Christoph Nußbaumeder erhält den Grimmelshausen-Preis 2021

Donnerstag, 22.07.2021
GELNHAUSEN/RENCHEN - Den mit 10.000 Euro dotierten Grimmelshausen-Preis 2021 erhält der 1978 im niederbayerischen Eggenfelden geborene Christoph Nußbaumeder für sein Romandebut "Die Unverhofften". Der bereits vielfach ausgezeichnete Dramatiker, der Rechtswissenschaften, Germanistik und Geschichte in Berlin studiert hat, wo er heute auch lebt, entfaltet darin eine weitverzweigte süddeutsche Familiensaga um Liebe, Lügen, Verletzungen, Verlust und Erfolg.
"Der in der Tradition der Buddenbrooks stehende Roman setzt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein und reicht bis in die Gegenwart", heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Renchener Rathaus.
Die Jury würdigte insbesondere Nußbaumeders langen epischen Atem. Mit leichter Hand gelinge es ihm, nicht nur die vielfältigen Verstrickungen einer Dynastie aus der bayerischen Glas-, Holz- und Immobilienwirtschaft zu schildern, sondern zugleich ein deutsches Jahrhundert zu erzählen: von der Kaiserzeit über die beiden Weltkriege und den Nationalsozialismus bis hin zur Bundesrepublik und zur DDR. Der Wandel des Zeitgeists über die Jahrzehnte hinweg werde in einer ebenso präzisen wie sensiblen Sprache erfasst. Die lebendigen Dialoge verrieten den versierten Theatermann. Mit Hilfe zahlreicher kunstvoller Motivverknüpfungen sei es Christoph Nußbaumeder gelungen, seinen umfangreichen Roman zu strukturieren und zusammenzuhalten: „Ein großes Lesevergnügen, ein im Wortsinn bedeutendes Buch!“
Der Grimmelshausen-Preis wird seit 1993 alle zwei Jahre von den Städten Gelnhausen und Renchen und von den Bundesländern Baden-Württemberg und Hessen vergeben. Zu den früheren Preisträgerinnen und Preisträgern zählen unter anderem Ruth Klüger, Brigitte Kronauer, Peter Kurzeck, Robert Menasse und Adolf Muschg.
Förderpreis geht an Sheree Domingo
Den mit 2.500 Euro dotierten Grimmelshausen-Förderpreis 2021 erhält
die 1989 in Böblingen geborene, seit 2016 in Berlin lebende Sheree
Domingo für ihr Debüt „Ferngespräch“. In diesem Comic erzählt die
Absolventin der Kunsthochschule Kassel und der LUCA School of Arts
Brüssel in farbintensiven Bildern und pointiert gesetzten Dialogen von
Arbeitsmigration und Alterseinsamkeit. Im Zentrum der beeindruckenden
Dreigenerationengeschichte steht die Tochter einer eingewanderten
Pflegerin.
Dank der kindlichen Perspektive werden auch
Glücksmomente in der harten Realität von Arbeiten, Leben und Sterben im
deutschen Altersheim und in der philippinischen Heimat der Mutter
sichtbar. Das 95 Seiten umfassende Buch fokussiert bereits vor Ausbruch
der Pandemie ein "systemrelevantes Lebens(abend)- und Arbeitsumfeld".
Denn es erschien schon 2019 in der zum diesjährigen Verlag des Jahres
ernannten Schweizer Edition Moderne.
Der Jury gehörten in
diesem Jahr Beate Laudenberg, Jürgen Glocker und Hans Sarkowicz an.
Beratende Mitglieder sind die Bürgermeister der Stifterstädte Gelnhausen
und Renchen, Daniel Chr. Glöckner und Bernd Siefermann, sowie die
Vertreter der Länder Hessen und Baden-Württemberg, Elisabeth Volck-Duffy
und Ariane Limberg. Die Preisverleihung findet diesmal in Renchen
statt. Der Termin wird derzeit noch abgestimmt. (pm) +++