Auf "Systemwechsel" in der Pandemie reagiert

Im Kreis gilt die Allgemeinverfügung nicht mehr: Inzidenz rückläufig

Ab sofort gilt nach der Verordnung des Landes Hessen, dass vor allem die sogenannte Hospitalisierungs-Inzidenz und die Belegung der Intensivbetten für das gesamte Bundesland handlungsleitend sind. - Symboldbilder: KN/Carina Jirsch


Donnerstag, 16.09.2021

MAIN-KINZIG-KREIS - Im Main-Kinzig-Kreis gelten seit diesem Donnerstag die Regeln der neuen Corona-Schutzverordnung des Landes Hessen und nicht mehr die Allgemeinverfügung des Kreises (KINZIG.NEWS berichtete). Der Verwaltungsstab des Main-Kinzig-Kreises hatte seine Verfügung am Mittwoch aufgehoben.

„Der Grund war formaler Natur, weil das Land Hessen in seiner geänderten Verordnung von der Sieben-Tages-Inzidenz als maßgeblicher Größe für das Infektionsgeschehen und damit auch von seinem Eskalationskonzept als Maßnahmenbündel für die Landkreise und kreisfreien Städte abgerückt ist“, erläutert Landrat Thorsten Stolz. Für die Allgemeinverfügung habe es da keine rechtliche Grundlage mehr gegeben. Gleichwohl lasse die Zahl der Neuinfektionen im Kreisgebiet derzeit nach.

Dashboard mit täglichen Zahlen-Übersichten angepasst

In den vier Krankenhäusern im Kreisgebiet befinden sich 23 Patientinnen und Patienten mit Covid-19, sechs von ihnen benötigen intensivmedizinische Betreuung.

In den vier Krankenhäusern im Kreisgebiet befinden sich 23 Patientinnen und Patienten mit Covid-19, sechs von ihnen benötigen intensivmedizinische Betreuung.

Der Main-Kinzig-Kreis hat auch sein Corona-Dashboard auf der eigenen Internetseite der neuen Verordnungslage angepasst. Ab sofort gilt nach der Verordnung des Landes Hessen, dass vor allem die sogenannte Hospitalisierungs-Inzidenz und die Belegung der Intensivbetten für das gesamte Bundesland handlungsleitend sind, und zwar vor allem für das Land Hessen und nicht mehr so sehr für die kommunale Ebene. Daher zeigt auch der Main-Kinzig-Kreis diesen neuen Inzidenzwert auf seiner Übersicht im Internet mit an, sobald das Land Hessen diese Zahlen regelmäßig veröffentlicht.

„Das Interesse bei den Bürgerinnen und Bürgern ist nach wie vor sehr groß, wie sich das Coronavirus innerhalb des Kreises und in den einzelnen Städten und Gemeinden ausbreitet. Diese Übersichten bieten wir daher weiter wie bisher an“, so Landrat Stolz. „Aber man muss es deutlich sagen: Das Land Hessen hat in dieser Woche einen Systemwechsel bei der Bewertung und dem Umgang mit dem Infektionsgeschehen vorgenommen. Wie hoch die Zahl der neuen Fälle binnen einer Woche und je 100.000 Einwohner bei uns im Kreis ausfällt, ist zweitrangig geworden.“

Die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler sieht diesen Richtungswechsel, ebenso wie der Verwaltungsstab des Kreises, mit eher gemischten Gefühlen. Es sei zum einen gut, dass die Belastung des Krankenhauswesens im Mittelpunkt der Maßnahmen stehe und die positiven Effekte des Impfens stärker Berücksichtigung fänden. „Wir wissen aber bis zum heutigen Tage nicht, welche Maßnahmen vorgesehen sind, wenn die Krankenhäuser tatsächlich überlastet sind, geschweige denn, wie lange es dauern würde, bis sie greifen. Und vor allem ist an die Gesundheitsämter nur unzureichend gedacht worden, denn im Bereich der Kontaktpersonennachverfolgung muss ja trotzdem jede betroffene Person angerufen und in deren Kontaktumfeld eingeordnet werden, wer besondere gesundheitliche Risiken hat und gezielte Aufklärung beziehungsweise Schutzvorkehrungen benötigt“, meint die Gesundheitsdezernentin. „Die täglichen Fallzahlen befinden sich weiterhin auf einem hohen Niveau, das Virus ist nicht weg. Eine Pandemie ist eben nicht rein politisch zu lösen.“

"Klarere Maßgaben gewünscht"

Die Arbeit sei für das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr durch die neue Verordnung nicht wesentlich leichter geworden, so Simmler weiter. „Dabei werden künftig höhere Fallzahlen pro Woche billigend in Kauf genommen, also mehr Fälle, die es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bearbeiten und einzuordnen gilt.“ Vor allem gehe es aber um erkrankte Menschen und um Systeme wie zum Beispiel Schulen und Kindergärten, in denen Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu einer Impfung haben.

„Da bereiten uns hohe Fallzahlen weiterhin Sorge. Hier hätten wir uns andere und vor allem klarere Maßgaben gewünscht. Diese Pandemie läuft Gefahr, zu einer Pandemie der Kinder und Jugendlichen zu werden, wenn alle Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die derzeit noch zu niedrige Impfquote so bleiben wie sie sind.“ Als etablierte Größe zur Einschätzung des aktuellen Infektionsgeschehens werde man daher intern auf die Sieben-Tages-Inzidenz nicht verzichten und die durch das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr berechnete Zahl auch weiter auf dem Dashboard veröffentlichen.

Im Main-Kinzig-Kreis sind die Fallzahlen in den vergangenen Tagen zurückgegangen. Der Sieben-Tages-Inzidenzwert liegt nach Berechnung des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr mittlerweile bei 88 (Vortag: 99). In den vier Krankenhäusern im Kreisgebiet befinden sich 23 Patientinnen und Patienten mit Covid-19, sechs von ihnen benötigen intensivmedizinische Betreuung.
(pm)

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