Burg Stolzenberg: Die Höhenburgruine in Bad Soden-Salmünster

Sonntag, 28.11.2021
von WALTER DÖRR
BAD SODEN-SALMÜNSTER - Relativ hoch oben – es sind immerhin 277 Meter ü.N.N. – liegt die ehemalige Burg Stolzenberg, eingebettet in malerisches Baumwerk. Von der einstigen Burg sind nur der Bergfried und wenige Mauerreste erhalten. Dennoch lohnt es sich, den beschwerlichen Weg über zahlreiche Treppenstufen zum Burgplateau hinaufzusteigen, denn von da oben hat man einen beeindruckenden Panoramablick auf den im Salz- und Kinzigtal liegenden Heilbadeort Soden und die malerisch umliegenden Berghügel.
Seit wann es die Burg gibt, kann nicht genau schriftlich belegt werden. Wie das Internetlexikon Wikipedia schreibt, wurde eine erste Befestigung bereits im 11./12. Jahrhundert errichtet. Quasi oberhalb der alten Fernhandelsstraße „Via Regia“ (eine wichtige von West nach Ost verlaufende Handels- und Militärstraße im Heiligen Römischen Reich, die das Rheinland über Frankfurt am Main und Leipzig mit Schlesien verband. Seit 2005 ist die Via Regia als Kulturweg des Europarats anerkannt), könnte sie auch eine Schutzfunktion gehabt haben, nämlich die Solequellen im Salztal zu sichern.
Erstmals urkundlich erwähnt wird der Stolzenberg in einer Urkunde König Wilhelms von Holland aus dem Jahr 1252. Darin wird dem Abt des Klosters Fulda, Heinrich IV. von Erthal die Erlaubnis erteilt, die kurz zuvor (nostris diebus) von "Feinden der Kirche" (inimicos ecclesie) zerstörte Burg wiederaufzubauen. Die Formulierung deutet darauf hin, dass die Burg einem Angriff durch Gebannte zum Opfer fiel - durch die Grafen von Rieneck etwa, die zwischen 1230 und 1250 versuchten, Besitz im Kinzigtal zu erobern, oder auch der Mainzer Erzbischof Gerhard von Dhaun hätte die Burg zerstört haben können, da dessen Salmünsterer Besitz an den Stolzenberg angrenzte. Vermutlich wurde der Bergfried nach 1252 neu errichtet und die ganze Anlage massiv ausgebaut. Ob dabei die Ringmauer entstanden ist, die die Vorburg am Fuße des Burgbergs umgab, ist nicht bekannt.
Für diese Siedlung „Stolzenthal“ erhielt der Fuldaer Abt von König Adolf von Nassau 1296 die Stadtrechte und nannte den Ort „Sod(en)“. 1299 ist ein Hermann von Hutten als "officiatus in Stolczenberg" belegt. Der frühe Vertreter des Adelsgeschlechts derer von Hutten verwaltete als Vogt das Burglehen. Nach einer Burgkapelle (1319) gab es am steilen Hang unterhalb der Burg eine Kirche, aus der 1896 die heutige Sankt-Laurentius-Kirche wurde. Die Familie von Hutten auf Burg Stolzenberg gab sich ab dem 15. Jahrhundert den Namenszusatz "zu Stolzenberg". 1512 stürzte in der heruntergekommenen Burg ein Teil der Kemenate ein, 1519 musste ein Burgteil neu errichtet werden. Frowin von Huttens Kampf im sogenannten „Ritterkrieg“ auf Seiten des Franz von Sickingen führte dazu, dass Truppen von Philipp von Hessen am 24. Oktober 1522 den Stammsitz Frowins beschossen. Lucas von Hutten zog um 1536 in das unterhalb im Tal erbaute Huttenschloss. Der letzte belegte Bewohner des Stolzenbergs war der Burggraf Cord Gaull.
1734 steht ein "verfallenes Schloß Stoltzenberg" in den Geschichtsbüchern. Und wie es früher so üblich war, recycelte man die Steine für Bauten in der Umgebung. 1970 wurden die Überreste der denkmalgeschützten Ruine gesichert und der zwanzig Meter hohe Bergfried mit 88 Treppenstufen zu einer Aussichtsplattform ausgebaut. Die wenigen Burgreste sind ein beliebtes Wanderziel, Sitzmöglichkeiten auf dem Rasen laden zum Verweilen, picknicken und für Kinder zum Spielen ein und man den Blick über das Land schweifen lassen.