörtel wieder aufgemauert werden mussten. In 2008 sprengte Frost die Nordwestwand und die Steine stürzten in den Schutzgraben. Auch die Restmauer war einsturzgefährdet. In 2010 stellte man fest, dass es bei den Süd- und Westwänden "fünf Minuten vor zwölf" ist. Mit großem finanziellem Aufwand des privaten Besitzers und öffentlicher Unterstützung wurden alle 1,40 Meter dicken Mauern wieder aufgebaut oder durch spezielle Injektagen gesichert. „Die Steckelburg liegt auf dem ziemlich kegelförmigen, nach allen Seiten gleichförmig abfallenden Gipfel eines westlichen Ausläufers des sogenannten Breitfirst, welcher sich an den Landrücken zwischen Rhön und Vogelsberg in südöstlicher Richtung anschließt.”

Die Stummsche Gruft
Die Stummsche Gruft

Einer der beliebtesten Ausflugsziele im Bergwinkel

So beschreibt C. Krollmann die Lage der 1388 auf einer 470 Meter hohen Muschelkalkhöhe erbauten Burg in einem 1901 erschienen Heft. Der Ritter und Humanist Ulrich von Hutten, der am 21. April 1488 hier das Licht der Welt erblickte, beschrieb sie so: „Die Burg selbst, mag sie auf dem Berg oder im Tal liegen, ist nicht gebaut, um schön, sondern um fest zu sein; von Wall und Graben umgeben, innen eng, da sie durch die Stallungen für Vieh und Herden versperrt wird. Daneben liegen die dunklen Kammern, angefüllt mit Geschützen, Pech und Schwefel und dem übrigen Zubehör der Waffen und Kriegswerkzeuge. 

Überall stinkt es nach Pulver, dazu kommen die Hunde mit ihrem Dreck, eine liebliche Angelegenheit, wie sich denken lässt, und ein feiner Duft.” Die ehemalige Burg ist eine Rechteckanlage mit einem 24 x 32 Meter großen Innenraum, die auf drei Seiten mit einem Graben umgeben ist. Bau- und kunstgeschichtlich ist die seit Mitte des 17. Jahrhunderts zerfallene Burg nicht von besonderer Bedeutung, aber geistesgeschichtlich durch Ulrich von Hutten einer der bedeutendsten Orte Deutschlands. Er gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen im Bergwinkel und ist nur zu Fuß durch den Schlosspark in rund 45 Minuten Gehzeit zu erreichen.

Die einzigartige Jugendstilgruft

Nur unweit der Burgruine Steckelberg liegt mitten im Wald die ebenfalls aufwendig restaurierte und in Hessen einzigartige Jugendstilgruft von Hugo Rudolf Freiherr von Stumm, der von 1893-1895 Schloss Ramholz erbaute. Die Schloss-Architektenbrüder Emanuel und Gabriel von Seidl, München, haben das Mausoleum in aufwendigem Stil mit Zyklopenbasaltmauerwerk errichtet. Die Münchener Otto Hupp (bekannter Heraldiker, Schriftgrafiker, Kunstmaler und Ziseleur, gestaltete auch das Reichstagsgebäude in Berlin mit) und Rudolf von Seitz (Maler, Zeichner, Kunstgewerbler) malten um 1900 das Innere der Gedächtniskapelle aus. Ein wahrer Hingucker. 

Im Keller des Mausoleums gibt es 16 offene und 6 zugemauerte Sargkammern. Im Anbau des Mausoleums sind der Erbauer des Schlosses Ramholz, Hugo Rudolf Freiherr von Stumm, der am 23. Dezember 1845 in Nieder-Neukirchen geboren und am 31. Juli 1910 in Coswig bei Dresden an den Folgen eines Reitunfalls gestorben ist, und dessen Ehefrau Ludovica Emilie Antonie Maria Freifrau von Stumm geb. von Rauch (geboren am 5. Januar 1866 in Frankfurt/Main, gestorben am 27. Juli 1945 in Ramholz) sowie deren Sohn Hugo Ferdinand Karl Georg Adalbert von Stumm, der am 2. März 1887 in Frankfurt/Main geboren ist und am 24. März 1910 in Heluan/Ägypten starb, bestattet.

 Auf den beiden Freiflächenterrassen sind Richard von Kühlmann (* 3.5.1873 in Konstantinopel, + 6.2.1948 in Ohlstadt/Oberbayern), der als Staatssekretär des Auswärtigen Amtes des Kaiserreiches während des Ersten Weltkrieges bei den Verhandlungen von Brest-Litowsk beteiligt war, die den Krieg zwischen Deutschland und Sowjetrussland im März 1918 beendeten, dessen Ehefrau aus erster Ehe Margarete geborene von Stumm (* 1884, + 1917, Eltern von Knut Freiherr von Kühlmann-Stumm) und Tochter Reli (+ 1935) beerdigt. Außerdem gab es ein namenloses Kindergrab (+ 1942). Alle Gräber sind inzwischen eingeebnet. +++

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