Von Missbrauchs-Aufarbeitung bis zur Segnung homosexueller Paare
Mittwoch, 15.09.2021
von FINN RASNER
FULDA - Die katholische Kirche hat definitiv schon leichtere Zeiten erlebt. Nicht zuletzt der Umgang von Erzbischof Rainer Maria Woelki mit Missbrauchsfällen im Bistum Köln hat für etliche Austritte gesorgt - alleine 2020 waren es rund 221.000. Der Ex-Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte dem Papst gar seinen Rücktritt als Erzbischof angeboten. Bei der Herbst-Vollversammlung mit seinen Amtskollegen, die nächste Woche in Fulda stattfindet, wird es also einiges zu besprechen geben.
Das Themenfeld "Aufklärung und Aufarbeitung" ist einer der Schwerpunkte der Versammlung sein. Unter anderem möchte man über aktuelle Sachstände aus der Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz", kurz "MHG-Studie", sprechen. Weitere Themen sind die derzeitige Lage in Afghanistan, das Verhältnis der Kirche zum Judentum und das gemeinsame Wirken gegen Antisemitismus sowie eine Neufassung der Leitlinien zur Jugendpastoral.
Weiteres Diskussionsthema dürfte die Segnung homosexueller Paare sein.
Im vergangenen Frühjahr und Sommer hatten viele Kirchengemeinden diese
durchgeführt und damit bewusst gegen Vorgaben des Vatikan verstoßen. Der
Konflikt steht beispielhaft für viele Reformbewegungen innerhalb der
katholischen Kirche in Deutschland, die oft nicht auf wohlwollen in Rom
stoßen. So hat Papst Franziskus unter anderem den "Synodalen Weg", ein
nach der Veröffentlichung der "MHG-Studie" eingeführtes Gesprächsformat
kritisiert.
So dürfte es also nicht nur darum gehen, inwiefern die Katholische Kirche Deutschlands zu Reformen bereit ist - sondern auch darum, ob die Kirche international den selben Weg einschlagen möchte.