Pentz: Indiskretionen haben Union geschadet
Samstag, 18.12.2021
von Christian P Stadtfeld und Tobias Bayer
FULDA - Als Manfred Pentz im Februar 2014 zum hessischen CDU-Generalsekretär wurde, stand seine Partei auf Bundesebene bei 41 Prozent in den Umfragen (Infratest dimap), knappe acht Jahre später hat sich der Wert fast halbiert. Nur noch 23 Prozent der Deutschen würden der Union ihre Stimme geben, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären. Was ist seitdem mit Deutschland und der CDU passiert?
Pentz stellt sich im Gespräch mit KINZIG.NEWS-Chefredakteur Christian P. Stadtfeld und Tobias Bayer herausfordernden Fragen. Eine Unterhaltung über die vergangenen Monate in der CDU, die Zukunft der Partei in Hessen und im Bund, sowie persönliche Ambitionen.
Pentz über....
... die vergangenen Monate in der CDU und was besser werden muss:
Es ist eine schwierige Phase für die Union. Die Bundestagswahl hat man verloren, der neuen Regierung gehört man nicht an. "Es gibt nichts schönzureden", gesteht Pentz für seine Partei ein. "Die CDU muss wieder besser werden." Gründe für das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl und in den aktuellen Umfragen gebe es viele, die Wählerwanderung der vergangenen Jahre etwa. Die CDU müsse wieder mehr zu Geschlossenheit finden, es brauche einen neuen Markenkern und starke Oppositionsarbeit. Das heiße auch nicht nur zu meckern und nörgeln, sondern immer auch den Menschen eine Alternativoption anzubieten. Nur so sei ein Wiedererstarken möglich.
... die Ampel-Koalition:
Man müsse den Hut davor ziehen, dass die Ampel den Koalitionsvertrag in mehreren Wochen diszipliniert erarbeitet hat, gesteht Pentz ehrlich ein. "Und zwar ohne, dass etwas durchgestochen wurde. Diese Disziplin müssen wir in der Union wieder lernen", so der Generalsekretär. Die Rausstechereien und Indiskretionen hätten der Union im Gesamten geschadet. Auch wenn es keine radikalen Forderungen gebe, die das Land in den Untergang jagen, so gebe es zahlreiche Punkte, die den Menschen in unserem Land noch sauer aufstoßen werden. Zudem wird die Frage sein, so Pentz: "Was wird im Tagesgeschäft umgesetzt? Der Koalitionsvertrag ist sehr beliebig."
Auch wenn es Punkte gibt, mit denen er übereinstimmt, ist Pentz als Christdemokrat dennoch kein Fan von dem links-grün-liberalen Koalitionsvertrag. Etwa die Ziele in der Migrationspolitik könne er nicht nachvollziehen. "Niemand weiß, wo Ziel und Ende ist. Wie soll das denn realistischerweise zusammenpassen, wenn die FDP gesteuerte Migrationspolitik wolle und die Grünen die Tür öffnen möchten?" Auch, dass in der größten Krise, in einer Zeit, in der es die höchsten Corona-Infektionszeiten des Jahres gab, die designierte Ampel-Koalition sich weggeduckt habe, keine Entscheidung treffen wollte und dann noch die Notlage im Bundestag aufhob, sei katastrophal gewesen.
... neuer Partei-Vorsitz für die CDU:
Es sei gut, dass die Union einen Mitgliederentscheid hatte bei der Wahl des kommenden Parteivorsitzenden. Mit Friedrich Merz, Helge Braun und Norbert Röttgen standen drei Kandidaten zur Wahl. Jedes der 400.000 stimmberechtigten CDU Mitglieder in Deutschland konnte bis zum 16. Dezember abstimmen, wer der neue Chef der Christdemokraten werden soll. Merz trat bereits zum dritten Mal hintereinander zur Wahl an, gewann mit mehr als 60 Prozent der Stimmen. Pentz: "Ich begrüße, dass unsere starken Kandidaten sehr fair miteinander umgegangen sind. Jeder einzelne Kandidat hat seine Stärken und ich habe es jedem Einzelnen zugetraut, dass er die Partei in eine gute Zukunft führt." Die Union nun würde auch daran gemessen werden, wie sich die Unterlegenen hinter den neuen Vorsitzenden stellen. Für wen er war, hält Pentz bedeckt: "Jetzt ist die Stunde der Mitglieder. Ich habe als einfaches Mitglied in einer geheimen Wahl meinen persönlichen Favoriten gestärkt."
... sein Amt als Generalsekretär und die Zukunft der Hessen-CDU:
"Den Posten fast acht Jahre lang zu begleiten ist sehr anspruchsvoll. Er erfüllt mich aber auch. Ich habe die CDU sehr gerne und bin gerne Generalsekretär. Der Landesparteitag steht im Sommer kommenden Jahres an, dann werden wir sehen, wie es weitergeht. Es geht nicht nur um mich, sondern vor allem auch um das Land und die Partei. 2023 steht die nächste Landtagswahl an. Ich bin sehr optimistisch, dass die Union wieder stärkste Kraft in Hessen wird."
... Geburtstag und Zukunft von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU):
Am Samstag feiert Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier seinen 70. Geburtstag, Pentz kennt seinen Chef gut und gibt KINZIG.NEWS einen kleinen Einblick in die Feierstunde des Landesvaters: "Sein 70. Geburtstag wird ein sehr besonderer Tag für den Ministerpräsidenten. Bouffier ist ein Familienmensch durch und durch. Für ihn sind Familie, Freunde und Parteifreunde sehr wichtig. Daher freut er sich sehr auf seinen Geburtstag und wird diesen auch im Rahmen der coronabedingt aktuell gegebenen Möglichkeiten feiern. Das hat er sich verdient."
Wie lange Bouffier noch Ministerpräsident bleibt und ob er es auch nach der Landtagswahl 2023 bleiben will? "Dazu wird der Landesvater zu gegebener Zeit eine Antwort geben." Fest stehe: "Bouffier ist einer der profiliertesten und erfahrensten Politiker, die wir in der Bundeslandschaft haben. Gerade in Hessen haben wir ihm viel zu verdanken. In der schwersten Krise hat er die Zügel in die Hand genommen - besonnen, klar und immer nachvollziehbar und ordentlich dieses Land geführt."