Inzidenz nun bei 223: Weitere Unterstützung in der Pandemiebewältigung
Dienstag, 16.11.2021
MAIN-KINZIG-KREIS - Das ungebremste Wachstum bei den Coronavirus-Neuinfektionen hat den Main-Kinzig-Kreis veranlasst, weitere interne Maßnahmen zu treffen, um die Arbeitsbelastung im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr zu entschärfen. So wird in diesen Tagen Personal aus anderen Bereichen der Verwaltung abgezogen, um in der Abarbeitung der Fälle mitzuhelfen. Das wiederum kann bedeuten, dass die Öffnungszeiten und Erreichbarkeiten in anderen Teilen der Kreisverwaltung sowie an Außenstellen eingeschränkt werden müssen.
Eine noch stärker digitalgestützte Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, beispielsweise in der Vermittlung von PCR-Test-Terminen oder der automatischen Übermittlung und Zuordnung von Schnelltestergebnissen über das DAICY-Portal, hatte in den vergangenen Wochen und Monaten schon Personalkapazitäten freigeschaffen.
Eindämmung von Ausbruchsgeschehen
Doch diese Puffer seien angesichts von wöchentlichen Fallzahlen von
mittlerweile über 900 irgendwann aufgezehrt, wie Landrat Thorsten Stolz
klarmacht. „Unser besonderes Augenmerk liegt in der Eindämmung von
Ausbruchsgeschehen und im Schutz besonders sensibler Bereiche. Dazu
zählen die Pflege, Schule, Betreuung und Krankenhäuser. Auf diese Fälle
legen wir die größte Priorität. Das führt jedoch auch dazu, dass wir bei
anderen positiv Getesteten sehr stark auf deren Eigenverantwortung und
Mithilfe setzen“, so Stolz.
Der Main-Kinzig-Kreis appelliert in
diesem Zusammenhang an die Bürgerinnen und Bürger, die Corona-Situation
sehr ernst zu nehmen. Dabei könne und müsse jeder einen Beitrag leisten.
Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler: „Wer sich unwohl fühlt, wer
Erkältungssymptome hat, wer vielleicht auch konkreten Grund zur Annahme
hat, sich angesteckt zu haben, der sollte sich an seine Hausarztpraxis
wenden und testen lassen. Der sollte sich fernhalten von Feiern und
Veranstaltungen, von Menschansammlungen. Und der sollte auch schon mal
seine Kontakte der vergangenen Tage protokollieren, um sie schnell und
selbstständig zu informieren, wenn ein Testergebnis positiv ausfällt.
Rasches eigenverantwortliches Handeln ist in diesen Zeiten ungebrochen
hoher Mobilität und vieler Kontakt elementar.“
Für die
Kreisspitze, die am Montag in der Sitzung des Verwaltungsstabs über die
Corona-Situation beraten hat, hängen die großen Themen dieser Tage eng
zusammen: Impfen, Testen, Infektionsgeschehen. Die Impfkampagne sei
bundesweit schon im Sommer ins Stocken geraten, woraufhin auch
Kapazitäten wie Impfzentren abgebaut wurden. Auch die leicht
zugänglichen und breit verfügbaren Schnellteststationen gibt es erst
seit dem Wochenende wieder. Gleichzeitig breite sich das Coronavirus in
allen Alters- und Bevölkerungsschichten ungebremst aus – selbst in der
Altersgruppe der Über-60-Jährigen liege der Inzidenzwert mittlerweile
wieder bei über 150 – da die Kontaktmöglichkeiten, die sich im
öffentlichen Raum ergeben, auch reichlich genutzt werden.
Hart an der Belastungsgrenze
„Ich
will es mal so deutlich sagen: Es sind gerade die Gesundheitsämter und
der Öffentliche Gesundheitsdienst, bei denen sehr viel abgeladen wird
und bei denen eine sehr hohe Verantwortung liegt. Die Kolleginnen und
Kollegen gehen schon wieder seit Wochen hart an ihre Belastungsgrenze
und darüber hinaus, und sie werden mitunter noch unflätig beschimpft“,
sagte Landrat Stolz am Montag.
„Selbst mit einer Verdopplung des Personals können wir aber nicht mehr jeder infizierten Person im Main-Kinzig-Kreis in langen, ausführlichen Telefonaten vorbuchstabieren, dass sie zu Hause bleiben, sich auskurieren und testen muss. Das ist bei diesen Zahlen und Infektionswerten nicht möglich. Das sollte aber nach 20 Monaten Pandemie mittlerweile auch jeder selbst wissen und mittragen können, und man sollte auch die Tragweite kennen, wenn man die Notwendigkeiten ignoriert.“
Massiver Anstieg der Impfnachfrage
Neben
der weiteren Stärkung des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr stärkt
der Main-Kinzig-Kreis auch das Team um Impfleiterin Dr. Silke
Hoffmann-Bär. Die Arbeit der Dein-Pflaster-Impfstellen in Hanau,
Gelnhausen und Schlüchtern wird kurzfristig zeitlich und personell
ausgedehnt, die Personalakquise läuft bereits. Außerdem sollen
zusätzliche Kapazitäten für mehr dezentrale Impfaktionen in der Fläche
geschaffen werden. Hintergrund ist ein massiver Anstieg der
Impfnachfrage in den vergangenen Tagen.
„Ich denke, dass hier das
aktuelle Infektionsgeschehen eine starke Rolle spielt und sich viele
Menschen jetzt noch so schnell wie möglich ihre Erstimpfung oder ihre
Auffrischung abholen wollen“, schätzt die Erste Kreisbeigeordnete
Simmler. Sie wies am Montag erneut darauf hin, dass die erste Adresse
für Impfungen, insbesondere auch Auffrischungsimpfungen, die
niedergelassene Ärzteschaft ist.
Es werde weder bei den ambulanten
noch den stationären Impfangeboten eine Unterscheidung gemacht, wo
jemand herkomme und ob es nun der erste oder der dritte Piks sei, sofern
der rechtliche Rahmen eingehalten werde. „Dennoch bitte ich um
Verständnis, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst hier nur ergänzend
wirken kann und der Hauptanteil der Impfungen durch die Arztpraxen
übernommen werden sollten. So hat es das Land Hessen in Abstimmung mit
der Kassenärztlichen Vereinigung klar geregelt.“
Schul- und
Jugenddezernent Winfried Ottmann sieht die Empfehlungen des Kreises an
die Bereiche Bildung und Betreuung bestätigt, die auf stärkeres Testen,
Kohortierung und Schutz hinauslaufen. „Die Schulträger Main-Kinzig-Kreis
und Stadt Hanau haben sehr früh auf die positive Wirkung der
Präventionswochen auf das Infektionsgeschehen hingewiesen. Kaum wurden
die Maßnahmen gelockert, sehen wir bereits erste Ausbrüche in
Schulklassen und Jahrgängen. Wenn wir eine weitere Zunahme verhindern
wollen, braucht es stärkere Anstrengungen. Denn das Risiko, sich
anzustecken, wird für die Kinder und Jugendlichen leider täglich
größer“, so Ottmann.
Die Infektionszahlen haben sich im Kreisgebiet nach einem ersten größeren Anstieg im September vor allem seit Mitte Oktober drastisch erhöht. Derzeit gelten 1.790 Menschen im Kreisgebiet als infektiös. Die Sieben-Tages-Inzidenz der Neuinfektionen liegt bei 223. Die Belegungszahlen in den Krankenhäusern ist ebenfalls deutlich angestiegen. In den vier Kliniken werden derzeit 47 Patientinnen und Patienten mit Covid-19 behandelt, elf intensivmedizinisch. Mitte Oktober lag diese Zahl noch bei 18 Personen insgesamt beziehungsweise fünf, die auf den Intensivstationen lagen. (pm)