Im Kreis gilt die Allgemeinverfügung nicht mehr: Inzidenz rückläufig
Donnerstag, 16.09.2021
MAIN-KINZIG-KREIS - Im Main-Kinzig-Kreis gelten seit diesem Donnerstag die Regeln der neuen Corona-Schutzverordnung des Landes Hessen und nicht mehr die Allgemeinverfügung des Kreises (KINZIG.NEWS berichtete). Der Verwaltungsstab des Main-Kinzig-Kreises hatte seine Verfügung am Mittwoch aufgehoben.
„Der Grund war formaler Natur, weil das Land Hessen in seiner geänderten Verordnung von der Sieben-Tages-Inzidenz als maßgeblicher Größe für das Infektionsgeschehen und damit auch von seinem Eskalationskonzept als Maßnahmenbündel für die Landkreise und kreisfreien Städte abgerückt ist“, erläutert Landrat Thorsten Stolz. Für die Allgemeinverfügung habe es da keine rechtliche Grundlage mehr gegeben. Gleichwohl lasse die Zahl der Neuinfektionen im Kreisgebiet derzeit nach.
Dashboard mit täglichen Zahlen-Übersichten angepasst
Der Main-Kinzig-Kreis hat auch sein Corona-Dashboard auf der eigenen
Internetseite der neuen Verordnungslage angepasst. Ab sofort gilt nach
der Verordnung des Landes Hessen, dass vor allem die sogenannte
Hospitalisierungs-Inzidenz und die Belegung der Intensivbetten für das
gesamte Bundesland handlungsleitend sind, und zwar vor allem für das
Land Hessen und nicht mehr so sehr für die kommunale Ebene. Daher zeigt
auch der Main-Kinzig-Kreis diesen neuen Inzidenzwert auf seiner
Übersicht im Internet mit an, sobald das Land Hessen diese Zahlen
regelmäßig veröffentlicht.
„Das Interesse bei den Bürgerinnen und
Bürgern ist nach wie vor sehr groß, wie sich das Coronavirus innerhalb
des Kreises und in den einzelnen Städten und Gemeinden ausbreitet. Diese
Übersichten bieten wir daher weiter wie bisher an“, so Landrat Stolz.
„Aber man muss es deutlich sagen: Das Land Hessen hat in dieser Woche
einen Systemwechsel bei der Bewertung und dem Umgang mit dem
Infektionsgeschehen vorgenommen. Wie hoch die Zahl der neuen Fälle
binnen einer Woche und je 100.000 Einwohner bei uns im Kreis ausfällt,
ist zweitrangig geworden.“
Die Erste Kreisbeigeordnete Susanne
Simmler sieht diesen Richtungswechsel, ebenso wie der Verwaltungsstab
des Kreises, mit eher gemischten Gefühlen. Es sei zum einen gut, dass
die Belastung des Krankenhauswesens im Mittelpunkt der Maßnahmen stehe
und die positiven Effekte des Impfens stärker Berücksichtigung fänden.
„Wir wissen aber bis zum heutigen Tage nicht, welche Maßnahmen
vorgesehen sind, wenn die Krankenhäuser tatsächlich überlastet sind,
geschweige denn, wie lange es dauern würde, bis sie greifen. Und vor
allem ist an die Gesundheitsämter nur unzureichend gedacht worden, denn
im Bereich der Kontaktpersonennachverfolgung muss ja trotzdem jede
betroffene Person angerufen und in deren Kontaktumfeld eingeordnet
werden, wer besondere gesundheitliche Risiken hat und gezielte
Aufklärung beziehungsweise Schutzvorkehrungen benötigt“, meint die
Gesundheitsdezernentin. „Die täglichen Fallzahlen befinden sich
weiterhin auf einem hohen Niveau, das Virus ist nicht weg. Eine Pandemie
ist eben nicht rein politisch zu lösen.“
"Klarere Maßgaben gewünscht"
Die Arbeit sei für das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr durch die neue Verordnung nicht wesentlich leichter geworden, so Simmler weiter. „Dabei werden künftig höhere Fallzahlen pro Woche billigend in Kauf genommen, also mehr Fälle, die es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bearbeiten und einzuordnen gilt.“ Vor allem gehe es aber um erkrankte Menschen und um Systeme wie zum Beispiel Schulen und Kindergärten, in denen Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu einer Impfung haben.
„Da bereiten uns hohe Fallzahlen weiterhin Sorge.
Hier hätten wir uns andere und vor allem klarere Maßgaben gewünscht.
Diese Pandemie läuft Gefahr, zu einer Pandemie der Kinder und
Jugendlichen zu werden, wenn alle Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die
derzeit noch zu niedrige Impfquote so bleiben wie sie sind.“ Als
etablierte Größe zur Einschätzung des aktuellen Infektionsgeschehens
werde man daher intern auf die Sieben-Tages-Inzidenz nicht verzichten
und die durch das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr berechnete Zahl
auch weiter auf dem Dashboard veröffentlichen.
Im
Main-Kinzig-Kreis sind die Fallzahlen in den vergangenen Tagen
zurückgegangen. Der Sieben-Tages-Inzidenzwert liegt nach Berechnung des
Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr mittlerweile bei 88 (Vortag: 99).
In den vier Krankenhäusern im Kreisgebiet befinden sich 23 Patientinnen
und Patienten mit Covid-19, sechs von ihnen benötigen
intensivmedizinische Betreuung. (pm)