MAIN-KINZIG-KREIS/HASSELROTH

Neue Artenvielfalt auf ehemaliger Binsenfläche

Blutweiderich und Sumpf-Schafgarbe bestimmen den Blühaspekt im Juli. - Fotos: GNA


Donnerstag, 08.08.2019
von Joana Gibbe/PM

MAIN-KINZIG-KREIS/HASSELROTH - Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA e.V.) führt seit Herbst 2018 zahlreiche Maßnahmen im Hasselrother Feuchtgebiet Herrenbruch durch, um das einst wertvolle Wiesenbrütergebiet, das auch für die heimische Amphibien- und Insektenwelt von großer Bedeutung ist, wieder „fit“ zu machen. 

„Auf etwa 25.000 m² Grünland hatten sich verschiedene Binsengewächse derart ausgebreitet, dass stellenweise von einem 100%igen Deckungsgrad gesprochen werden musste“, berichtet die Vorsitzende der GNA,  Susanne Hufmann. Damit waren die Wiesen weder für den Artenschutz noch als Weideland von Nutzen, denn Binsen werden von den meisten Weidetieren nicht gefressen. Deshalb veranlasste die GNA in enger Zusammenarbeit mit Hessen Mobil als Flächeneigentümerin, dass die Binsen gemulcht, das Grünland partiell umgebrochen, Boden stellenweise abgetragen und eine weitere Teilfläche mit einer regionalen Wildblumen-Saatgutmischung neu eingesät wurde. Das Ziel: Aus dem relativ artenarmen und für Nutztiere unbrauchbaren Grünland soll dauerhaft eine Weide mit einer hohen Diversität entstehen. „Dies wird künftig nicht nur den dort grasenden Angusrindern zugutekommen, sondern auch den Bestand vieler Insekten und anderer Kleintiere fördern“, ist sich Hufmann sicher. 

Das Projekt hat Modellcharakter, denn letztlich werden wichtige Erkenntnisse gewonnen, mit welcher Methode die feucht-nasse Hochstaudenflur wieder hergestellt und gleichzeitig der Lebensraum für Wiesenbrüter und Amphibien gesichert werden kann. „Aufgrund der heiß-trockenen Witterung 2018 sah das Ergebnis zunächst eher dürftig aus. Anfänglich ging das Saatgut nicht auf. Deshalb wurde beschlossen, zu einem späteren Zeitpunkt weiteres Saatgut von anderen Flächen einzubringen, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen“, berichtet der bewirtschaftende Landwirt Klaus Fuchs. Dabei handelt es sich um sogenannten Wiesendrusch, der als frisches Material aus gebietsheimischem Heu ausgedroschen wird. Dass bei einem solchen Unternehmen etwas Geduld ebenfalls ratsam sein kann, zeigte sich in den folgenden Monaten.

Blüten, so weit das Auge reicht.
Blüten, so weit das Auge reicht.
Seit kurzem wird das Grünland extensiv mit Angus-Rindern beweidet.
Seit kurzem wird das Grünland extensiv mit Angus-Rindern beweidet.
Artenvielfalt der Wiese.
Artenvielfalt der Wiese.

Wiese endlich in einem wundervollen Blütenkleid

„Bei einer stichprobenhaften Vegetationserfassung konnten wir schon 32 krautige Pflanzenarten entdecken.  Hinzu kommen diverse Süßgräser“, so Patrizia König, Botanikerin und seit April wissenschaftliche Mitarbeiterin der GNA. Rund 70 Prozent der gefundenen Arten stammen aus dem verwendeten Saatgut, welches im vergangenen Jahr gesät wurde. Die restlichen 30 Prozent waren nicht im ursprünglichen Saatgut enthalten. „Diese sind vermutlich durch die zusätzlichen Maßnahmen des Landwirts gewachsen. Außerdem könnten Samen von benachbarten Wiesen dorthin gelangt und gekeimt sein oder sogar durch das Umgraben eine Reaktivierung robuster Samen in der Bodensamenbank stattgefunden haben“, mutmaßt König.  Dass die Maßnahmen schon jetzt positiv auf die Tierwelt wirken, fiel den Naturschützern ebenfalls bei der Begehung auf, als sich mehrere junge Laubfrösche im hohen Pflanzenbestand davon machten. Und schon im Frühjahr konnte die GNA einen großen Erfolg verbuchen: Der Kiebitz, ein in Hessen mittlerweile sehr selten gewordener Vogel, machte sich das neu entstandene Habitat zunutze und brütete gleich mit zwei Paaren im Grünland. +++

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