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Gefahr vor Hantavirus: Die süße Maus, die den bösen Virus bringt

Mäuse gelten als Hauptüberträger der Viren - Symbolbild: Pixaby


Dienstag, 22.06.2021

REGION - Sie schauen so süß aus, die Rotelmäuse. Doch auf intensives Kuscheln sollte lieber verzichtet werden. Grund: Der Hantavirus.

Fieber oder Kopfschmerzen können Symptome einer Infektion mit dem Hantavirus sein. Hauptsächlich wird es durch das Einatmen von Staub übertragen, der die Erreger enthält. Daher sollte man beim Fegen oder Gartenarbeiten auf Hygienemaßnahmen achten. Darauf macht das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises aufmerksam.

Die Infektionen können ganzjährig auftreten, vorwiegend von Mai bis Juli, und ereignen sich insbesondere beim Wandern, Zelten, Umschichten von Holz oder Reinigungsarbeiten von staubigen Gartenhäuschen, Waldhütten, Schuppen, Garagen, Kellern oder Dachböden.

„Rötelmäuse gelten als Hauptüberträger dieser Viren. Aber auch bei Brandmäusen, Spitzmäusen, Maulwürfen und Fledermäusen wurde das Hantavirus schon nachgewiesen“, sagt Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises. Die infizierten Kleintiere erkranken meist nicht selbst am Virus und übertragen es auf den Menschen über ihren Kot, Urin oder Speichel. Diese Exkremente können nach dem Eintrocknen über Tage oder Wochen ansteckend bleiben. „Der Mensch infiziert sich, indem er virushaltige Aerosole einatmet, beispielsweise durch aufgewirbelten Staub, selten durch Bisse oder wenn verletzte Haut oder Lebensmittel mit dem Virus in Kontakt gekommen sind“, erklärt Christoph Höhn, kommissarischer Leiter des Sachgebiets Hygiene und Umweltmedizin. 

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt. Meist infizieren sich Personen zwischen 15 und 65 Jahren. In Deutschland sind mehr als zwei Drittel der Erkrankten Männer, von diesen gehören wiederum mehr als die Hälfte der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen an.

Grippeähnlicher Verlauf


„Ein großer Teil der Hantavirus-Infektionen verläuft asymptomatisch, daher geht man von einer hohen Dunkelziffer aus. Bei den symptomatischen Fällen dauert es in der Regel zwei bis vier Wochen, bis man Beschwerden verspürt“, erklärt Höhn. Der Verlauf der Krankheit ist grippeähnlich mit mehrtägigen Kopf- und Gliederschmerzen, Sehstörungen sowie Fieber über 38 Grad. Nach einigen Tagen kommt es häufig zu starken Bauchschmerzen mit Durchfall und Erbrechen. Mögliche Folgen der Infektion sind Nieren­funktionsstörungen bis hin zu Nierenversagen. In sehr seltenen Fällen ist eine lebensbedrohliche Blutungsneigung möglich.

Das Infektionsschutzgesetz verpflichtet zu einer Meldung der Fälle beim Gesundheitsamt. Die Zahlen schwanken je nach Vorkommen der infizierten Tiere stark; in den letzten 15 Jahren wurden in Deutschland pro Jahr zwischen 72 und 2.825 Erkrankte gemeldet. Die Infektion wird durch Antikörper im Blut nachgewiesen. Auch im Main-Kinzig-Kreis differieren die Zahlen: 2017 wurden 25 Fälle gemeldet, 2019 zwölf und im Corona-Jahr 2020 einer. Die erkrankten Menschen leben überwiegend im östlichen Landkreis. Zu den Risikogebieten in Deutschland zählen unter anderem der Spessart, West-Thüringen und Nordost-Hessen.

Im Falle einer Infektion können nur die Symptome behandelt werden. Es gibt weder Medikamente gegen das Hantavirus noch präventiv eine Impfung. Daher ist die Vermeidung von Kontakt mit den Ausscheidungen von Nagetieren essentiell. 

Weitere Maßnahmen zur Verhinderung einer Infektion mit dem Hantavirus sind:

-Bei der Reinigung staubiger Räume wie Scheune oder Garagen gründlich lüften, möglichst wenig Staub aufwirbeln, feucht reinigen und dabei Handschuhe und Gesichtsmaske tragen.

-Tote Nagetiere und deren Exkremente mit einem Reinigungsmittel benetzen, in einer Tüte verschließen und mit Einmalhandschuhen im Hausmüll entsorgen.

-Lebensmittel für Nagetiere unzugänglich aufbewahren, draußen über Nacht keine Trink- oder Futterschalen für Haustiere stehenlassen, da sich aus ihnen auch Mäuse bedienen könnten.

-Unterschlupfmöglichkeiten für Nager erschweren, zum Beispiel bei der Abfall-Lagerung, und sich bei starkem Mäusebefall von einem professionellen Schädlingsbekämpfer beraten lassen.

 Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.infektionsschutz.de => Erregersteckbriefe => Hantaviren. Umfassende Fachinformationen stellt das Robert Koch-Institut unter www.rki.de => Infektionsschutz => RKI-Ratgeber => Hantavirus-Erkrankung bereit. (pm)+++

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