Das Rennen ums Rathaus: Bürgermeister Stefan Erb (SPD)

Dienstag, 27.08.2019
von Lena Riemann
ERLENSEE - Das Rennen um den Einzug ins Rathaus hat begonnen: Heute wird zur Wahl des neuen Bürgermeisters in Erlensee, der derzeit amtierende Rathauschef Stefan Erb vorgestellt.
Herr Erb, was können Sie uns über sich erzählen?
Geboren wurde ich am 2. April 1973 in Hanau, bin aber dennoch ein waschechter Erlenseer und habe mein ganzes bisheriges Leben hier verbracht. Ab 1983 besuchte ich die Kopernikusschule in Freigericht und machte dort 1992 Abitur. Mein Studium an der Verwaltungsfachhochschule Wiesbaden, Abteilung Frankfurt, schloss ich 1995 als Diplom-Verwaltungswirt ab. Danach war ich zunächst stellvertretender Amtsleiter des Amtes für Finanzwesen, Kassenverwalter und Leiter der Vollstreckungsbehörde der damaligen Gemeinde Erlensee. Die Ernennungen zum Inspektor und Oberinspektor folgten bald.
Im Jahr 2000 wurde ich schließlich zum stellvertretenden Amtsleiter des damaligen Hauptamtes und zum Datenschutzbeauftragten bestellt. Die Ernennung zum Amtmann folgte dann im Jahre 2001. Seit Februar 2002 bin ich Bürgermeister unserer Gemeinde und seit 2012 unserer Stadt.
Ich bin mit meiner Frau Vanessa seit Mai 2014 verheiratet. Wir leben in der Wusterwitzer Straße im Neubaugebiet "Vor dem Neuen Friedhof" und fühlen uns dort mit unseren Katzen sehr wohl.
Was wollen Sie in Zukunft in der Gemeinde verändern bzw. wollen Sie Ihren aktuellen politischen Kurs beibehalten?
Ein einfaches „weiter so“ ist nicht das, was ich unter pro-aktivem politischen Handeln verstehe. Ich denke, die Grenzen eines sinnvollen Wachstums sind für Erlensee bis auf Weiteres erreicht. Daher möchte ich zunächst einmal ordnen, zurechtrücken und konsolidieren, was wir in den vergangenen Jahren an Wachstum hingelegt haben. Das war wichtig und verschafft uns als Verwaltung nun die finanziellen Spielräume, die es für all das braucht, was eine Stadt ihren Bürgern bieten möchte – wie ein Hallenbad, eine Bücherei, ein modernes Fußballzentrum und einen Familienbus, um nur die Highlights zu nennen. Aber Wachstum ist eben auch nicht alles - es braucht auch die Phasen, in denen man das Tempo etwas herausnimmt, die Menschen vor Ort mitnimmt und ihnen die Chance bietet, sich mit den Veränderungen, die passiert sind, auseinanderzusetzen und anzufreunden.
Was meinen politischen Kurs angeht: Ich bin Pragmatiker und sehe meine politische Aufgabe darin, angemessene und passende Antworten auf die jeweils aktuellen Herausforderungen zu finden. Gelegenheiten erkennen, Möglichkeiten und Spielräume optimal nutzen - das kann ich gut und das möchte ich weiterhin tun.
Wie sieht Ihr Wahlprogramm aus?
Als jemand, der aus dem Amt heraus kandidiert, fühlt es sich merkwürdig an, ein Wahlprogramm aufzulegen. Schließlich ist die (Weiter-) Entwicklung und das Wohlergehen der Stadt Erlensee mein täglicher Auftrag als Bürgermeister. Aber natürlich habe ich Ziele und Ideen bezüglich der Zukunft dieser Stadt.
Neben der primären und wichtigen Aufgabe, alle Themen rund um die Kinderbetreuung und die Jugendarbeit den Anforderungen anzupassen und auf höchsten Niveau zu halten, gibt es einige Dinge, die da auf meiner Agenda stehen. Die Stärkung und der Ausbau des Kulturangebots ist z.B. ein weiterer Schwerpunkt, genauso wie die Verbesserung und Ausweitung des ÖPNV, soweit das in unserer Macht liegt. Das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger positiv zu stärken und Bürgerbeteiligung neu zu denken sind weitere Punkte, die bearbeitet werden müssen.
Auch gibt es noch ein paar Aufgaben hinsichtlich der weiteren Optimierung unseres Stadtbildes - z.B. die Ortseinfahrt John-F.Kennedy-Straße - die zu erledigen sind. Hier wollen wir uns auf dem bisher Erreichten nicht ausruhen.
Und - nicht zuletzt - setze ich mich im Sinne der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit für die Fusion mit Neuberg ein, die allerdings von einer klaren Bürgermehrheit in beiden Kommunen getragen werden muss.
Warum sind Sie für den Posten als Bürgermeister geeignet?
Zunächst einmal habe ich die entsprechende Ausbildung. Ich kenne Erlensee wie meine Westentasche und bin in allen Bevölkerungsgruppen gut und vielfältig vernetzt.
Das kommunalpolitische Geschäft ist mir aus jeder denkbaren Perspektive vertraut und ich verfüge über das notwendige Knowhow, eine funktionierende und effektive Verwaltung zu führen. „Bürgermeister“ macht man nicht mal eben so nebenbei. Es ist ein Fulltimejob, der demjenigen, der das Amt ausübt, viel abverlangt. Im Übrigen bin ich als waschechter Erlenseer Bub in besonderer Weise mit meiner Stadt verbunden und l(i)ebe mein Amt mit Herzblut und Leidenschaft. Und das ist wohl die wichtigste Voraussetzung für diesen Job: Er muss einem Spaß machen.
Und nicht zuletzt glaube ich, dass ich den vorangegangenen drei Amtszeiten ziemlich viel bewegt habe und so wird es mir auch von vielen - ganz unterschiedlichen - BürgerInnen dieser Stadt zurückgemeldet.
Wo sehen Sie sich und die Gemeinde in zehn Jahren?
Zuvorderst liegt mir am Herzen, Erlensee für die Zukunft wirtschaftlich und umweltbezogen nachhaltig aufzustellen und alles dafür zu tun, was in meiner Macht steht. Wir sind durch die Entwicklung der letzten Jahre auf gutem Wege dahin, haben viele Voraussetzungen geschaffen, die uns in eine starke Ausgangsposition bringen.
Eine wesentliche Rolle beim Thema Zukunftsfähigkeit spielt auch die Fusion mit Neuberg – insofern sehe ich in 10 Jahren etwas, das gar nicht mehr Erlensee heißt, auch wenn ganz viel Erlensee drinsteckt.
Eine große inhaltliche Vision ist für mich das Ziel der Klimaneutralität -gerade für diesen Standort, der eine starke Logistik beherbergt, die verkehrsintensiv ist. Ich möchte dieses Ziel gerne als gemeinsame Anstrengung aller hier handelnden gesellschaftlichen und politischen Kräfte angehen.
Mich selbst sehe ich als politisch weiterhin aktiven Macher und Beweger – das bin ich und werde es noch eine ganze Weile bleiben.
Wie stehen Sie zur Fusion der Gemeinden Neuberg und Erlensee?
Wie schon gesagt - Ich gehöre ganz klar zu den Befürwortern und mache daraus auch kein Hehl.
Die Fusion von Neuberg und Erlensee zu einer neuen, eigenständigen Kommune mit Stadtstatus ist ein absolut sinnvoller und innovativer Weg und tut der Entwicklung beider Kommunen gut. Jeder Cent mehr in der Kasse kommt allen Bürgerinnen und Bürgern zugute, pro Jahr sprechen wir immerhin über ein Einsparungspotenzial von 1 Mio. Euro.
Es wird ohnehin eine Diskussion über eine künftige Gebietsreform kommen, die dann allerdings nicht freiwillig sein wird. Wenn die Landesregierung Zusammenschlüsse von Kommunen nicht für sinnvoll hielte, hätte sie wohl kaum schon jetzt einen so großen Fördertopf als Anreiz eingerichtet.
Ich stehe dafür, diesen Prozess auf der Basis einer konstruktiven, öffentlich geführten Debatte gemeinsam mit den Bürgern selbstbestimmt durchzuführen und so haben wir es auch mit den Bürgerentscheiden verabredet. Meiner Meinung nach passen Erlensee und Neuberg im Rahmen einer fairen und freiwilligen Fusion gut zusammen und ergänzen sich hervorragend.+++