ERLENSEE

Das Rennen ums Rathaus: Michael Börner (CDU)

Michael Börner, CDU (mitte) - Fotos: privat


Freitag, 30.08.2019
von Lena Riemann

ERLENSEE - Was wollen Sie in der Gemeinde verändern bzw. anders machen als Ihr Vorgänger?

Erlensee benötigt nach langen Jahren der SPD-Führung einen Tapetenwechsel. Von innen und von aussen. Es ist ganz normal,das sich nach so langer Zeit gewisse eingefahrene Strukturen bilden,die eine transparente,bürgernahe und ehrliche Politik im weitesten Sinne nicht mehr entfalten lassen. Hier gilt es anzusetzen. Es gab einige Dinge in den letzten Jahren hier in Erlensee,mit denen nicht nur meine Person nicht mehr einverstanden war. Damit meine ich nicht nur "grosse" Geschehnisse,wie z.B. den Verkauf des "Inneren Dreiecks" im Fliegerhorst, mit den daraus resultierenden,hochtrabenden Plänen, die alle nicht zustande kamen, sondern eher viele kleine Dinge. Die Handhabung der Stellenbesetzung im Rathaus, unklare Vergaberichtlinien bei Neubaugebieten,die offensichtliche Bevorzugung einer Bevölkerungsgruppe aus einem anderen Kulturkreis zum Stimmenfang, die fehlende Streuung bei Gewerbeansiedlungen, die nicht ausreichenden Gewerbesteuereinnahmen trotz massiver Grossgewerbeansiedlung, mangelnde Kommunikation mit der Bevölkerung bei Baumassnahmen(Gohlbrücke), den ständig ansteigenden PKW&LKW-Verkehr, fehlendes Sicherheitsgefühl der Bevölkerung, und viele andere (kleine) Dinge mehr.

Alle diese Dinge führen bei der Bevölkerung zu einem sich ständig aufbauschenden Gefühls des "Übergangenwerdens", was weiterhin zu einem Verlust des Vertrauens führt. Und wer kein Vertrauen mehr hat, bekommt Probleme bei einer Wahl.Vertrauen ist nämlich die einzige Legitimation einer öffentlichen Person. Deshalb möchte ich diese Dinge ändern, mit mehr "Mitnahme" der Bevölkerung, Dialog mit Vereinen,mehr Sprechstunden, andere(längere) Öffnungszeiten der Verwaltung, ein schlüssiges Verkehrskonzept, mehr Transparenz, nach Möglichkeit keine "Hinterzimmerpolitik", eine Veränderung des Erscheinungsbildes der Stadt - ein modernes, besseres Image.

Warum glauben Sie, dass Sie für den Posten als Bürgermeister geeignet sind?

Aufgrund meiner persönlichen Lebenserfahrung in meinem beruflichen Werdegang u.a. als selbstständiger Unternehmer in einem schwierigen Umfeld, meines idealen Alters (nicht mehr jung/noch nicht alt), den weitreichenden Verbindungen in Politik, Gesellschaft, Verbänden, Vereinen, Gewerbe, Wirtschaft, Presse, meine Eigenschaft, Dinge anzugehen und zu lösen, mich auf neue Situationen konsequent einzustellen, und vor allem - Menschen zu verbinden, statt sie zu trennen, bin ich meiner Meinung nach in den Grundeinstellungen für dieses anspruchsvolle Amt geeignet. Für das Amt des Bürgermeisters gibt es keine Vorbereitung, es gibt auch keine Lehrzeit dafür.

Was zählt, ist das Vertrauen der Wähler. Und das Vertrauen des Amtsinhabers in seine Verwaltung. Und das Vertrauen der Mitarbeiter der Verwaltung in den Amtsinhaber. Man kann sich auf so einen Posten kaum vorbereiten, wichtig ist, wie man mit den Menschen umgeht. Man bekommt eine sehr grosse Verantwortung, deshalb ist es manchmal auch besser, nicht zuviel nachzudenken. Instinkt für die richtigen Entscheidungen, für die Zukunft, ist sehr wichtig. Belastungen sind nicht auszuschliessen, wenn man Entscheidungen trifft. Gute Nerven muss man schon haben. In der Vergangenheit musste ich bereits einige solcher Entscheidungen treffen, ich bin dadurch gestählt und vorbereitet. Der einzelne Mensch, die Bevölkerung, die Stadt-muss dabei immer im Vordergrund stehen.

Michael Börner (CDU) - Fotos: privat
Michael Börner (CDU) - Fotos: privat


Wo sehen Sie sich und die Gemeinde in zehn Jahren?

Die Metropolregion Frankfurt rückt erkennbar immer näher, es ist eigentlich nicht mehr Erlensee, sondern Frankfurt-Ost. Der Verkehr nimmt zu, Landwirtschaft verschwindet, Flächen werden immer mehr zugebaut, Lärm nimmt zu, der Klimawandel verstärkt das Empfinden der Menschen für ein echtes Umdenken. Die politisch Verantwortlichen können sich dieser Diskussion nicht mehr entziehen. Es gilt die Frage: Wie möchten wir leben - in 10 Jahren? In Erlensee? Über kurz oder lang wird Erlensee eine grosse Rolle in der Region spielen, nicht nur wegen einer möglichen Fusion, sondern auch wegen seiner hervorragenden Lage in Rhein-Main, Hessen, Deutschland, Europa, alleine durch die Autobahnen. Erlensee ist sehr stark gewachsen in den letzten Jahren, ohne Frage. Fliegerhorst, Gewerbe, Baugebiete, enormer Zuzug. Demnächst noch Brandenburg, Lidl-Zentrallager, Fliegerhorstentwicklung. Für mich sind die Grenzen des Wachstums allerdings erreicht. Ich sehe am Horizont bereits (nicht nur in Erlensee!) grosse Probleme auf uns zukommen. Stichwort Klimawandel, Wasserverbrauch, fehlendes Grundwasser, neue Herausforderungen. Deshalb werde ich für keine weiteren Grossprojekte in Erlensee mehr zustimmen, die Grenze ist erreicht. Auch wegen der Topographie, Boden, Hochwasserzonen, Naturschutzgebiete, usw...

Ich halte eine Innen-bzw. Nachverdichtung für sinnvoller, bestehendes erhalten-statt auf der Wiese neu zu bauen. Erlensee sollte auch den Fokus auf eine breitere Streuung bei Gewerbeansiedlungen achten, eine Spezialisierung ist zu riskant. Mehr Produktion, mehr Mittelstand, mehr Handwerk, mehr Gewerbe, statt nur Logistik. Nicht das schnelle Geld zählt, sondern die Finanzen auf lange Sicht zur besseren Planung. Erlensee hat aber wegen des starken Wachstums in den letzten Jahren einen grösseren Spielraum als vergleichbare Kommunen, soviel steht auch fest. Mit mehr Transparenz, einer modernen Verwaltung,einem ansprechenden Stadtbild und der notwendigen Imageverbesserung hat Erlensee alle Optionen für die Zukunft.

Wie stehen Sie zu einer Fusion mit Neuberg?

Bis heute konnte mir noch niemand einen wirklich plausiblen Grund für eine Fusion Erlensee/Neuberg nennen. Im Prinzip ist eine Fusion ja keine schlechte Idee, auch mein CDU-Stadtverband ist im Prinzip dafür, allerdings müssen die Bürger darüber entscheiden können (ist im November). Als BM-Kandidat kann ich aber auch eine eigene Meinung vertreten, die ist meistens auch eine andere als die des Amtsinhabers. Das liegt in der Natur der Sache. Schon bei Mary Shelley konnte man aus einem Scheintoten und einem fast Gesunden, mit Hilfe von anderen Organen&Starkstrom, keinen gesunden, neuen Menschen machen. Und so wird es bei einer Fusion von Neuberg & Erlensee auch sein. Die Ideen und Ansätze sind im Prinzip ja ganz gut,bei genauerer Betrachtung aber hinfällig. Auch wird man einen Zusammenschluss nicht gegen die Meinung der Bevölkerung machen können. Letztlich dient eine evtl. Fusion nur einer Verlängerung der SPD-geführten Rathäuser, da ja Frau Schröder nicht mehr antritt.

Kandidaten gibt es keine. Dann wäre Stefan Erb evtl. bei der neu anstehenden Wahl "OB" von Neuberg und Erlensee. Dieser Plan wird aber nicht zustande kommen. Der Bürgerentscheid zur Fusion wurde ja durch das sehr, sehr langsame zählen der Neuberger Verwaltung jetzt erst nach der BM-Wahl in Erlensee ausgeführt. Bei einer evtl.Abstimmungsniederlage beim Bürgerentscheid hätte sich dieses Ergebnis naturgemäss auf die BM-Wahl ausgewirkt. Eine Niederlage vor der Wahl, sozusagen. Auch die im Prinzip sehr gute Machbarkeitsstudie ist irrelevant, da hier nur Verwaltungssachverhalte zur Sprache kommen. Nicht aber z.B. die Sanierung des Kanalsystems in Neuberg und des Bürgerhauses,da reden wir schon von einigen Millionen. Wer soll das bezahlen? Genau. Wir nicht. Erlensee ist nicht der Samariterbund von Neuberg. Erlensee benötigt keine Fusion. Neuberg schon. Und wenn es eine geben sollte-wenn man in 10 Jahren die gleichen Probleme hat, kommt dann die nächste Fusion mit X? +++

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