"Ein epochaler Wechsel" - Digitalisierung der Rathäuser in ganz Hessen geplant

NIDDERAU - Seit 2015 wird in der Gemeinde Nidderau die Antragsmanagementplattform Civento genutzt, um die Verwaltung im Rathaus weitestgehend zu digitalisieren. Dabei können aktuell nicht nur Personalausweise oder Förderanträge durch Vereine online gestellt werden, auch werden die bürokratischen Wege im Rathaus kürzer. So kam es, dass sich Staatssekretär Patrick Burghardt am Freitagnachmittag selbst ein Bild vom Pilotprojekt in Nidderau machte. Bei einem Rundgang durchs Rathaus wurden dem Politiker die Neuerungen hautnah gezeigt.

"Wir sind froh, dass wir solche Leuchttürme der Digitalisierung haben", sagte Burghardt während des Rundgangs durch das Verwaltungsgebäude. Im Laufe seines Besuchs in Nidderau wurden dem Politiker die verschiedenen Neuerungen im Rathaus gezeigt. Der erste Halt fand im Bürgerbüro statt. Hier können sich die Bürger digital einen neuen Personalausweis, Reisepass oder auch eine polizeiliche Anmeldung ausstellen lassen. Dazu wurde ein Gerät angeschafft, an welchen die Bürger ihre Daten eingeben und Vorort ein Lichtbild machen können. Ebenfalls erfolgt die benötigte Unterschrift oder die Fingerabdrücke auf einem Bedienfeld am Gerät. "Der Vorgang läuft völlig Papierlos. Das ist eine große Zeitersparnis, nicht nur für die Bürger, sondern auch für die Mitarbeiter", erzählte Bürgermeister Gerhard Schultheiß.

So benötigt der neue Personalausweis eine Woche und einen Tag bis dieser aus Berlin im Rathaus in Nidderau ankommt. Auch die Verwaltung wurde bereits teilweise digitalisiert. Beispielsweise können Pressemitteilungen aus dem Rathaus nun in kurzer Zeit alle Distanzen durchlaufen, bis diese offiziell herausgegeben werden. "Früher haben wir ein paar Tage gebracht, bis wir die Informationen herausgeben konnten", so der Rathauschef. Knapp 30 Prozent der Hauptanwendungen im Rathaus sind nun digital. Die vielen Programme für die Nebenanwendungen seien noch in der Entwicklung. 

Hessenweit nehmen aktuell 70 Kommunen an der Digitalisierung teil. Das Land Hessen stellt im kommunalen Stärkungsprogramm "Starke Heimat Hessen" zwischen 2020 und 2024 rund 100 Millionen Euro für die Digitalisierung den verschiedenen Gemeinden zur Verfügung. Ziel ist dabei die klassischen Behördengänge zu bestimmten Uhrzeiten, zusammen mit Warteschlangen vor den Bürgerbüros zu entlasten. "Es muss sich so niemand mehr einen Tag freinehmen, um einen Antrag im Rathaus zu stellen. Gleichzeitig soll die Beratung und der persönliche Kontakt zum Bürger nicht verloren gehen", so der Staatssekretär. +++