Verwaltungsbüro auf vier Rädern ermöglicht Führerscheinumtausch unkompliziert
Mittwoch, 27.10.2021
MAIN-KINZIG-KREIS - Mit dem neuen „Umtauschmobil“ kommt die Verwaltung des Main-Kinzig-Kreises dorthin, wo die Bürgerinnen und Bürger wohnen: In die Kommunen und deren Stadt- und Ortsteile „Näher dran geht nicht. Mit diesem neuen Service geht der Main-Kinzig-Kreis und insbesondere die Führerscheinstelle neue Wege und leistet dabei auch Pionierarbeit, denn ein solches Angebot gibt es in den umliegenden Landkreisen bislang nicht“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler bei der Präsentation des multifunktionalen Umtauschmobils.
In dem zu einem modernen Büro umgebauten Transporter ist Platz für einen kleinen Tisch und zwei Stühle. Alles ist in Weiß gehalten. In der Rückwand sind Einbauschränke untergebracht. In diesem mobilen Verwaltungsbüro auf vier Rädern können die Bürgerinnen und Bürger bequem, wohnortnah und ohne Termin ihren alten Papierführerschein gegen einen fälschungssicheren Führerschein im Kartenformat umtauschen. „Das funktioniert ganz unkompliziert, die dafür benötigte Technik hat das Umtauschmobil an Bord“, erläutert Susanne Simmler, die den neuen Service gleich selbst testete.
Rund 100.000 alte Papierführerscheine
Der Bundesrat hatte den vorgezogenen, schrittweisen Umtausch der
alten Führerscheine 2019 beschlossen. Der gestaffelte Umtausch ist
deshalb notwendig, damit europäische Vorgaben fristgerecht eingehalten
werden können. Schließlich müssen deutschlandweit 40 Millionen
Führerscheine umgetauscht werden. „Für den Main-Kinzig-Kreis gehen wir
von einer Zahl von cirka 100.000 alten Papierführerscheinen und circa
140.000 unbefristeten Karten aus. Diese müssen alle bis Anfang 2033 in
einen EU-Kartenführerschein getauscht worden sein“, erklärt Kerstin
Schwarz, Leiterin der Führersteinstelle im Main-Kinzig-Kreis.
„Gleichzeitig müssen wir ab 2028 die schon seit 2013 befristeten
Führerscheine immer wieder verlängern, das heißt, auch hier immer wieder
neue ausstellen. Das ist eine Menge an Verwaltungsarbeit, die da auf
uns zu kommt“, erklärt Kerstin Schwarz.
Hier setzt das
Umtauschmobil des Main-Kinzig-Kreises an. Denn es nimmt vielen Menschen
den Weg in die Führerscheinstelle ab. Die Idee zu diesem Projekt kam
Birgit Klüh in den Sinn, als sie mit Kolleginnen und Kollegen über die
große Aufgabe sprach, die es zu bewältigen gilt. Könnte man nicht
einfach mit einem kleinen Bus die zum Teil langen Wege deutlich
abzukürzen? Und dabei sogar noch aktiv einen Anreiz schaffen, damit die
Bürgerinnen und Bürger die Umtauschaktion frühzeitig in Angriff nehmen?
Ja, man kann.
Bürgernah und serviceorientiert
„Die Idee für das Umtauschmobil zeigt, wie bürgernah und
serviceorientiert unsere Verwaltungsmitarbeitenden denken“, lobte Silvio
Franke-Kißner, Leiter des Amtes für Sicherheit, Ordnung, Migration und
Integration. Als er von den Überlegungen der Mitarbeiterin hörte,
erkannte er das Potential und sagte deshalb sofort: „Ja, so machen wir
es.“ Auch Susanne Simmler ist von den Möglichkeiten, die das
Umtauschmobil bietet, überzeugt: „Die Technik macht es möglich und wir
sind bereit, sie vor Ort zu nutzen. Das Umtauschmobil wird dabei eine
große Hilfe sein, etwa bei Polizeikontrollen, wenn es um schnelle
Datenabfragen von Fahrerinnen und Fahrern geht. Moderne Verwaltung ist
in Bewegung und kommt dahin, wo sie gebraucht wird“, erklärt Susanne
Simmler.
Die Technik für das mobile Büro funktioniert über einen
mobilen Internet-Anschluss. An Bord ist auch ein Gerät, das sich Speed
Capture Biometrics nennt. Damit können vor Ort biometrische Bilder von
den Antragstellenden gemacht werden. Der neue Führerschein wird dann in
der Bundesdruckerei gefertigt und wird den Antragstellenden zugeschickt.
Der Papier-Führerschein wird im Umtauschmobil mit einem Stempel
versehen, aus dem hervorgeht, bis wann er noch genutzt werden kann. Man
kann ihn dann natürlich sehr gerne zur Erinnerung mit nach Hause nehmen.
Mitgebracht werden müssen ein gültiges Ausweisdokument und natürlich
der Führerschein. Der Umtausch kostet bundesweit 25,30 Euro; für das
Foto, wenn es nicht mitgebracht wird, sind sechs Euro zu bezahlen. Es
ist nur bargeldlose Zahlung möglich.
Das sind die Fristen
Bei
den Fristen für den Umtausch der Papierführerscheine (grau, rosa, DDR),
geht es nach Geburtsjahrgang, bei den seit 2013 ausgestellten
Kartenführscheinen geht es nach Ausstellungsjahr. Bislang waren die
alten Führerscheine unbefristet ausgestellt. Das ändert sich jetzt, denn
die Kartenführerscheine müssen nach 15 Jahren verlängert werden.
Zurzeit sind die Jahrgänge 1953 bis 1958 dran, diese haben Zeit, ihre
Fahrlizenz bis zum 19. Januar 2022 auszutauschen, wenn sie dies noch
nicht getan haben. „Wir verweigern aber auch den anderen Jahrgängen, die
schon jetzt tauschen wollen, nicht die Antragstellung“, betont Kerstin
Schwarz. Nach den oben genannten Jahrgängen geht es weiter mit denen von
1959 bis 1964, diese haben bis Anfang 2023 Zeit. Wird diese Frist nicht
genutzt, müssen die Betroffenen mit einem Verwarngeld rechnen. „Das ist
dann so, als wären sie ohne Dokument unterwegs, da der Führerschein ja
abgelaufen ist“, erläutert Kerstin Schwarz.
Wichtig zu wissen:
„Mit dem Umtausch ist keine Prüfung der Fahrtauglichkeit verbunden. Die
alte Fahrerlaubnis behält auch weiterhin ihre Gültigkeit, man darf also
alles das, was man zum Zeitpunkt der Umstellung mit diesem Führerschein
fahren durfte, auch weiterhin steuern“, betont Kerstin Schwarz. „Bisher
haben wir seit 2019 mehr als 8.000 Umtauschanträge abgearbeitet. Da sind
aber nicht diejenigen dabei, die aus anderen Gründen schon Besitzer
einer Karte wurden“, erläutert Kerstin Schwarz.
Die neuen
Führerscheine im Scheckkartenformat sind fälschungssicher und EU-weit
einheitlich gestaltet. Bis zum 19. Januar 2033 müssen alle vor dem 19.
Januar 2013 ausgestellten Fahrlizenzen umgetauscht werden. Bis dahin
wird das Umtauschmobil an zahlreichen Stationen im Main-Kinzig-Kreis
Halt gemacht haben. Über die einzelnen Termine wird auf der Webseite des
Main-Kinzig-Kreises auf der Seite der Führerscheinstelle informiert.
Reguläre Termine können in den Führerscheinstellen des Main-Kinzig-Kreises in Hanau oder Linsengericht gebucht werden. Als besonderer Service im Main-Kinzig-Kreis besteht die Möglichkeit, die Umstellung auf einen Kartenführerschein in einem der Rathäuser am Wohnort zu beantragen. Hier engagieren sich 27 von 29 Städten und Gemeinden, denen die Führerscheinstelle und Susanne Simmler ausdrücklich danken. Lediglich Bad Orb und Maintal sind nicht dabei. (pm)
