Pilzbefall: 100 Jahre alte Linde am Pfortenstein muss gefällt werden

Freitag, 06.08.2021
GELNHAUSEN - Die ortsbildprägende Linde am Pfortenstein in Gelnhausen-Meerholz muss gefällt werden. Ein holzzersetzender Pilz hat dem Baum stark zugesetzt, Anzeichen seines Absterbens sind bereits deutlich sichtbar. Auch das von der Stadt Gelnhausen eingeholte Gutachten eines Baumsachverständigen kommt zu dem Schluss, dass der Baum nicht mehr zu retten ist. Kommende Woche wird er gefällt.
Der städtische Umweltberater Jürgen Koch schlägt mit dem Diagnosehammer gegen die Rinde und die hohlen Geräusche, die beim Klopfen auf die Südseite des Stammes zu hören sind, signalisieren selbst dem Laien, dass der Baum nicht mehr intakt ist. Schuld ist ein holzzerstörender Pilz, der zwar schön aussieht, die Zersetzung seines Wirtes aber aggressiv vorantreibt: der Echte Zunderschwamm.
Tote Äste und eine lichte Krone
Er dringt in seine Wirtsbäume über Ast- und Stammwunden ein und verursacht im Kernholz eine intensive Weißfäule, die das Holz zersetzt und die Versorgungsleitungen des Baumes unterbricht. Der Pilzbefall ist lange Zeit äußerlich nicht sichtbar. An der Rinde der Meerholzer Linde haben sich jedoch auch äußerlich bereits konsolenförmige Fruchtkörper gebildet. „Ein eindeutiges Warnsignal“, weiß Jürgen Koch. Zudem zeugen tote Äste und eine lichte Krone vom Versiegen der Lebensadern des Baumes.
Um das Alter der Holländischen Linde genauer bestimmen zu können, hat Jürgen Koch den Vorsitzenden des Geschichtsvereins Meerholz-Hailer, Kurt Hanselmann, hinzugezogen. Die Recherche ergab, dass die Linde etwa 100 Jahre alt sein dürfte. Wie alle städtischen Bäume steht auch die Linde am Rasendreieck an der Hanauer Landstraße, zwischen der Wingertstraße und der Tankstelle vor dem Kreisel, unter Beobachtung. Regelmäßig wurden Pflegemaßnahmen durchgeführt, Schwerlastgurte halfen, die durch mehrere Stämmlinge ausladend gewachsene Krone der etwa 20 Meter hohen Linde zu sichern. Die sich immer stärker lichtende Krone und herabfallende Äste waren für Jürgen Koch sicheres Indiz dafür, dass der Baum zunehmend schwächer wird.
Leider nicht mehr zu retten
Einerseits
will die Stadt ihre Bäume natürlich erhalten, andererseits geht die
Verkehrssicherungspflicht vor. Ein Sachverständigenbüro aus Groß-Gerau
wurde hinzugezogen, um ein endgültiges Urteil fällen zu können. Der
Fachmann bewertete die Linde hinsichtlich ihrer Stand- und
Bruchsicherheit, der Erhaltungswürdigkeit und Erhaltungsfähigkeit. Er
stellte unter anderem alte Wunden, Totholz, Pilzbefall, lose Rinde,
Fäule und Ausfluss fest und eine stark rückläufige Entwicklung und
Vitalität der Krone.
„In der Krone besteht akute
Bruchgefahr“, woraus der Gutachter eine „akute
Verkehrssicherheitsrelevanz“ ableitet. Vom Grundsatz her wird die
Erhaltungswürdigkeit der Linde als sehr hoch eingestuft, der Baum
befindet sich laut Gutachten allerdings „in einem fortgeschrittenen
Absterbeprozess“. Der Fachmann empfiehlt die Fällung des Baumes mit
hoher Dringlichkeit.
„Wir werden an dieser Stelle natürlich eine Ersatzbepflanzung vornehmen“, verspricht Umweltbeauftragter Jürgen Koch. Er hat den Meerholzer Ortsvorsteher Hans-Joachim Zahn bereits vor Ort über Krankheit und Schicksal der Linde informiert. Die Fällung ist für Mitte nächster Woche geplant. (pm)