Andrea Rahn-Farr (FDP): "Dem ländlichen Raum mehr Leben geben"
Mittwoch, 08.09.2021
von STEFANIE HARTH
BÜDINGEN - Am Sonntag, 26. September, stehen die Zeichen auf Bundestagswahl. Der Wahlkampf läuft zurzeit auf Hochtouren. Ein Grund für KINZIG.NEWS, den Kandidaten aus den heimischen Wahlkreisen mit zehn Fragen auf den Zahn zu fühlen. Heute: Andrea Rahn-Farr (FDP, Wahlkreis 175).
KINZIG.NEWS: Was ist Ihr politisches Hauptziel und Ihre Überzeugung, anzutreten?
Andrea Rahn-Farr: Ich möchte dem ländlichen Raum mehr Leben geben und mache mich stark für gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land. Ich möchte, dass die Menschen in unserer Region ihre jeweiligen Lebensentwürfe verwirklichen können – das ist meine liberale Grundüberzeugung. Der ländliche Raum ist so viel mehr als nur Ressource für den Ballungsraum – das gilt für Trinkwasser, erneuerbare Energien und Menschen als Arbeitskräfte.
KINZIG.NEWS: Welche drei Themen müssen schnellstmöglich angegangen werden?
Rahn-Farr: Es gilt, die Infrastruktur zu verbessern – sowohl auf digitaler als auch auf verkehrstechnischer Ebene (Straßen, Brücken, Schienen). Zudem muss die heimische Landwirtschaft gefördert werden, indem Umweltleistungen und Tierwohl ein Preisschild bekommen, Standards auf EU-Ebene gesetzt werden, der Bürokratie-Dschungel gelichtet und das Baurecht geändert wird, damit Tierwohlställe gebaut werden können. Darüber hinaus muss der Klimaschutz effizient umgesetzt werden: Der Emissionshandel sollte ausgeweitet, internationale Lösungen angerechnet, eine europäische Wasserstoffunion gegründet und innovative Lösungen anstatt Fahrverbote etabliert werden.
KINZIG.NEWS: Mit welcher Partei würden Sie am liebsten koalieren und mit welcher nicht?
Rahn-Farr: Koalieren
sollte man dann, wenn wir eigene liberale Inhalte aus unserem Programm
durchsetzen können. Beispielsweise Innovation und Marktwirtschaft statt
Verbote und Regulierungen.
KINZIG.NEWS: Welche Persönlichkeit würden Sie gerne einmal treffen und warum?
Rahn-Farr: Temple Grandin, eine US-amerikanische Verhaltensforscherin, die das Verhalten von Rindern intuitiv deuten kann.
KINZIG.NEWS: Was schätzen Sie besonders am Main-Kinzig-Kreis?
Rahn-Farr: Dass
er meine Heimat ist. Ich bin in Salmünster geboren, in Kerbersdorf,
Salmünster und Schlüchtern zur Schule gegangen und habe immer noch viele
Freund im Main-Kinzig-Kreis. Besonders am MKK ist die sehr gute
Anbindung nach Nord und Süd. Man kann in Kerbersdorf wohnen, ist aber
mit Auto, Fahrrad und Zug schnell in Fulda, Hanau oder Frankfurt.
KINZIG.NEWS: Was ist Ihre größte Stärke und Ihre größte Schwäche?
Rahn-Farr: Meine Stärke ist, dass ich sehr zielstrebig bin. Meine Schwächen sind deftiges Essen und ein gewisser Hang zur Anarchie.
KINZIG.NEWS: Was ist Ihr Ausgleich zur Arbeit?
Rahn-Farr:
Chorsingen, wenn es wieder möglich ist. Zudem verbringe ich viel Zeit
mit meinen Hunden und genieße es, mit meinem Mann auf unserer Terrasse
zu sitzen und bei einem Glas Weißwein dem Konzert der Vögel zuzuhören.
KINZIG.NEWS: Wie beurteilen Sie die Arbeit von Angela Merkel?
Rahn-Farr: Ihre
Lebensleistung ist beeindruckend. Während ihrer ersten zwei Amtszeiten
war ich ein Fan ihrer Sachlichkeit und ihrer Sachkenntnis. Allerdings
bin ich für eine Amtszeitbegrenzung für Bundeskanzler: Nach zwei
Perioden sollte Schluss sein.
KINZIG.NEWS: Wo steht Deutschland in zehn Jahren?
Rahn-Farr: Fakt
ist, dass ein Jahrzehnt der digitalen Transformation vor uns liegt. Ich
hoffe, wir haben noch heimische Landwirtschaft und Tierhaltung und
weniger Importe von Billigware mit niedrigen Standards. Auf den Straßen
wird es nach wie vor den Individualverkehr, aber ein bunte Mischung aus
Antriebssystemen (Wasserstoff, Elektro, E-Fuels) geben. In zehn Jahren
haben wir es geschafft, unser Rentensystem enkelfit zu machen. Es wird
für die jungen Menschen die Aktienrente geben.
KINZIG.NEWS: Warum sollten die Bürger Sie wählen?
Rahn-Farr: Weil ich zuhören und anpacken kann.
ZUR PERSON
Andrea
Rahn-Farr (49) ist ausgebildete Diplom-Agraringenieurin und
bewirtschaftet in Büdingen-Rinderbürgen einen landwirtschaftlichen
Familienbetrieb mit Milchkühen, Jungtieraufzucht, Äckern und Wiesen. Die
Mutter von drei erwachsenen Kindern ist in Bad Soden-Salmünster geboren
und dort aufgewachsen. Sie ist Mitglied der FDP-Fraktion in der
Stadtverordnetenversammlung Büdingen sowie des Kreistags im
Wetteraukreis. Zudem ist sie Vorsitzende des Regionalbauernverbandes
Wetterau/Frankfurt am Main.