Warum Freizeitsport "mehr Gewicht" erhalten soll
Montag, 06.09.2021
HANAU - „Das bestehende Sport- und Bewegungsangebot unterschiedlicher Sportanbieter in Hanau wird von der Bevölkerung sehr positiv eingeschätzt.“ Diese Bewertung aus der Bevölkerungsbefragung im Abschlussbericht zur Fortschreibung des Sportentwicklungsplans hebt Oberbürgermeister Claus Kaminsky hervor und bewertet sie als „überdurchschnittliches Zeugnis für die Sportstadt Hanau“.
Der Magistrat stimmte dem 125-seitigen Werk des Instituts für Kooperative Planung und Sportentwicklung bereits zu, die Stadtverordneten befassen sich am 20. September damit. Der Bericht enthält auch Handlungsempfehlungen mit Prüf- und Planungsaufträgen, die nach Kaminskys Worten von „finanzieller Machbarkeit, Priorisierung und Umsetzungshorizont“ abhängen.
Mehr Bewegung ins Leben bringen
Zu den zentralen Empfehlungen zählen im Abschlussbericht, Planungen für einen Bürgersportpark an der Rudi-Völler-Sportanlage anzustellen und eine Ergänzung und Erweiterung der Sportanlage Lindenau (Sportspark Lindenau) für möglichst viele Ziel- und Altersgruppen. Ein multifunktional nutzbares Freizeitspielfeld in jedem Stadtteil sorge für mehr Bewegung der Menschen, heißt es im Vorschlagskatalog an die Stadt weiter. Die Beispiele der Bürgerparks Hochgericht und Freigerichtviertel zeigten, „wie eine Versorgung mit hochwertigen Freizeitsportarealen aussehen sollte“. Geraten wird darüber hinaus, Sport und Bewegung stets bei der Bauleitplanung zu berücksichtigen und das Themenfeld als städtische Querschnittsaufgabe der Stadtverwaltung zu betrachten.
Im Detail heißt es unter dem Stichwort „Wege für Sport und Bewegung“,
dass der Wunsch nach einem verbesserten Radwegenetz in der Bevölkerung
einen hohen Stellenwert habe. Optierungsbedarf bestehe auch bei
Laufsportwegen.
Im Sommer sei die Versorgung mit Sportplätzen für
den Vereinssport gut, wird der Stadt bescheinigt. Im Winter würden die
Kapazitäten jedoch knapp, weil viele Tennenplätze nur begrenzt nutzbar
und unbeliebt sowie die Haupt-Rasenfelder unbeleuchtet seien. Die
Planungsgruppe empfiehlt daher, Tennen- in beleuchtete Kunstrasenplätze
umzuwandeln, wobei bei der Realisierung zu gewichten sei nach der Anzahl
der (Jugend-) Mannschaften, berechneten Kapazitätsengpässen,
Sanierungsdringlichkeit, räumlicher Verteilung im Stadtgebiet, Nutzung
durch mehrere Vereine, Höhe der Spielklasse, Schulnähe und
Bevölkerungsentwicklung im Einzugsgebiet.
Sanierung und Modernisierung der Sportstätten
Für
geboten hält die Planungsgruppe auch mindestens eine hochwertige
Leichtathletikanlage mit Tartanlaufbahn. Grundsätzliches Lob
bescheinigen die Befragten der Stadt für Zahl und Ausstattung der
Sporthallen. Freilich gibt es an einzelnen Schulstandorten einen Bedarf
an Hallenkapazitäten, der auch mit der Bevölkerungs- und
Schulentwicklung einhergeht. Insbesondere die Vereine haben einen Bedarf
an zusätzlichen Gymnastik- und Mehrzweckräumen. Die planmäßige
Sanierung und Modernisierung der Sportstätten will die Stadt Hanau
fortsetzen. Um den Belegungsdruck in Sporthallen zu verringern, soll
durch kostengünstige Freilufthallen zusätzlicher Raum für ganzjährige
Angebote geschaffen werden.
Die Sportvereine erhalten im Bericht
die Empfehlung, frühkindliche Bewegungsförderung ebenso in ihre
Programme aufzunehmen wie mehr freizeitorientierte Angebote für
Jugendliche, den Ausbau von Präventions- und Rehasport sowie
stadtteilbezogene Kurse für Ältere. All das schafften die Vereine
„natürlich nur in Zusammenarbeit mit städtischen Fachleuten“, zitiert
Kaminsky aus dem Abschlussbericht. Die Vereinsöffnung soll demnach auch
für Menschen mit Zuwanderungshintergrund, darunter vor allem Frauen,
gelten und für ein kostenfreies Bewegungsangebot im Freien. Die Stadt
soll die Bereitschaft der Vereine für „Sport im Park“ durch Befragungen
ergründen.
"Sport verein(t) Hanau"
Den Vereinen
wird darüber hinaus empfohlen, die Zusammenarbeit untereinander und die
mit Schulen auszubauen, wo ohnehin mehr Bewegungsräume beispielsweise in
Pausenhöfen gewünscht seien. Unter einer Dachmarke „Sport verein(t)
Hanau“ lasse sich zugleich die öffentliche Wahrnehmung und Darstellung
stärken. Zum Stärken der Vereinsidentität könne eine Kooperation mit
städtischen Museen und Stadtarchiv gehören, um die eigene Geschichte
aufzuarbeiten und daraus ein städtisches Projekt zur Sportgeschichte
werden zu lassen.
Denkbar seien vereinsübergreifende
Servicestellen, wo beispielsweise Mitgliederverwaltung und
administrative Vereinsaufgaben gebündelt und zentralisiert werden.
Inwieweit die Vereine dazu bereit sind, soll eine spezielle
Informationsveranstaltung ergründen. Zu den Vorschlägen im Bericht zählt
auch, junge Menschen in einem Freiwilligen Sozialen Jahr
vereinsübergreifend zu beschäftigen. Und es wird empfohlen, mehr Frauen
und Mädchen für Vorstände zu gewinnen sowie in den Vorständen die
Aufgabenfülle auf mehr Schultern zu verteilen, damit Arbeitsbelastung
geringer wird.
Im Frühjahr 2018 gab die Stadt die Fortschreibung
des Sportentwicklungsplans in Auftrag. Zur mehrstufigen Herangehensweise
zählten eine Bestandaufnahme der Grundlagendaten und eine
repräsentative Bevölkerungsbefragung. Ebenso wurden die Bedarfe der
Schulen und der Sportvereine abgefragt. Auf dieser Grundlage wurde der
Sportstättenbedarf für den Schul- und Vereinssport rechnerisch
abgeschätzt.
Die so gewonnenen Informationen und Analysen bildeten die Basis für die Planungsgruppe zur Erarbeitung von Handlungsempfehlungen, die einvernehmlich angenommen wurden. Die Planungsgruppe bestand im Kern aus Mitgliedern der Sportkommission, die wiederum aus dem organisierten Sport und aus der Stadtverordnetenversammlung stammen. Die nicht in der Sportkommission vertretenen Gruppierungen aus der Stadtverordnetenversammlung waren zur Mitarbeit eingeladen. Außerdem waren Fachleute der Stadt Hanau einbezogen, die sich mit Sport und Bewegung befassen. Hinzu kamen Vertretungen externer Organisationen wie das Staatliche Schulamt und der Landessportbund Hessen; der Sportkreis Main-Kinzig war ebenfalls eingeladen. (pm)