Henrik Statz (FDP): "Mit Vernunft, Kreativität und völlig ideologiefrei"
Freitag, 03.09.2021
von STEFANIE HARTH
HANAU - Am Sonntag, 26. September, stehen die Zeichen auf Bundestagswahl. Der Wahlkampf läuft zurzeit auf Hochtouren. Ein Grund für KINZIG.NEWS, den Kandidaten aus den heimischen Wahlkreisen mit zehn Fragen auf den Zahn zu fühlen. Heute: Henrik Statz (FDP, Wahlkreis 180).
KINZIG.NEWS: Was ist Ihr politisches Hauptziel und Ihre Überzeugung, anzutreten?
Henrik Statz: Wir haben die letzten Jahrzehnte damit zugebracht, in typisch deutscher Manier die Dinge bis ins Kleinste regeln zu wollen, dabei sind uns die großen Zukunftsthemen durchgerutscht: Klimawandel, sich dadurch verstärkende Flüchtlingsbewegungen, Einwanderung, Bildung, Digitalisierung, Bürokratieabbau, New Work, New Mobility, demographischer Wandel, Shift von Industrie- zur Wissensgesellschaft. Der Sozial-Etat im Bund wird ständig größer, weil sich der Glaube verfestigt hat, dass man Probleme nur mit Geld zuschütten statt mit guten Ideen lösen kann.
KINZIG.NEWS: Welche drei Themen müssen schnellstmöglich angegangen werden?
Statz: Das Aufstiegsversprechen muss erneuert werden. Das System – angefangen bei Schule bis hin zum Arbeitsleben – muss durchlässiger werden. Wir brauchen mehr Bildungsungerechtigkeit, eine Reform der Steuergesetzgebung und auch mehr Zuverdienstmöglichkeiten bei Kindern aus Haushalten, die staatliche Unterstützung bekommen. Die Digitalisierung der Bildung muss viel schneller passieren. Wir müssen die Klimadebatte neu aufmachen und uns Innovation und die Möglichkeiten des Markts zunutze machen. Der Emissionshandel funktioniert, wir müssen diesen aber auf möglichst alle Branchen ausweiten, damit auch überall die Effekte greifen. Dabei müssen wir technologieoffener werden.
KINZIG.NEWS: Mit welcher Partei würden Sie am liebsten koalieren und mit welcher nicht?
Statz: In Hanau haben wir gerade ein optimistisches Koalitionspapier erarbeitet mit den Parteien der Mitte – sprich CDU und/oder SPD. Aber natürlich wäre auch eine Jamaika-Konstellation denkbar, wenn der Koalitionsvertrag eine klare liberale Handschrift erkennen ließe.
KINZIG.NEWS: Welche Persönlichkeit würden Sie gerne einmal treffen und warum?
Statz: Steve Jobs hätte ich gerne mal kennengelernt. Durch den Perspektivwechsel vom Entwickler zum Nutzer hat er der Digitalisierung weltweit frischen Wind in die Segel geblasen. Wir brauchen mehr Menschen, die Althergebrachtes grundlegend verändern, um das gesamte Miteinander nach vorne zu bringen.
KINZIG.NEWS: Was schätzen Sie besonders am Main-Kinzig-Kreis?
Statz: Die Vielschichtigkeit im Main-Kinzig-Kreis ist schon sehr besonders. Wir haben den kompletten Querschnitt der Bundesrepublik im MKK abgebildet. Urbanes Leben in der Metropolregion Rhein-Main im Westen, Natur und idyllisches Landleben im Osten. Das macht die Menschen hier sehr flexibel und offen.
KINZIG.NEWS: Was ist Ihre größte Stärke und Ihre größte Schwäche?
Statz: Stärken
sind gutes Zuhören, vernetztes Denken und Kreativität. Wenn mir jemand
von seinen Problemen erzählt, denke ich nicht zuerst darüber nach, wie
die Politik bei der Lösung helfen kann, sondern überlege erst mal, ob es
nicht auch einen Nummer kleiner geht. Eine Schwäche ist, dass ich immer
noch schlecht im Delegieren bin. Meine Vorstellungen, wie etwas laufen
sollte, sind meistens zu konkret, weshalb ich mich gerne von A bis Z um
etwas kümmere.
KINZIG.NEWS: Was ist Ihr Ausgleich zur Arbeit?
Statz: Mein Ausgleich zum unternehmerischen Arbeiten ist die Arbeit im Ehrenamt. Nicht alles, was ich im Beruflichen für die Interessen meiner Kunden tue, muss auch Sinn für die gesamte Gesellschaft machen. Deswegen bin ich glücklich, dass mich die Wertschöpfung so gut ausstattet, dass ich mir die Zeit für aus meiner Sicht Sinnvolles nehmen kann. Dazu gehört neben der Politik auch die Vorstandsarbeit im Sportverein, im Service Club und in Schulfördervereinen. Ansonsten entspanne ich beim Kochen, Gassigehen mit dem Hund, bei der Gartenarbeit und – wenn es die Zeit zulässt – auch gerne beim Sport.
KINZIG.NEWS: Wie beurteilen Sie die Arbeit von Angela Merkel?
Statz: Angela Merkel war über die gesamte Regierungszeit ein Fels in der Brandung. Die unaufgeregte Art hat aus vielen überhitzten Debatten den Druck herausgenommen. Gleichzeitig war vieles zu reaktiv und wenig vorausschauend.
KINZIG.NEWS: Wo steht Deutschland in zehn Jahren?
Statz: Wenn wir die Weichen richtig stellen, können wir in zehn Jahren wieder weiter vorne stehen. Mit einem Innovationsschub haben wir vielleicht einige energie- und klimarelevanten Probleme gelöst. Wir haben unsere Schlüsselindustrien, wie die Automobilbranche, wieder in die Erfolgsspur gebracht, ohne den Klimaschutz gegen das Wachstum auszuspielen und Probleme in Entwicklungsländer zu verlagern. Wir haben uns von so vielen unnützen Verwaltungsvorschriften gelöst, dass es mehr Gründungen gibt, wieder günstiger gebaut werden kann und dank Digitalisierung der gesamte Verwaltungsapparat abgespeckt werden konnte. Vielleicht werden wir auch wieder Weltmeister beim Fußball statt bei Steuern und Abgaben.
KINZIG.NEWS: Warum sollten die Bürger Sie wählen?
Statz: Weil
mir an den Menschen hier vor Ort viel liegt und ich keine persönliche
Karriereagenda in der Politik habe. Mir geht es ums Vorankommen durch
eigene Leistung für alle. Hierfür biete ich meine über 25-jährige
Erfahrung als Unternehmer mit den verschiedensten Herausforderungen an.
Diese möchte ich gewinnbringend für die gesamte Region einbringen – mit
Vernunft, Kreativität und völlig ideologiefrei.
ZUR PERSON
Henrik Statz (47), der in Hanau geboren ist und dort lebt, arbeitet als selbständiger Unternehmer und berät Firmen in den Bereichen Markenbildung, Marketing, Kommunikation und Architektur. Der Vater einer Tochter, der in Frankfurt Jura studiert hat, ist seit 2018 Vorsitzender der FDP Hanau sowie Vorstandsmitglied der FDP Main-Kinzig und der FDP Rhein-Main. Seit März 2021 ist er Fraktionsvorsitzender der FDP in der Hanauer Stadtverordnetenversammlung. Zudem engagiert er sich unter anderem im Vorstand des 1. Hanauer Tennis- und Hockey-Clubs sowie als Clubsekretär im Lions Club.





