Fachambulanz für Suchtkranke der Caritas feiert 30-jähriges Bestehen
Freitag, 02.07.2021
- GELNHAUSEN - Alkohol, Medikamente, Glücksspiel: Seit drei Jahrzehnten finden Erwachsene mit einer Suchtproblematik Rat und Hilfe in der Fachambulanz für Suchtkranke der Caritas in Gelnhausen. „Wir haben in dieser langen Zeit viel Leid gesehen“, stellt Teamleiterin Cosima Goncalves Silva fest. „Aber auch sehr viele Erfolge und mutige Menschen, die sich ihrer Sucht gestellt haben.“ Eine Herausforderung, bei der die Betroffenen eine Vielzahl individueller Hürden zu bewältigen haben – damals wie heute.
Angefangen hat alles ganz klein: 1991 nahm der erste Suchtberater seine Arbeit in der Gelnhäuser Caritas-Beratungsstelle auf. Seine Aufgabe: Erwachsene aus den Altkreisen Gelnhausen und Schlüchtern bei Alkoholproblemen, Medikamentenabhängigkeit, Essstörungen und problematischem Spielen beraten und informieren. „Das machen wir in der Fachambulanz für Suchtkranke im Prinzip bis heute“, stellt Ingo Bischoff, Fachbereichsleiter der Beratungsdienste des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis fest. Dennoch hat sich in drei Jahrzehnten natürlich viel verändert. Mit der Nachfrage ist auch die Fachambulanz für Suchtkranke kontinuierlich gewachsen.
Heute zählt das Team der Fachambulanz insgesamt neun feste und vier freie Mitarbeiter*innen. Neben den reinen Beratungsangeboten gehören unter anderem ambulante Rehabilitation, betreutes Wohnen oder Programme wie das kontrollierte Trinken (kT) zu den verschiedenen Angeboten der Beratungsstelle. „Gerade in der Suchtkrankenhilfe ist es wichtig, die Angebote immer wieder neu an die Bedürfnisse der Hilfesuchenden anzupassen“, erklärt Goncalves Silva. Denn nur wenn diese zur Lebenswirklichkeit von Betroffenen passen, werden sie auch angenommen. Als ein Beispiel nennt die Teamleiterin die offene Sprechstunde in den Abendstunden, die auch von Berufstätigen wahrgenommen werden kann. Es gibt eine angeleitete Gruppe für Angehörige von Suchtkranken, ein Angebot, dass in dieser Form einmalig im Main-Kinzig-Kreis ist und von den Betroffenen gerne angenommen wird. Seit 2020 ist die Fachambulanz für Suchtkranke außerdem an die bundesweite Online-Beratung des Caritas-Verbandes angeschlossen. Digitale und telefonische Angebote haben dabei auch in der Pandemie eine wichtige Rolle gespielt: „Wir haben gemerkt, wie wichtig es für unsere Klient*innen ist, einen Ansprechpartner zu haben“, berichtet Goncalves Silva. Die Herausforderungen der Pandemie, soziale Isolation, Sorgen und Ängste haben für viel Druck bei den Betroffenen gesorgt. „Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben mit großem Einsatz dafür gesorgt, dass auch während dieser schwierigen Phase der Kontakt nicht abgebrochen ist“, hebt Bischoff hervor. „Wir wollen für die Menschen da sein – gerade auch in schwierigen Zeiten“, ergänzt Goncalves Silva.
Der Mensch im Mittelpunkt
Trotz der Pandemie haben rund 400 Menschen im vergangenen Jahr in der Fachambulanz für Suchtkranke Rat und Hilfe gesucht. Annähernd gleich viele, wie im Jahr zuvor. Der erste Schritt fällt den Betroffenen oft besonders scher, wie die Diplom-Sozialpädagogin feststellt: „Man geht davon aus, dass nur etwa zehn Prozent der Betroffenen deutschlandweit tatsächlich die Angebote der Suchthilfe erreichen.“ Umso größer ist der Respekt, den sie vor jenen Menschen hat, die diesen Schritt wagen. „Das sind Menschen, die oft vieles erlebt haben, aber nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern sich dem stellen.“ Wie konkret der Weg aus einer Abhängigkeit dabei aussehe, sei individuell von Mensch zu Mensch verschieden. Das Angebot der Fachambulanz für Suchtkranke reicht dabei von der Vermittlung in stationäre Therapien über ambulante Rehabilitation bis zu Betreutem Wohnen oder Programmen wie dem kontrollierten Trinken. Egal, für welchen Weg die Betroffenen sich entscheiden: „Wir begleiten die Menschen, aber wohin es geht, müssen sie selbst entscheiden“, fasst Goncalves Silva zusammen.
Mehr Informationen über die Fachambulanz für Suchtkranke, die Sprechzeiten und Angebote finden Sie auch im Internet auf der Homepage des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis www.caritas-mkk.de in der Rubrik Beratungsdienste oder telefonisch unter der 06051-9245-0. (pm) +++