Zweite Auflage der „Caritas LAN“ sorgt bei Teilnehmern für digitalen Spielspaß mit realen Erfolgen
Foto: Caritas">Donnerstag, 19.08.2021
LINSENGERICHT - Stecker rein, Computer hochfahren und los geht’s: Bei der zweiten Auflage der „Caritas LAN“ erlebten elf Jungs im Alter zwischen 12 und 17 Jahren eine spannende Spielnacht, die neben jeder Menge Spaß auch wichtige soziale Erfahrungen für die Teilnehmer bereithielt.
„Die Spiele an sich sind hierbei gar nicht so wichtig“, stellt Familienhelfer Philipp Rott fest. „Es geht vielmehr um das gemeinsame Erlebnis und die Erfahrung in der Gruppe.“ So können auch digitale Medien eine große Chance sein, Jugendlichen in der realen Welt mehr Halt zu geben.
Los ging es Freitagnachmittag: Ausgestattet mit einem negativen Coronatest trafen sich die Teilnehmer in den Räumlichkeiten des Fachbereiches Familien- und Jugendhilfen des Caritas-Verbandes. Nach der langen Zeit der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen war die Vorfreude auf den spannenden Abend besonders groß. In der geräumigen Halle wurden Tische und Stühle aufgestellt und der Beamer aufgebaut. Die passende Verpflegung in Form zweier großer Töpfe mit deftigem Chili hatten Jugendliche bereits am Vortag zubereitet. Bevor es mit dem Spielspaß aber losgehen konnte, machten sich alle erst einmal mit den Computern vertraut. Denn auch wenn sich das Medium an sich großer Beliebtheit bei den Jungen erfreut: „Nicht alle von ihnen haben auch Zugang zu einem PC“, erklärt Rott.
Dank für PC- und Technikspenden
Um dieses Problem zu lösen und allen die Möglichkeit zu geben, bei der Caritas LAN mitzumachen, hatte er über einen Zeitraum von rund anderthalb Jahren geeignete Hardware organisiert: „Wir haben mehrere ausrangierte Büro-Rechner von der Caritas bekommen“, berichtet er. Eine gute Grundlage, allerdings waren diese nicht spieletauglich. Die nötigen Hardware-Teile wie Grafikkarten, Tastaturen oder Mäuse organisierte er gebraucht über das Internet. „Ein ganz herzlicher Dank geht an den Verein Angestöpselt aus Würzburg, die AfB gemeinnützige und allen Privatpersonen, die dieses Projekt unterstützt haben“, betont Rott. Der engagierte Familienhelfer hat sich über jeden Preisnachlass und jedes kostenlos überlassene Technikelement sehr gefreut. Insgesamt acht einsatzbereite PCs für pädagogische LAN-Abende sind dabei herausgekommen.
Auch die große Offenheit gegenüber seinem Projekt hat den Computer-affinen Pädagogen sehr gefreut. Häufig würden Computerspiele eher kritisch beäugt, dabei liege hier auch ein großes Potenzial: „Es ist ein ziemlich cooles Medium, wenn man es nicht übertreibt“, ist Rott überzeugt. Und es ist ein Medium, das vor allem Jugendliche auch gut anspricht. So war die Organisation und das anschließende Aufrüsten der PCs nicht nur eine Fleißarbeit, sondern auch ein wertvolles pädagogisches Instrument für seine Arbeit, wie Rott verrät. „Ich habe das nicht alleine gemacht, sondern zusammen mit einem Klienten.“
Dieser gehe seit längerem nicht mehr in die Schule und habe auch sonst einige Schwierigkeiten. „Aber Computer sind sein Medium.“ Über etwas, dass er gut könne, konnte er so wieder einen Weg zurück in die Normalität finden und möchte es nun doch wieder mit der Schule probieren.
Und auch die Caritas LAN nutzte das Potenzial der digitalen Medien: „Die Jungs haben alle ihr Päckchen zu tragen“, stellt Rott mit Blick auf die Vorgeschichte der Teilnehmer fest. Alle elf werden von Familienhelfer*innen der Caritas im Rahmen der sozialpädagogischen Familienhilfe begleitet. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten im sozialen Miteinander. „Das Medium Computer hat ihnen Sicherheit gegeben.“
Über das Spielgeschehen fiel es ihnen leichter, Emotionen auszudrücken. Die gemeinsamen Erfolge als Team haben für positive Erlebnisse gesorgt. Es wurde sich gegenseitig angefeuert und gemeinsam über Siege gefreut. Aber auch Niederlagen konnten gemeinsam besser weggesteckt werden. Neben dem Spielen entwickelten sich dabei viele gute Gespräche. „Sie haben ihre Stärken wahrgenommen, aber auch die Probleme, die es vielleicht gibt“, so Rott. Die Erkenntnis, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist, sondern es anderen ähnlich geht, war für viele eine besondere Erkenntnis. Kontakte wurden geknüpft, und für manchen war es die erste Übernachtung weg von Zuhause. Unabhängig vom Spielstand haben damit am Ende alle Teilnehmer der Caritas LAN gewonnen. Sie freuen sich alle schon jetzt auf die dritte Auflage, bei der sie gerne wieder mit dabei sein wollen. (pm)