"Am Limit": Gesundheitsamt appelliert an Selbstverantwortung der Bürger
Donnerstag, 25.11.2021
MAIN-KINZIG-KREIS - „Die Pandemie bewältigt nicht ein Amt oder ein Ministerium alleine, das kann nur über das Zusammenspiel aller Institutionen und vor allem auch mit einem hohen Maß an Selbstverantwortung der Bürgerschaft gelingen“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler.
„Schon seit Beginn der Pandemie gilt es, Verantwortung für sich und das Gegenüber zu übernehmen, das gilt heute genauso wie gestern. Wir alle sind seit nunmehr knapp 22 Monaten wieder an dem Punkt, an dem wir alle eigenständig und sensibel schauen können und sollten, wie man den Kontakt zu anderen Menschen im Privatbereich sicher gestaltet, etwa durch Abstand, Maske, gutes Lüften oder die Kombination all dessen“, so Simmler weiter. Zu prüfen sei auch, welche Kontakte derzeit zwingend notwendig seien. „Bei Erkältungssymptomen ist aus unserer Sicht zum Schutz aller auf Nummer sicher zu gehen und vor einer Abklärung zum Beispiel durch einen Selbst- oder Bürgertest möglichst keine Veranstaltungen zu besuchen oder Kontakte zu haben.“
1.200 Neuinfektionen in der Woche
Die Gesundheitsdezernentin bezieht sich dabei auf die teils immens
hohe Zahlen an Kontaktpersonen und von Infizierten. „Schon jetzt ist es
für das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr großteils nicht mehr
möglich, jeden labortechnisch nachgewiesenen Fall im Einzelnen gesondert
zu informieren oder intensiv zu beraten. Dazu ist das Fallaufkommen von
rund 1.200 Neuinfektionen in der Woche, bei deutlich steigender
Tendenz, schlicht zu hoch“, gibt die Erste Kreisbeigeordnete zu
bedenken.
Die bundesweite Strategie sei in der derzeitigen
Situation nicht mehr wie vor einem Jahr das sogenannte „Containment“,
also die Unterbrechung der Ketten zu versuchen. Der Schwerpunkt liege
auf „Protection“, also dem Schutz von besonders sensiblen Institutionen
wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Schulen und Kindergärten. „Der Fokus
liegt im Besonderen auch auf älteren Menschen, die ein hohes Risiko für
schwere Krankheitsverläufe haben, ebenso Menschen mit Vorerkrankungen.
Diese Fälle versuchen die Kolleginnen und Kollegen sehr schnell und
unkompliziert zu klären“, erklärt die Gesundheitsdezernentin.
Standardisiert
erfolgt nun kein Anruf durch das Gesundheitsamt bei allen
Kontaktpersonen mehr, auch ausführliche Gespräche und Beratungen sind
nicht mehr möglich, wenn man einen Positivbefund durch das Labor
gemeldet bekommt. „Die Labormeldung geht auch an uns als Landkreis und
zuständige Behörde. Wir können alleine schon aufgrund von Merkmalen wie
Alter bestimmte Rückschlüsse ziehen und sofort unsere Maßnahmen
gemeinsam mit beispielsweise den Schulen starten. Wir konzentrieren
damit täglich unsere Kräfte auf diese besonders schützenswerte
Bereiche“, so Simmler.
Bundeswehr unterstützt
Seit
einigen Tagen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für
Gesundheit und Gefahrenabwehr im Sachgebiet Hygiene mit Hilfe von
personeller Unterstützung aus anderen Teilen der Verwaltung zu einem
Drei-Schicht-System zurückgekehrt, wodurch individuelle Meldungen
schneller bearbeitet werden können. Auch die Bundeswehr wurde erneut um
erhöhtes Kontingent zur Unterstützung gebeten. Das seien „alles
Maßnahmen, die helfen können“.
„Aber um es deutlich zu sagen: Wir
sind auf die Selbstverantwortung eines jeden Einzelnen angewiesen, dass
wir bestimmte und leicht beherrschbare Grundregeln voraussetzen dürfen.
Als wir im letzten Jahr ähnlich hohe Zahlen hatten, gab es umfassende
Einschränkungen, die die Kontaktdichte reduziert und die Coronawelle
gebrochen haben. Das ist nun anders. Aber jeder muss jetzt auch wissen,
was zu tun ist, wenn er sich grippig und unwohl fühlt, und für jeden
haben wir auch diese Informationen leicht zugänglich parat“, bittet
Simmler davon auch Gebrauch zu machen. Zuvorderst sei das tagesaktuelle
„CoroNetz“ zu nennen, mit Hinweisen und Kontaktmöglichkeiten für die
Menschen im Main-Kinzig-Kreis. Dieses Angebot ist auf der Internetseite
des Kreises unter www.mkk.de zu finden.
Der Main-Kinzig-Kreis
erinnert daran, was die wesentlichen Schritte nach der Übermittlung
eines positiven PCR-Testergebnisses sind:
- umgehend häuslich isolieren,
- die Kontaktpersonen der vergangenen Tage auflisten und eigenständig informieren,
-
die Kontaktpersonen sowie weitere Details zum Fall gebündelt dem
Main-Kinzig-Kreis melden, und zwar am einfachsten über ein
entsprechendes Formular im „CoroNetz“ auf der Internetseite des Kreises
(www.mkk.de unter CoroNetz/Corona-Tests).
Sieben-Tage-Inzidenz wird weiter steigen
Ebenfalls
auf der Internetseite des Kreises zu finden sind die
Handlungsanweisungen im Falle eines positiven Testergebnisses oder bei
einem Kontakt zu einer infizierten Person. Eine Reihe von zusätzlichen
Serviceleistungen, die der Kreis Betroffenen noch bis vor Kurzem zur
Verfügung stellte – etwa das beratende Einzelgespräch oder die
gesonderte schriftliche Information über das, was nach einem
Positivbefund zu tun ist – sind jedoch fürs Erste ausgesetzt.
„Die
meisten Dinge des privaten und des Freizeitbereichs sind erlaubt,
zugänglich und möglich, zumindest ohne große Einschränkungen für
Geimpfte und Genesene. Das heißt, aus all den Erfahrungen der
vergangenen Wochen und Monate, dass sich das Virus durch die vielen
Kontakte weiter in starkem Umfang und sehr leicht verbreiten wird“,
schätzt Susanne Simmler.
Die Sieben-Tage-Inzidenz – aktuell bei
rund 300 – werde in den kommenden Tagen noch weiter steigen, das zeigten
verschiedene Berechnungsmodelle. Dahinter stünden jeweils ganz
wesentlich mehr Fälle als in den Tagen zuvor. Diese Entwicklung zu
stoppen sei nur mit viel Zutun der Bevölkerung möglich.
„Mein Appell lautet an erster Stelle: Lassen Sie sich impfen, die Kapazitäten werden gerade allerorts ausgebaut. Denn eine Impfung schützt mittelfristig uns alle am besten. Und darüber hinaus: Schützen Sie sich und Ihre Mitmenschen auch im Privatbereich, wo es geht, nach den gelernten Konzepten und Regeln. Impfen, Testen, Kontakte vermeiden und Hygieneregeln: Das wird uns über diesen Winter sehr eng begleiten“, so die Erste Kreisbeigeordnete. (pm)