Großes Jubiläum: 125 Jahre Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt

Sonntag, 15.08.2021
von WALTER DÖRR
SINNTAL - Am 10. August 1896 - also vor genau 125 Jahren - als die neue Sannerzer Kirche zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria, des heiligen Bonifatius und des heiligen Laurentius durch Bischof Georg Ignatius Komp konsekriert wurde, gab es schon eine lange Vorgeschichte.
Der Baubeginn startete am 27. Oktober 1894, Verzögerungen durch Konkurs des Bauunternehmers Brust 1895, nach neuen Ausschreibungen führte die Firma Heinrich Wacker aus Langenselbold den Bau weiter aus, Grundsteinlegung am 27. Mai 1895 durch Dechant Malkmus von Neuhof und im Beisein des Regierungsrates Fliedner - Sannerz gehörte damals zum Dekanat Neuhof, erst 1898 wird das Dekanat Salmünster errichtet).
Zum 100-jährigen Jubiläum haben Pater Franz-Josef Urselmans, Georg Schulz und Helmut Schreiber eine Chronik erstellt, in der berichtet wird, dass seit Anfang des 16. Jahrhunderts die Katholiken von Sannerz und Weiperz zur Pfarrei Herolz gehörten und die Sannerzer im Probsteigebäude eine Kapelle und die Weiperzer im Schulhaus einen Betsaal hatten. Die Vergrößerungspläne für die Kapelle in Sannerz (1848) wurden verworfen.
Am 30. August 1882 unterbreitete der ‘kleine Ausschuss der Rettungsanstalt zu Sannerz’ dem Bischof den Vorschlag, die jetzige Kapelle den Zwecken der Rettungsanstalt zu Verfügung zu stellen und gleichzeitig eine neue Kirche zu erbauen. Die mitgereichten Zeichnungen fanden aber nicht das Wohlwollen des Bischöflichen Generalvikariats und auch das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten in Berlin bat um Überprüfung, ob „eine Kirche, welche 500 Personen Platz bietet, durch das bestehende Bedürfnis unbedingt erforderlich ist.” So wurde der Plan von Baurat Güldenpfennig aus Paderborn um die Seitenschiffe und finanziell um 10.000 Mark auf 27.000 Mark abgespeckt. Im Frühjahr richtete Curator Schlitt aus Sannerz ein Bittgesuch an „Seine Majestät, den Kaiser, für ein Gnadengeschenk von 20.000 Mark für den Kirchenbau“.
Am 30. Januar 1890 wies ihn das Bischöfliche Generalvikariat an, rechtzeitig Material an Steinen und Holz zu beschaffen und mit den Ausschachtungen zu beginnen. Da aber von den beiden Gemeindevertretungen kein erforderlicher Beschluss für eine Kirche zustande kam, ruhte die Angelegenheit wieder. Am 30 Dezember 1983 erreichte den Curatus die erlösende Nachricht aus Berlin: „Mittels allerhöchsten Erlasses vom October d. Js. ist zum Neubau einer katholischen Kirche in Sannerz, Kreis Schlüchtern, ein Gnadengeschenk bis zum Betrag von 11.850 Mark bewilligt worden.” Am 27. Mai 1895 (zur Zeit von Pabst Leo XIII, Wilhelm II Kaiser von Deutschland und König von Preußen, Georg Ignatius Komp Bischof von Fulda, Johannes Anselm Orth Pfarrer in der Mutterkirche Herolz und Curatus Wilhelm Rhiel in Sannerz) wurde der erste Stein durch Dechant Wilhelm Malkmus, Neuhof, gesegnet.
Am 17. August 1896 übernahm die Kirchengemeinde den neuen Bau, der letztlich 37.844,26 Mark gekostet hat. Als interessante Randnotiz schreiben die Chronisten, dass in den Vertragsdokumenten des beauftragten Maurermeisters Heinrich Wacker, Langenselbold, für den Tag bei 10-stündiger Arbeitszeit als Lohn für einen tüchtigen Gesellen 4 Mark, einen kräftigen Arbeiter 2,50 Mark und einen älteren Burschen 1,80 Mark vereinbart waren. Am 5. Februar 1896 teilte die königliche Regie- rung mit, dass Freiherr von Stumm zu Ramholz 5.000 Mark unter der Bedingung zu Verfügung stellt, dass das Balkengeschoß des Turms geschiefert wird. Schon 1848 hatte die Sannerzer Kirche eine kleine Orgel. Aus dem 1903 erweiterten Instrument mussten 1917 die Zinnprospektpfeifen zur Sicherstellung von Kriegsbedarf abgeliefert werden. 1968 und 1996 wurde die Orgel gründlich überholt. Im November 1897 kaufte die Kirchengemeinde Sannerz zur vorhandenen kleinen Glocke noch zwei Glocken aus dem Fuldaer Domgeläut. Im Juni 1917 mussten auch die Bronzeglocken für den Kriegsbedarf abgeliefert werden. Im September 1942 noch die mittlere und die große Glocke des erneuerten Geläuts.
Die größte Glocke trug die Inschrift: Gestiftet von Ludovica von Stumm, geb. von Rauch, und Dr. Richard von Kühlmann, Excellenz, Ramholz 1920. Nach Leihglocken von 1952 kaufte die Kirche bei der Firma Schilling in Heidelberg ein neues Geläut von vier Glocken mit elektrischen Läutemaschinen und baute einen neuen Glockenstuhl. An Allerheiligen 1964 läuteten erstmals die neuen Glocken. Sie läuteten auch am Sonntag zur Heiligen Messe zum Patrozinium „125 Jahre Pfarrkirche“ mit Kräutersegnung. Zur Kräutersegnung werden seit über tausend Jahren Heilkräuter zum Gottesdienst gebracht und traditionell auch in Sannerz. Die Heilkraft der Kräuter soll durch die Fürbitte der Kirche dem ganzen Menschen zum Heil dienen. Mit den Blumen wird die Schönheit der Schöpfung in den Gottesdienst gebracht, der so zu einem sommerlichen Fest der Freude wird. Kräuterbüschel (zum Teil mit einem Namensschildchen versehen) wurden beim Jubiläumsgottesdienst vor den Altar abgelegt. Das 100-jährige Jubiläum der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt wurde vom 13. bis 20. Juli 1997 mit Musik gefeiert, beim Festgottesdienst predigte damals Generalvikar Dr. Eduard Schick aus Fulda – coronabedingt fiel das 125-Jährige viel kleiner aus. Nach der heiligen Messe, die Pfarrer Werner Pfundstein zelebrierte (Lesungen Georg Schulz), versammelten sich die Gläubigen auf dem Kirchplatz zu einem geselligen Beisammensein. Für das leibliche Wohl war hier mit Gegrilltem und gekühlten Getränken bestens gesorgt.