HANAU

Fronleichnam in Kesselstadt unter freiem Himmel – aber ohne gemeinsame Prozession

„Stehende Prozession“ unter freiem Himmel mit eingehaltenen Distanzvorschriften - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth


Freitag, 04.06.2021

HANAU - Traditionsgemäß findet das Fronleichnamsfest mit einem großen zentralen Gottesdienst aller Hanauer Katholiken – darunter auch viele anderer Muttersprachen - unter freiem Himmel auf dem Hanauer Marktplatz im Zentrum der Stadt mit einer großen Prozession statt. Wegen der Hygiene- und Distanzvorschriften war diese Großveranstaltung mit Prozession in der Corona-Zeit auch in diesem Jahr nicht möglich. Die Gottesdienste fanden deshalb dezentral in den einzelnen Kirchen statt. 

In der Kesselstädter St. Elisabeth-Pfarrei entwickelte man ein neues Format. Ganz anders, aber nicht weniger interessant:  

Wegen der großen Beteiligung und der angeordneten Begrenzung fanden insgesamt drei Gottesdienste statt. Jeweils im Anschluss an die Eucharistiefeier in der Kesselstädter St. Elisabeth-Kirche begaben sich die Gläubigen - gemäß den Distanzvorschriften mit den nötigen Abständen - auf den freien großen Kirchplatz zu einer sogenannten „Stehenden Prozession“: Hier war ein mit Blumen geschmückter Außenaltar aufgebaut. Viele Gemeindemitglieder hatten am Vorabend Blumen aus ihren Gärten und Grünpflanzen gebracht. Daraus hatten die für den Kirchenschmuck zuständigen Blumenfrauen und -männer einen kunstvoll kreativen Blumenteppich auf dem Kirchplatz ausgelegt.

Die Familien brachten zu Hause gestaltete kleine Fronleichnamsteppiche aus Blumen in einem Pizza- oder Schuhkartondeckel und fügten dies in der Feier zu einem großen Mosaik zusammen.

Die Gläubigen blieben in gebührendem Abstand auf ihren Plätzen stehen, während Dechant Andreas Weber – nur von Weihrauchträgern, Messdienern und einigen Kindern begleitet - die Monstranz mit dem Allerheiligsten alleine auf einer kurzen Prozession durch die Hopfenstraße und die Kastanienallee trug.

Viermal wurden nach altem Brauch Evangelien-Texte vorgetragen und der Segen in alle vier Himmelsrichtungen gespendet. Im Mittelpunkt der Fürbitten standen die Anliegen der Stadt Hanau und ihrer Bewohner, das Gedenken an die schrecklichen rassistischen Anschläge und rassistische Tendenzen auf der ganzen Welt, aber auch die aktuellen Gebete um Gesundheit, Schutz der Schöpfung und Schutz des Klimas und Bewahrung vor Schaden in der Corona-Pandemie, für alle Menschen auf der ganzen Welt und um Frieden.  

Dechant Weber in seiner Predigt: „Das Fronleichnamsfest erinnert uns daran: In Jesus Christus begleitet uns Gott auf unserem Weg. Er ist mitten unter uns da. Er ist unsere Mitte, von hier aus können wir auch in die Peripherie gehen. Zu denen, die unserer Hilfe brauchen. Sein Segen begleitet uns in unseren Stadtteilen und Quartieren. Seine Nähe hilft uns, durch Zusammenhalt - denn gerade in der Corona-Krise bleibt die Hilfe in der Nachbarschaft wichtig, aber auch die Nähe zu Gott. Hier haben wir Kraft gefunden.“ Weber lud die Gläubigen ein, „voll Zuversicht und mit Gottvertrauen nach vorne zu schauen. Über alle Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg: In Hanau darf es keinen Platz für Rassismus und Ausgrenzung geben!“

Bis zum frühen Abend nutzten viele Gläubige und Bewohner Kesselstadts die Gelegenheit zum Besuch des Blumenteppichs und der zur Anbetung geöffneten Kirche. Eine Abendandacht mit Sakramentalem Segen beschloss den Tag.

Musikalisch wurden die Gottesdienste begleitet: Durch die Instrumentalgruppe Klaus Klisch und Gerlinde Marx (Orgel), durch Kantor Dr. Krystian Skoczowski (Orgel) und eine Kantorengruppe. 

Kinder bringen eigenen Blumenteppich im Karton mit - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
Kinder bringen eigenen Blumenteppich im Karton mit - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
Viele Kesselstädter besuchen den Blumenteppich im Verlauf des Tages - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
Viele Kesselstädter besuchen den Blumenteppich im Verlauf des Tages - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth

Was ist Fronleichnam eigentlich?

Das Fronleichnamsfest (vom mittelhochdeutschen „vrónlîcham" = „Herrenleib") wird in der katholischen Kirche seit über 700 Jahren begangen. Für die Fuldaer Kathedralkirche wurde die Feier 1302 gestiftet. Eine eigene Prozession wurde erst später eingeführt. Aber bereits 1446 ist in Fulda eine Bruderschaft nachweisbar, die es sich neben der Abhaltung der jährlichen Fronleichnamsprozession zur Aufgabe gemacht hatte, die Darstellungen aus der Heilsgeschichte des Alten und Neuen Bundes auszuschmücken.

Das Fronleichnamsfest am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest, auch Hochfest des Leibes und Blutes Christi genannt, feiert die Eucharistie als Opfer und Kommunion und wegen der tatsächlichen Gegenwart Jesu Christi (Realpräsenz) im Tabernakel zugleich auch als Gegenstand der Anbetung. Es ist ein Erinnerungsfest an die Einsetzung des Altarsakramentes. In feierlichen Prozessionen wird normalerweise das Allerheiligste betend und singend, mit Fahnen und Weihrauch, durch blumengeschmückte Straßen getragen. Die Anregung zu diesem Fest entstammt einer Vision der hl. Augustinernonne Juliana von Lüttich (gest. 1258) und wurde im Bistum Lüttich 1246 eingeführt. Am 11. August 1264 erhob Papst Urban IV. (Jacques Pantaléon, 1261-1264), zuvor Erzdiakon in Lüttich, Fronleichnam als „Fest des Leibes Christi" (lat. festum corporis Christi, festum corpus Domini) mit der Enzyklika „Transiturus de hoc mundo" zum allgemeinen kirchlichen Fest. Der hl. Thomas von Aquin (1225-1274) war an dieser Enzyklika wesentlich beteiligt und hat die Texte für das Offizium und die Messe zusammengestellt. Im Jahre 1317 wurde das Hochfest unter Papst Johannes XXII. (Jacques Duèze, 1316-1334) in Avignon endgültig weltweit angeordnet. 1264 hatten in Rom, Münster und Orvieto die ersten Fronleichnamsfeiern stattgefunden, 1273 in Benediktbeuren, 1274 in Köln, 1276 in Osnabrück, 1302 in Fulda.

Gerade die Fronleichnamsprozession versinnbildlicht gelebtes Christentum: Zum Ende des Osterfestkreises steht sie für den christlichen Lebensvollzug, das gläubige „Wallen", das Ziehen durch die Zeit, dem ewigen Vater entgegen. Es steht für die Heimkehr der Kinder Gottes in das himmlische Jerusalem. (PM)

Auch die Messdiener haben ihren festen Platz und bleiben stehen - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
Auch die Messdiener haben ihren festen Platz und bleiben stehen - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
Mit Kreativität entsteht ein großer Blumenteppich auf dem Kirchplatz - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
Mit Kreativität entsteht ein großer Blumenteppich auf dem Kirchplatz - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
Am geschmückten Außenaltar werden Gebete gesprochen - Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth
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