TTC Salmünster: Auf besten Weg wieder Tischtennis-Hochburg in Hessen zu werden
Mittwoch, 08.12.2021
von DIETMAR KELKEL
BAD SODEN-SALMÜNSTER - Der TTC Salmünster ist auf dem besten Weg, wieder eine Tischtennis-Hochburg in Hessen zu werden. Insgesamt sind in der laufenden Saison 17 Mannschaften gemeldet. Im Frauen-Tischtennis ist der Verein nach Langstadt und Staffel bereits die Nummer drei in Hessen. Unser Mitarbeiter Dietmar Kelkel sprach mit dem Vorsitzendem Christian Stelting, seinem Stellvertreter Eugen Leibmann und Sportwart Björn Stelting über die aktuellen Entwicklungen und ehrgeizige Ziele.
Wie finanziert ein kleiner Verein mit rund 270 Mitglieder die enormen Reisekosten und Spesen für die ausländischen Spielerinnen und Spieler? Sponsoren für den Tischtennissport sind rar und die Mitgliedsbeiträge reichen doch nur für den „normalen“ Spielbetrieb.
Christian Stelting: Unsere Mitgliedsbeiträge wurden auch in der Vergangenheit nie genutzt, um unsere Topmannschaften zu finanzieren. Unsere ausländischen Spielerinnen sind in der Zeit, in der sie in Salmünster sind, Gäste der TT-Akademie Main-Kinzig, einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Dem Verein entstehen keine zusätzlichen Kosten und der TTC läuft nicht in Gefahr, die Gemeinnützigkeit zu verlieren.
Der TTC Salmünster ist Spitzenreiter der Frauen-Regionaliga West. Verzichtet der Verein auf ausländische Verstärkung in der Rückrunde und setzt auf das Prinzip Hoffnung? Oder will sich der TTC auf nationaler Bühne eindrucksvoll zurückmelden?
Björn Stelting: Wir sind natürlich froh, dass wir auf dem ersten Platz stehen. Die Hinrunde ist gut verlaufen. Natürlich war ein bisschen Glück dabei, da die anderen Topmannschaften überraschend verloren haben. Dass wir gegen Staffel ohne unsere Top 3 gewonnen haben, kam schon überraschend. Wenn die Runde abgebrochen wird, bleiben wir Erster und steigen auf. Wenn nicht, werden wir versuchen, immer mit Angelika und Kathie zu spielen.
Eugen Leibman: In der Coronazeit können wir nicht ein halbes Jahr im Voraus planen. Der Weg ist erst einmal die Entscheidungen des Verbandes und des DTTB abzuwarten. Jetzt sind wir an dem Punkt angelangt, oben mitzuspielen. Dazu sind wir drei auch angetreten. Es wäre für die jungen Spielerinnen natürlich eine mentale Stärkung, in der 3. Liga mal mitgespielt zu haben, selbst wenn es für den Klassenerhalt in der 3. Liga nicht reichen sollte.
Im Männer-Tischtennis tritt der Klub aber auf der Stelle, hat kaum mehr Chancen in die Hessenliga aufzusteigen. Was ist dabei der gravierende Unterschied zum erfolgreichen Frauensport?
Christian Stelting: Dass wir uns mehr auf die Frauenteams fokussiert haben, ist eine zufällige Sache. In der Nachwuchsarbeit haben wir weibliche Talente bekommen, die wir schneller entwickeln konnten. Aus Trainersicht kann man sagen, das eine junge Spielerin, die wir im Schulalter mit zehn, elf Jahren sichten, leichter an Topmannschaften im Frauenbereich herangeführt werden können als bei den Männern. Wir haben derzeit nicht das Ziel, in die Herren-Oberliga zu kommen, sondern mit Eigengewächsen so hoch wie möglich zu spielen.
Björn Stelting: Bei den Herren haben wir einige gute Nachwuchsspieler. Die vergangenen Jahre war es schwer genug, die Verbandsliga zu halten. Hinzu kam, dass Spieler wie Christian Träger, Holger Sattler, Steffen Braun und Herbert den Verein verlassen haben. Es hat einen großen Umbruch gegeben. Wir haben es jetzt aber geschafft, auch mit eigenen Spielern die Verbandsliga zu halten. Mittelfristiges Ziel bleibt die Hessenliga.
Seit Jahren kooperiert der Verein mit der Henry-Harnischfeger-Gesamtschule. Schon manches Talent hat über die Schul-AG zum Tischtennissport gefunden. Wird dieser Weg konsequent weiterverfolgt?
Christian Stelting: Auf jeden Fall. Wir entlasten die Schule, weil wir in der Tischtennishalle auch Sportunterricht anbieten. Ich mache beispielsweise Vertretungsunterricht neben meinem Studium. Die Schule unterstützt uns, so gut sie kann und stellt Mittel bereit. Wir haben jetzt sogar zweimal wöchentlich eine Schul-AG mit 30 bis 40 Kindern.
Die Erfolge der Salmünsterer Talentschmiede sind enorm. Am vergangenen Wochenende hat Laura Klimek bei den DTTB-Top 24 Platz fünf belegt. Sarah Peter wurde Zwölfte, Sienna Stelting 13. und Ryan Jager Elfter. Aber auch die Jungen 15 spielen in der Hessenliga eine tragende Rolle. Was sind die entscheidenden Faktoren für diese Erfolge? Eigene Halle, gute Übungsleiter, großer Zusammenhalt und motivierte Spielerinnen und Spieler?
Björn Steltimg: Laura Klimek hat ein exklusives Spielsystem, mit dem sie zu den Besten in Deutschland gehört. Sie spielt lange Noppen ohne Schwamm. Auch Sabina Jaschin haben wir umgestellt. Und die Erfolge, die die beiden einfahren, geben uns recht. Die eigene Sporthalle ist sicherlich für die Entwicklung talentierter Spieler ein großes Plus. Wir können Einzeltraining anbieten und haben durch die Kooperation mit der TT-Akademie immer auch gute Trainingspartner vor Ort.
Seit Gründung der Tischtennis-Akademie vor einem Jahr ist es ruhig geworden um diese zukunftsweisende Einrichtung. Hat die Coronapandemie dieser beispiellosen Tischtennisoffensive den Stecker gezogen?
Christian Stelting: Nach der Eröffnungsveranstaltung ist die Akademie wenig medial aufgetreten, aber im Hintergrund ist schon viel passiert. Wir sind gut vernetzt. Wir bieten Lehrgänge an, die gut angenommen werden, und sorgen dafür, dass sich unsere ausländischen Gäste bei uns wohl fühlen. Eine Zielgruppe sind natürlich auch Kinder und Jugendliche. Da führen wir beispielsweise Tages-Wochen-und Wochenendlehrgänge durch. Die Kinder kommen aus ganz Hessen.
Eugen Leibman: Wir werden im Orthofit zusätzlich einen Tischtennis-Shop eröffnen, wo die Möglichkeit besteht, sich zu gewissen Zeiten beraten zu lassen und Material am Tisch auszuprobieren.
Eine letzte Frage an Eugen Leibman, Inhaber des Gesundheitszentrum Orthofit. Wie unterstützen Sie den Verein? Ist der Tischtennisclub auf dem Weg zu mehr Professionalität?
Eugen Leibman: Bei all den Spielerinnen, von denen wir hier sprechen, sehe ich, wie sie an ihrem Körper, ihrer Beweglichkeit, Kraft und Koordination arbeiten. Diese Puzzleteile ergeben am Ende den Erfolg. Die Spielerinnen nutzen das Angebot von Orthofit, hier regelmäßig an ihrer körperlichen Fitness zu arbeiten. Die Bereitschaft der jungen Damen, für den Erfolg alles andere zurückzustellen, ist sicherlich dem außergewöhnlichen Einsatz von Christian und Björn zu verdanken. Ich ziehe den Hut davor, was die beiden von montags bis sonntags an Stunden investieren und durchgängig in der Halle sind. Ohne die beiden wäre der Verein nicht da, wo er ist.