Main-Kinzig-Kliniken schließen Geschäftsjahr 2020 mit kleinem Plus ab
Dienstag, 06.07.2021
von STEFANIE HARTH
- GELNHAUSEN - Über allem schwebt Corona: Von einem der herausforderndsten Jahre in der Geschichte der Main-Kinzig-Kliniken spricht Aufsichtsratsvorsitzender und Landrat Thorsten Stolz (SPD), der gemeinsam mit Geschäftsführer Dieter Bartsch Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 gezogen hat. „Riesen-Dank gebührt den Mitarbeitern, die über die Grenzen der psychischen und physischen Belastung hinaus ihren Job verrichtet haben. An den beiden Standorten in Gelnhausen und Schlüchtern wurde Großartiges geleistet.“
Trotz aller Schwierigkeiten – auch auf der wirtschaftlichen Ebene – konnten die Main-Kinzig-Kliniken das Geschäftsjahr 2020 mit einem kleinen Plus in Höhe von 122.000 Euro und einer Umsatzsteigerung auf 170 Millionen Euro (Umsatz 2019: 155 Millionen Euro) abschließen. Dieses Ergebnis konnte dank des Rettungsschirms der Bundesregierung, vor allem aber auch dank der Unterstützung des Eigentümers – dem Main-Kinzig-Kreis – erzielt werden.
„Mit einer Eigenkapitalerhöhung um 22 Millionen Euro hat der Kreistag bewiesen, wie ernst wir unsere Verantwortung gegenüber den Kliniken und für die Gesundheitsversorgung der Menschen dieser Region nehmen“, betont der Landrat. Geschäftsführer Dieter Bartsch ergänzt: „Die schwarze Null steht – trotz Patientenrückgang.“
16 Prozent weniger Patienten
„Schuld“ daran trägt eine bundesweite Allgemeinverfügung, wonach ab März letzten Jahres alle planbaren Eingriffe in Krankenhäusern abgesagt werden mussten. „Die Akut- und Notfallversorgung war selbstverständlich durchgängig gesichert“, bekräftigt Bartsch. Dennoch würden sich die Einschränkungen in den Zahlen der stationären Patienten sichtbar machen: „Insgesamt wurden 28.734 Patienten stationär behandelt. Das sind 16 Prozent weniger als in 2019. Auch in der ambulanten Versorgung gab es einen Rückgang um 13 Prozent; im Bereich der ambulanten Operationen wurden sogar 20 Prozent weniger Patienten versorgt.“
Zugleich
seien die Ausgaben durch höhere Sachkosten gestiegen – beispielsweise
für die Anschaffung der Schutzausrüstung – und einer anderen
Personalstruktur, die zur Versorgung der COVID-Patienten nötig gewesen
sei. Bis Anfang Juli 2021 seien insgesamt 1.188 Patienten in Gelnhausen
und Schlüchtern mit einer Corona-Infektion behandelt worden: davon 938
in Gelnhausen und 250 in Schlüchtern. 222 Patienten benötigten eine
intensivmedizinische Versorgung.
Hohes Defizit für 2021 erwartet
Um die Krankenhäuser finanziell nicht vollständig im Regen stehen zu lassen, habe die Bundesregierung den Rettungsschirm realisiert. Dabei erhielten alle Kliniken bis Mitte Juli 2020 eine sogenannte Freihaltepauschale in Höhe von 560 Euro für jeden nicht erbrachten Belegungstag gegenüber dem Vergleichszeitraum in 2019. Ab Mitte Juli wurden die Häuser dann in fünf Kategorien eingeteilt, sodass im Zeitraum Mitte Juli bis September den Main-Kinzig-Kliniken in Schlüchtern 360 Euro und für den Standort Gelnhausen weiter 560 Euro gezahlt wurden.
Aufgrund
der zweiten Welle starteten Mitte Oktober 2020 weitere
Ausgleichszahlungen, die etwa 90 Prozent der vorherigen
Freihaltepauschale entsprachen. Diese Zahlungen endeten Mitte Juni
dieses Jahres, was einer der Gründe für ein erwartetes Defizit im
Wirtschaftsplan 2021 der Main-Kinzig-Kliniken ist. Stolz: „Auch wenn wir
aktuell einen deutlichen Zulauf der Patienten spüren, erwarten wir für
2021 ein Defizit von rund 4,5 Millionen Euro.“
Wann kommt die Kehrtwende?
„Diese
Prognose zeigt einmal mehr, wie dringend wir eine Kehrtwende in der
Krankenhausfinanzierung brauchen“, nimmt Geschäftsführer Bartsch Bund
und Land in die Pflicht. Das bestehende Finanzierungssystem kranke schon
seit Jahren. Doch die Pandemie habe an den Schwachstellen wie ein
Brennglas gewirkt. „Wir brauchen mehr Gestaltungsraum. Zudem erleben wir
tagtäglich ein unerträgliches Maß an Bürokratie, das kaum noch zu
bewältigen ist.“
Trotz Corona seien natürlich auch die großen Bauprojekte weiter gelaufen. So wurde unter anderem der Neubau in Gelnhausen mit einem Investitionsvolumen von 43 Millionen Euro fertig gestellt. Insgesamt seien an beiden Standorten in den letzten Jahren rund 75 Millionen Euro „verbaut“ worden – davon 64 Millionen Euro in Gelnhausen und elf Millionen Euro in Schlüchtern.
„In den topmodernen Erweiterungen an beiden Standorten spiegelt sich die Zukunftsfähigkeit unserer Kliniken wider. Hier wird deutlich, welch enorme Entwicklung die Main-Kinzig-Kliniken in den letzten Jahren genommen haben. Verbunden mit der Professionalität und dem Engagement der hier tätigen Mitarbeiter kommt dies den Patienten unserer Region auf hochqualitative Weise zugute“, bilanziert Landrat Thorsten Stolz. +++