Nur ärgerlich oder schon peinlich?

Karl Lauterbach muss Impfstoff aus anderen Ländern zurückkaufen

Symbolbilder: Pixabay, Archiv


Donnerstag, 16.12.2021

REGION - Der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will nun Impfstoff aus Osteuropa zurückkaufen, weil hierzulande kaum mehr etwas da ist. Dafür möchte er mehrere Milliarden Euro in die Hand nehmen. Das gab er kürzlich in einem TV-Interview bekannt.

Noch liegt Deutschland beim Impftempo ziemlich weit vorne. Beim Thema Pandemiebekämpfung bemühte sich die Bundesrepublik in den vergangenen Monaten auch, andere Länder bestmöglich zu unterstützen. So hat Deutschland im April 2021 unter Jens Spahn (CDU) den Koordinierungsmechanismus Access to Covid-19 Tools Accelerator (ACT-A) mitgegründet. Als derzeit zweitgrößter Geber von ACT-A hat Deutschland bislang 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Der Großteil der Unterstützung geht an die internationale Impfstoffplattform COVAX, ein Teil wird für Diagnostik und Medikamente gegen die Krankheit verwendet.

Bis Mitte Dezember wurden dadurch bereits 144 Staaten und Gebiete mit insgesamt über 709 Millionen Impfstoffdosen von AstraZeneca, Johnson & Johnson, Moderna und BioNTech versorgt. Mit 50 Millionen Euro unterstützt Deutschland außerdem den sogenannten "Humanitarian Buffer", um Impfungen zum Beispiel für Flüchtlinge zu ermöglichen, die von nationalen Impfplänen in ihren Aufenthaltsländern nicht erfasst werden.

Deutschland in Geberlaune

Darüber hinaus spendet die Bundesregierung seit Ende August auch eigene Impfstoffe, insgesamt mindestens 175 Millionen Dosen an Schwellen- und Entwicklungsländer, den größten Teil davon über COVAX. Damit ist Deutschland weltweit der zweitgrößte Geber an Impfstoffen, bisher wurden über 100 Millionen Impfdosen abgegeben. Über COVAX erhielten bisher Mauretanien, Äthiopien, Malawi, Togo, Tadschikistan, Sudan, Usbekistan, Vietnam, Botswana, Ägypten, Iran, Jamaika, Nigeria, die Philippinen, Kenia, Bangladesch, Côte d’Ivoire, Somalia, Pakistan, Guinea, Ruanda, Uganda, Angola, Benin, Nepal und Ghana Impfstoffe aus deutschen Lieferverträgen. In den nächsten Tagen und Wochen folgen weitere substanzielle Lieferungen u.a. nach Indonesien, an die Philippinen und nach Pakistan. Zusätzlich hat die Bundesregierung rund 7,7 Millionen Dosen bilateral gespendet, darunter an Namibia, Ägypten, Ukraine, Vietnam, Ghana und Thailand.

Fast kein Land der Welt spendet so viel Impfstoff, wie Deutschland
Fast kein Land der Welt spendet so viel Impfstoff, wie Deutschland

Retten, was zu retten ist

Für die deutsche Impfkampagne stehen so nur noch drei Millionen Dosen Biontech sowie zehn Millionen Moderna für die kommenden Wochen zur Verfügung. Viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass gerade die größte Impfkampagne des Landes läuft und alleine am Mittwoch bundesweit 1,5 Millionen Spritzen gesetzt wurden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach möchte aus diesem Grund "notfallmäßig Impfstoffe aus osteuropäischen Ländern zurückzukaufen, weil diese Länder zum Teil den Impfstoff, den sie haben, nicht verimpfen." Er unternehme alles, was er könne, um die Impfkampagne nun nicht zu gefährden.  

Künftig will Lauterbach, anders als sein Vorgänger Jens Spahn, früher und mehr Impfstoff für Deutschland bestellen, um jederzeit ausreichend Vakzine für die Bundesbürger vorrätig zu haben. Aktuell ist jedoch bei den beiden mRNA-Impfstoff-Herstellern Moderna und Biontech jede einzelne Phiole ausverkauft. (mr) 

Neues Beliebtes
    Kontakt
    Kinzig.News Redaktion:
    Telefon:06051 833 712
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.News Vertrieb:
    Telefon:06051 833 711
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.Termine