Burgen & Schlösser

In romantischer Lage gelegen: Das Stumm’sche Schloss Ramholz

Ein besonders schönes Schloss: das Stumm'sche Schloss Ramholz. - Fotos: Walter Dörr


Montag, 25.10.2021
von WALTER DÖRR

SCHLÜCHTERN - Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass das nur wenige Kilometer von Schlüchtern entfernt liegende Ramholz ein verträumtes Dorf ist – seit jeher ein Ortsteil der Gemeinde Vollmerz und nach der Gebietsreform per 1. Dezember 1969 mit Vollmerz, Ramholz und Hinkelhof der Schlüchterner Vollmerz. Wegen seiner romantischen Lage in einem von bewaldeten Bergzügen eingeschlossenen Talkessel ist es ein beliebtes Ausflugsziel.

Leider gibt es aber in Ramholz keinen gastronomischen Betrieb mehr, seit das überregional bekannte und beliebte Schlosscafe in der ehemaligen Orangerie des Schlosses Ende 2014 schloss. Man wird aber im Gasthaus „Zur guten Quelle“ im Ortsteil Hinkelhof und in der Gaststätte Josch in Vollmerz gut bewirtet. Viel zu bieten hat Ramholz für Naturfreunde und Freunde historischer Baudenkmäler durch das Stumm’sche Schloss mit dem historischen Landschaftspark – beides Kulturdenkmäler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.

Eine auf einer Steinplatte eingemeißelte Inschrift an dem historischen Gebäude dokumentiert: „Zu diesem Schloss wurde am 29. November 1893 der Grundstein gelegt. Am 25. September 1895 die Fahne auf den Turm gesteckt. Gott segne nun das Haus, und alle, die gehn ein und aus”. Hugo Rudolf Freiherr von Stumm (1845-1910) war Bauherr des „neuen” Schlosses, ein Anbau an die alte Renaissance-Huttenburg, und die Münchener Architekten Emanuel und Gabriel von Seidl erstellten die Pläne.

Imposantes Gebäude

Fast 2.000 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche und nochmal rund 2.500 Quadratmeter Keller- und Nutzräume, (150 Zimmer, 52 Kamine). Im Stil der Neugotik und dem Zeitgeist der „englischen” Renaissance nachempfunden, trägt das imposante Gebäude durch die Kombination mit Fachwerk auch deutsche Züge. Im gesamten unteren Stock, überall wo große Fenster sind, befanden sich früher Repräsentationsräume. In den Jahren vor und nach dem ersten Weltkrieg ein Mittelpunkt für Empfänge und Festlichkeiten, an denen gerne bedeutende Persönlichkeiten aus Aristokratie, Diplomatie und Wirtschaft teilnahmen.

Der eigentliche Wohnbereich ist im zweiten Stock. In der dritten Etage waren ursprünglich die Gemächer für das über 20-köpfige Personal sowie deren Arbeitsträume, wie Bügelzimmer, Wäschekammer oder Stauräume.  Dass sich Hugo von Stumm das große Haus baute, ist natürlich eine Leistung gewesen, aber das Besondere ist eigentlich, dass die ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Fläche von fast 100 Hektar auf dem Papier in einen Park verwandelt wurde mit den entsprechenden Wasseranlagen, Bächen, Hügelaufschüttungen, Kleingruppierungen und Gebäuden, wie eine Försterei, Gewächshaus, Teehaus, Kegelbahn und Familiengruft.

Ein schönes Fleckchen Erde

Rittmeister Hugo Stumm hatte das schöne Fleckchen Erde Ramholz während eines Manövers kennen und lieben gelernt. Inspiriert vom Fürsten von Pückler-Muskau (1785-1871), hatte von Stumm viele Ideen, die er mit dem fachmännischen Rat des renommierten schwedischen Gartenkünstlers Jöns Persson Lindahl (1843-1887) in die Tat umsetzte. Die Gestaltung des Schlossumfeldes mit den renaissanceartigen Treppenanlagen und Terrassen geht auf die Münchener Hausarchitekten zurück.

In Oberförster Felix Schnetzer (1855-1940) hatte der königlich preußische Rittmeister einen Mitstreiter, der den märchenhaften Landschaftsgarten pflegte, der einst bis hinauf zur Burgruine Steckelberg reichte, wo am 21. April 1488 (+ 29. August 1523) der Ritter und Humanist Ulrich von Hutten geboren ist. Die großzügigen baulichen Gegebenheiten von Schloss Ramholz sind ein immenser Kostenfaktor. So kam es, dass der Schlosspark durch Teilverkäufe stark verkleinert ist und das Schloss selbst auch in 2014 an einen chinesischen Investor veräußert wurde.

Bevor die Familie Stumm die Ländereien übernahm, hatte Ramholz eine wechselvolle Geschichte. Mit dem Niedergang der Herren von Steckelberg zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde deren umfangreicher Besitz an sechs Erben aufgeteilt, darunter auch an die Herren von Hutten. Die Eigentumsverhältnisse in der Huttenschen Linie wechselten in der Folge häufig. Philipp Daniel von Hutten, der schließlich 1642 alle Huttischen Güter besaß, wurde von einer durch Krieg und Pest verursachten wirtschaftlichen Notlage gezwungen, die „adeligen Wohnungen” in Ramholz und Vollmerz an seinen Schwager, Casimir Carl von Landas, zu verpfänden.

Als der kinderlose Casimir starb, erbte zunächst der Vater, der kurpfälzische Kirchenratspräsident Carl von Landas, danach Bruder Johann Friedrich von Landas, seines Zeichens kurpfälzischer Geheimrat, Hofmarschall und Faut zu Heidelberg. Nach dessen Tod ging die Pfandschaft 1677 an Tochter Amalie über, die mit Maximilian Freiherr von Degenfeld verheiratet war. Wegen ihrer Abgelegenheit wurde die Herrschaft Ramholz weitgehend von Vögten und Amtmännern verwaltet. 1852 verkauften die Grafen August Christoph, Gustav Christoph und Adolf von Degenfeld den gesamten Besitz an Fürst Ernst Casimir von Ysenburg-Büdingen.

1885 erwarb ihn Stahl-Baron Hugo von Stumm. Sein Enkel Knut von Kühlmann-Stumm, (Bundestagsabgeordneter, erst FDP dann CDU), war auch erfolgreich in der Land- und Forstwirtschaft und verunglückte 1977 tödlich bei einem Verkehrsunfall. Sein Sohn Magnus von Kühlmann versuchte in 2000 mit Teilverkäufen den Besitz zu entschulden. Durch den Tod von Magnus Viktor Otto Ludwig von Kühlmann am 23. Oktober 2008 erbte Maximilian von Kühlmann, ein Sohn aus erster Ehe, aber auch er konnte das Schloss nicht halten und veräußerte es 2014 an den jetzigen Besitzer, der sich Hals über Kopf in die Immobilie verliebt hatte und sie mit großem finanziellem Aufwand erhält.

Der alte Baumbestand des historischen Landschaftsparks, der 1893 bis 1910 angelegt wurde, erfordert ebenfalls eine besondere Beachtung, da in der Vergangenheit bei Stürmen oder durch Schneebruch bereits einige der stattlichen Bäume umgefallen sind.

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