Bio-Pilze aus dem Inklusionsbetrieb
Samstag, 09.10.2021
MAIN-KINZIG-KREIS - Herbstzeit ist Pilzzeit – im Inklusionsbetrieb Grün&Grün in Linsengericht-Altenhaßlau haben die leckeren Kräuterseitlinge und Shiitake jedoch das ganze Jahr Saison. Die Edelpilze werden dort in zwei Klima-Zellen gezüchtet und haben jetzt das Bioland-Siegel bekommen, weil der Anbau auf ökologischer Basis erfolgt. Unsere Zeitung sprach mit Betriebsleiter Manfred Schäfer über die Pilzproduktion.
Wie ist das Behinderten-Werk auf die Idee gekommen, in seinem Tochterunternehmen eine Pilzzucht zu etablieren?
Manfred Schäfer: "Als Inklusionsbetrieb, in den Menschen mit und ohne Behinderungen arbeiten, sind wir immer auf der Suche nach neuen und interessanten Beschäftigungsmöglichkeiten. Auf der Werkstätten-Messe in Nürnberg haben die Halleschen Werkstätten vor ein paar Jahren ihre Pilz-Produktion vorgestellt. Davon haben wir uns inspirieren lassen, denn es passt gut zu unserem Garten- und Landschaftspflegebetrieb. Unser Gemüse- und Wildstaudenanbau sowie die Pilzzucht bieten zusätzlich zu Mäharbeiten, Gehölzschnitt sowie Anlagenpflege interessante Aufgabengebiete für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen."
Die Edelpilze werden in Klima-Zellen gezüchtet. Welche Vorteile bietet das?
Schäfer: "Als wir mit der Pilzzucht begonnen haben, wurden zunächst Baumstämme mit Pilzsporen versehen, auf denen die Pilze dann reiften. Mit dieser Zuchtweise hatten wir zwar einige Erfolge, allerdings waren keine verlässlichen Erntemengen planbar. Durch die Klimazellen können wir den Reifungsprozess und das Erntevolumen selbst bestimmen – möglich sind bis zu 300 Kilogramm pro Woche."
Welche Auflagen mussten erfüllt werden, um das Bioland-Siegel für die Pilze zu bekommen?
Schäfer: "Um zertifiziert zu werden, ist beispielsweise die Herkunft der Substratblöcke nachzuweisen, auf denen die Pilze wachsen. Wir beziehen das Bio-Substrat von einem Demeter-Betrieb in Bremen. Es besteht aus kleingehäckseltem Grünschnitt sowie Mineralien und wird mit Pilzsporen versehen. Außerdem sind in der Pilzzucht strenge Hygieneregeln zu befolgen. Vertreter der Kontrollstelle überprüfen die Prozesse regelmäßig."
Unter dem Namen „Stammesbrüder“ werden bei Grün&Grün Kräuterseitlinge und Shiitake angebaut. Warum haben Sie sich für diese Pilzsorten entschieden?
Schäfer: "Das sind Edelpilze und damit wahre Delikatessen. Sie sind in der Küche vielseitig verwendbar, schmecken köstlich und verfügen über viele wertvolle Inhaltsstoffe. Roh im Salat, gedünstet, gebraten, als Füllung für Pfannkuchen oder Kartoffeln, als Aromaträger in der Soße –Shiitake und Kräuterseitlinge haben das gewisse Etwas. Anbau und Vermarktung sind für uns wirtschaftlicher, als wenn wir gewöhnliche Speisepilze wie Champignons anbauen würden."
Wer sind Ihre Kunden?
Schäfer: "Wir liefern unsere Edelpilze an Gastronomie-Betriebe, regionale Supermärkte und zwei Hofläden in Alzenau und Langenselbold. Natürlich sind die „Stammesbrüder“ auch in unseren Unverpackt-Läden in Gelnhausen und Hanau, im Marktplatz in der Kreisverwaltung in Gelnhausen, sowie auf unserem Wochenmarkt am Glashaus auf unserem Betriebsgelände hier in Altenhaßlau erhältlich. Sogar in Frankfurt-Sachsenhausen stehen unsere Pilze auf der Speisekarte: Zum Beispiel in der traditionsreichen Affentorschänke."
Wie mögen Sie Ihre Pilze am liebsten?
Schäfer: "Ganz klassisch: kleingeschnippelt und mit etwas Butter in der Pfanne gebraten. Dazu ein Stück gutes Brot – herrlich!" (pm)